Ins Leben zurückgerufen

auf dem Heimweg von Inkerstamm erledigt.«
    »Aber da haben Sie doch noch gar nicht gewußt, daß der Boß …«
    Pascoe ließ seinen Satz unvollendet. Er dachte an Geist und Materie, Wille und Gesetz und dann an Hillers Warnung, sich nicht gebrauchen zu lassen. Aber warum sollte man auf die Warnung eines Mannes hören, der nicht in der Lage war, seinen eigenen Grundsätzen zu folgen?
    »Was war das mit den Aktien?« fragte er.
    »Stamper hat mir einen Tip gegeben.«
    »Und warum, um Himmels willen?«
    »Natürlich nicht absichtlich, aber du weißt ja, wie Parvenüs sind, sie können einfach nicht anders als angeben. Hallo!«
    Das Telefon hatte geläutet, und Dalziel hatte den Hörer beim ersten Ton mit der Geschwindigkeit eines australischen Eckmanns abgenommen.
    »Percy, Sie Galgenstrick! Ja, Sie haben natürlich völlig recht. Nicht komisch. Tut mir leid … Gut, ich verstehe. Hören Sie, ich bin ein paar Tage weg, seien Sie doch so nett und rufen Sie Mr. Pascoe an, wenn sie zurückkommt. Ja, er redet dann mit ihr. Er vertritt mich voll und ganz. Großartig. Passen Sie auf sich auf.«
    Er legte den Hörer auf.
    »Das war Percy Pollock. Mrs. Friedman, die Wärterin im Gefängnis von Beddington, ist gerade auf Urlaub, kommt aber bald zurück. Ich habe gesagt, daß du dich darum kümmerst, in Ordnung?«
    »Muß ja«, sagte Pascoe ohne große Begeisterung. »Und was soll ich mit ihr anstellen?«
    »Dir fällt schon was ein, Junge«, sagte Dalziel. »Jetzt mache ich mich am besten auf den Weg und kaufe mir ein Buch mit Redensarten, oder wolltest du noch was sagen?«
    Pascoe schüttelte den Kopf.
    »Nichts«, sagte er. »Außer gute Reise. Und Gott schütze Amerika.«

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    Dritter Teil
    Goldener Apfel
    Eins
    »Schlechtes Wetter, eine weite Reise, unsichere Reisegelegenheiten, ein gesetzloses Land und eine Stadt, die vielleicht nicht einmal Euch ungefährdet läßt.«
    D ie Warteschlange am Einreiseschalter wand sich wie ein Alpenpaß, und ihr Kopf verschwand beinahe in den Wolken.
    Dalziel genehmigte sich einen Schluck zollfreien Whisky aus seinem halbleeren Flachmann.
    »Wie lange dauert das hier, Ihrer Meinung nach?« fragte er die Frau, neben der er seit Heathrow gesessen hatte. Ihr Name war Stephanie Keane. Sie war etwas über dreißig, bequem, aber elegant mit einer lose sitzenden Musselinbluse und Rock bekleidet, und auf eine magersüchtige Art recht hübsch. Anfänglich war ihre Reaktion auf Dalziels Unterhaltungsversuche frostig gewesen, doch als ihr klargeworden war, daß er zum ersten Mal den Atlantik überquerte, war sie aufgetaut und hatte sich zur Beatrice seiner verlorenen Seele küren lassen. Er hatte von ihr erfahren, daß sie Mitbesitzerin eines Antiquitätenhandels in den Midlands war und beruflich häufig in die USA reiste.
    Nun warf sie einen fachmännischen Blick auf die Warteschlange.
    »Drei Stunden mindestens.«
    »Das soll wohl ein Witz sein«, sagte Dalziel ungläubig. »So lange würde ich mich noch nicht einmal anstellen, um mitzuerleben, wie England Wales fertigmacht.«
    Sie bedachte ihn mit dem Blick amüsierter Herablassung, den emanzipierte Frauen für prähistorische Muskelprotze übrig haben.
    »Was gedenken Sie also dagegen zu unternehmen?« fragte sie ironisch.
    Nachdenklich genehmigte sich Dalziel noch einen weiteren Schluck. Dann drehte er den Verschluß wieder zu und ließ die Flasche in seine Schultertasche gleiten.
    »Tut mir leid, Schätzchen«, sagte er.
    Er bückte sich hinter ihr, steckte seine Rechte zwischen ihre Beine, packte den Vordersaum ihres Rockes und zog ihn heftig zum Schritt hoch, wobei er ihr gleichzeitig den linken Arm hinter den Rücken klemmte.
    »So! Meine Liebe, betrachten Sie sich als verhaftet.«
    Stephanie Keane schrie gellend auf und versuchte sich mit der Aktentasche in ihrer freien Hand zu wehren, aber da hätte sie auch einen Stier mit Gänseblümchen peitschen können. Dalziel schob sie durch die Reihen der Passagiere vorwärts, die wie Schafe auf einer Wiese Platz machten und sich verteilten, indem er ihren Rock so eng zog, daß sie auf Zehenspitzen gehen mußte, bis ihnen ein bewaffneter Mann in Uniform schließlich den Weg verstellte.
    »Was geht hier vor?« fragte er.
    »Nichts geht hier vor«, erwiderte Dalziel. »Ich bin von der Kripo, und die da ist eine Schmugglerin. Warum reden wir nicht ein Wörtchen mit Ihrem Boß, bevor Sie sich Ihre berufliche Laufbahn ruinieren?«
    Es dauerte noch fünf Minuten, bis er nach etlichen weiteren