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Ins Leben zurückgerufen

Ins Leben zurückgerufen

Titel: Ins Leben zurückgerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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nun ist er irgendein hohes Tier, zumindest habe ich seinen Namen in unseren Zeitungen gesehen, also sollte es nicht schwierig sein, ihn aufzuspüren.«
    Er pfiff im Dunkeln, aber das machte ihm nichts aus. Es war nicht das erste Mal, daß er im Dunkeln stand, und wenn man laut genug pfiff, kam in der Regel jemand angedackelt und wollte wissen, was es mit dem Lärm auf sich hatte.
    Thatcher sagte: »Rampling? Sie meinen doch nicht etwa Scott Rampling?«
    »Ja, das ist der Kerl. Gedrungen, blond, hätte ein zweiter Kennedy sein können, zumindest vor 20 Jahren.«
    »So sieht er auch heute noch aus. Sie haben recht, ihn aufzuspüren, hätten Sie kein Problem, aber ich bezweifele, daß Sie so ohne weiteres mit ihm sprechen könnten. Wenn ich ehrlich sein soll, wäre es sogar keine gute Idee, das zu versuchen.«
    »Und warum?«
    »Sie haben von ihm in der Zeitung gelesen, weil er der nächste Vize vom CIA werden soll. Und um dazu ernannt zu werden, muß man vom Senat grünes Licht bekommen. Rampling weiß, in welchen Kellern die Leichen liegen, das heißt, er hat eine Menge Freunde, oder, um es anders auszudrücken, er hat eine Menge lächelnder Feinde, denen es nicht leid täte, wenn man etwas so richtig hübsch Schmutziges in seiner Vergangenheit finden würde. Viel braucht es dazu nicht – politisch sind wir eine neurotische Gesellschaft –, so daß Scott Rampling, selbst wenn er so sauber wie frisch gefallener Schnee wäre, nicht gerade begeistert wäre, wenn ein inoffizieller englischer Bobby auftaucht, der ihn mit einem steinalten Mordfall in Verbindung bringen will.«
    »Rampling kann tun und lassen, was er will«, erwiderte Dalziel gleichgültig.
    Er leerte sein Glas, schraubte den Verschluß auf die so gut wie leere Flasche und stand auf.
    »Gut, ich mach mich am besten auf den Weg. War nett, mit Ihnen zu reden.«
    »Langsam«, sagte Thatcher, »was läßt Sie annehmen, daß wir fertig sind?«
    »Nun mach schon, Junge! Sie würden sich doch nicht so locker mit mir unterhalten, wenn ihr euer Schäfchen nicht im trockenen hättet. Ich wette, ihr habt ihr verkauft, ich sei ein Bulle und sei ihr seit Tagen gefolgt, und nun setzt sie ihren ganzen Ehrgeiz daran, alle und jeden in die Scheiße zu reiten. Ich kenne den Typ. Worum handelt es sich? Antiquitäten? Ein einträglicher Schwindel, nur daß sie den Rachen nicht voll genug bekommen konnte und auf eigene Rechnung Kasse machen wollte.«
    »Sie sind der reinste Wunderknabe«, sagte Thatcher. »Zuerst brachte sie die Zähne nicht auseinander, obwohl ich behauptete, daß Sie ihr seit Wochen auf den Fersen seien. Dann habe ich ihr gezeigt, daß ich vom Fach bin, und ihr auf die Sprünge geholfen, welche Strafen sie erwarten. Vielleicht habe ich ein klitzeklein wenig übertrieben, doch der Gedanke, fünf Jahre im Knast verbringen zu müssen, war eine großartige Konzentrationshilfe. Sie ist hier, um eine Lieferung von Antiquitäten zu beaufsichtigen, die von ihrer Seite alle eine Ausfuhrgenehmigung haben, nur daß viele dieser Exportpapiere selbst schon die reinsten Kunstwerke sind. Scheinbar sind Sachen dabei, die auch dann nicht das Land hätten verlassen dürfen, wenn sie nicht gestohlen gewesen wären. Sie hat das schon einige Male gemacht, wird auch gut bezahlt dafür, aber eben nicht gut genug. Als ein Pärchen heißer Miniaturen des 18 Jahrhunderts bei ihr im Laden auftauchte, sprach sie mit einer Kollegin in Boston, bekam ein gutes Angebot und wickelte sie einfach in ihre Unterwäsche. Hätte man sie entdeckt, hätte sie gesagt, daß es Kopien seien, aber da sie bisher immer gut durchgekommen war, hat sie sich keine allzu großen Sorgen gemacht.«
    »Das tun sie nie, bevor sie nicht das Weiße deiner Augen sehen«, sagte Dalziel. »So, das war’s. Wie komme ich hier raus?«
    »Zur Warteschlange, meinen Sie?« sagte Thatcher.
    »Nein, Junge. Das würden Sie mir doch nicht antun, oder?« fragte Dalziel erschreckt.
    »Glauben Sie mir, wenn Stephanie Keane unschuldig gewesen wäre, hätten Sie sich so weit hinten anstellen müssen, daß Sie bis zu den Knien im Wasser gestanden hätten«, sagte Thatcher gleichmütig. »Aber dann hätte ich nicht Ihren Scotch getrunken. Also zeige ich Ihnen jetzt den Expreßweg durch die Formalitäten. Hier ist übrigens meine Karte. Wenn ich etwas für Sie tun kann, rufen Sie mich an. Ich stehe in Ihrer Schuld.«
    »Danke«, sagte Dalziel. »Genau das tu ich vielleicht.«
    »Und passen Sie auf, Andy. Sie sind fern der Heimat,

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