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Ins Leben zurückgerufen

Ins Leben zurückgerufen

Titel: Ins Leben zurückgerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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über eine leichte Unebenheit in der Oberfläche, stieg wieder ins Auto und fuhr langsam rückwärts. Es krachte befriedigend.
    Der Hüne richtete sich auf. Dalziel lächelte ihm durch die Scheibe zu und legte den Finger auf den Mund. Der Wächter wandte sich ab und hob die Schranke. Es schien ihn mehr Kraft zu kosten als beim ersten Mal.
    Dalziel entfernte sich. Es knirschte noch ein zweites Mal, und daran erfreute er sich.
    Keine schlechte Arbeit, die er heute morgen geleistet hatte. Doch er machte sich nichts vor. Es war Ärger im Anmarsch. Und wenn schon. Der Ärger kam aus der einen Richtung, er würde sich in die andere bewegen, und schon bald würde alles hinter ihm liegen, mit dem ganzen anderen Ärger, der seine Vergangenheit verunzierte. Wolkenloser Himmel gehörte zu langweiligem Urlaub an der Costa Brava. Sonne, Sand und ein gezeitenloses Meer wären die Hölle (an die er nicht glaubte).
    Und der Himmel? (An den er auch nicht glaubte?)
    Guter Whisky im Bauch. Befriedigung über gut erledigte Arbeit. Vorfreude auf eine Auseinandersetzung. Und ein Kumpel oder zwei, auf die man sich verlassen konnte. Bei Licht besehen, der Status quo. Die Schlußfolgerung überraschte ihn. War er wirklich im Himmel, hier in seinem stickigen Auto auf einer überfüllten Autobahn? Vielleicht ja. Und weil er sich dessen bewußt war, wurde es ja vielleicht die Hölle.
    Irritiert schüttelte er den Kopf. Er machte sich zu viele Gedanken, wie der kleine Pascoe, und schau dir nur an, wie elend es den armen Teufel machte.
    Er drückte mit seinem beträchtlichen Gewicht aufs Gaspedal und fädelte sich in die endlose Reihe von Autos ein, die nicht schneller als 30 km/h über der vorschriftsmäßigen Geschwindigkeit auf der Überholspur in Richtung Norden unterwegs waren.

Elf
    »Und nun … werde ich mich am besten aus der Sache herauswinden, wenn ich euch alle auf den Holzweg schicke.«
    U m zwei Uhr nachmittags kam es zum großen Knall.
    Als Pascoe nach dem Mittagessen ins Präsidium zurückkehrte, war noch immer weit und breit nichts von Dalziel zu sehen. Doch es wartete die dringende Nachricht auf sie beide, sofort beim Polizeipräsidenten zu erscheinen.
    Die Atmosphäre im Büro des Polizeipräsidenten erinnerte an ein Kriegsgericht im Ersten Weltkrieg. Trimbles Gesicht sah streng, wenngleich relativ neutral aus, doch Hiller trug die Miene eines rachsüchtigen Hamsters zur Schau und saß auf einem Stuhl, der so dicht neben dem Schreibtisch Trimbles stand, als wolle er mit der einen Backe auf dem Richterstuhl und mit der anderen auf dem Stuhl des Anklägers sitzen.
    »Mr. Dalziel?« fragte Trimble.
    »Noch nicht wieder da, Sir.«
    »Von wo?« wollte Hiller wissen.
    Es war eine perfide Frage, die ihn entweder dazu einlud, seine Komplizenschaft offenzulegen, zu behaupten, er habe keine Ahnung, oder ein Täuschungsmanöver durchzuführen.
    Er sagte: »Vom Essen, Sir.«
    Hiller sah aus, als wollte er sich auf ihn stürzen, aber Trimble griff ein.
    »Ich denke, wir können es Mr. Dalziel getrost selbst überlassen, Rede und Antwort zu stehen, Mr. Pascoe. Wie ich gehört habe, wurden Sie abgeordnet, um als Liaison zwischen Mr. Hillers Ermittlungsteam und der hiesigen Kripo zu fungieren.«
    »Ja, Sir.«
    »Ich frage deshalb, weil Sie es möglicherweise in einer etwas weiten Auslegung dieser Pflicht als Ihre Aufgabe angesehen haben, Lord Partridge gestern vormittag über den Fall Mickledore Hall zu befragen.«
    Es war zwar nur ein Strohhalm, den Trimble ihm da hinhielt, aber wahrscheinlich der einzig mögliche. Doch Pascoe konnte an nichts anderes denken, als wie schief er doch gelegen hatte, auch nur davon zu träumen, daß man einem Lord trauen könne.
    »Mr. Pascoe?« drängte Trimble.
    Ach, scheiß doch der Hund in den Teich, dachte Pascoe. Warum sollte er sich hier durchboxen, wenn man um die Ecke schon darum würfelte, wer zum Exekutionskommando gehören würde?
    »Nein, Sir«, sagte er.
    »Nein, was?«
    »Nein, es war keine solche Mißinterpretation meiner Pflichten als Liaisonbeamter, die mich nach Haysgarth führte.«
    »Gut«, sagte Trimble, am Ende seiner Geduld. »Was dann?«
    Tief zog Pascoe die Luft ein – und damit die Tür auf, zumindest sah es so aus. Sie schwang langsam in den Raum, und auf der Schwelle stand Dalziel.
    »Ich habe die Nachricht vorgefunden, daß ich mal vorbeischauen soll, Sir«, sagte er. Aus seinem Mund klang es wie eine Einladung zum Tee.
    Ob er wohl gelauscht hatte? fragte sich Pascoe und

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