Ins Leben zurückgerufen
vielleicht auch Trimble, denn der sagte: »Ausgezeichnet abgepaßt, Andy. Wie immer. Ich wollte gerade von Mr. Pascoe wissen, warum er gestern Lord Partridge befragt hat.«
»Ach, diese Sache. Seien Sie nicht so streng mit dem Jungen. Ich geb ja gern zu, daß ich mich selbst ein bißchen aufgeregt habe, als ich erfuhr, was für ein Durcheinander er angerichtet hat, aber nach dem, was ich heute morgen erleben mußte, habe ich mehr Verständnis für ihn.«
Er schüttelte reumütig das Haupt. Pascoe stöhnte innerlich auf. Hillers Lippen, die schon vor Dalziels Ankunft fest aufeinandergepreßt gewesen waren, waren zu einem blassen Streifen geworden, und Trimble lehnte sich in seinem Sessel zurück, als würde er sich bemühen, an England zu denken.
»Erklären Sie«, sagte er sanft.
»Es geht um die Erkundigungen über die privaten Bewachungsfirmen, die Sie so sehr interessieren, Sir. Seit Lord Partridge nicht mehr in der Politik ist, hat er keinen offiziellen Schutz mehr. Statt dessen beschäftigt er eine Firma namens SecTec, die auf alles ein Auge hält. Deshalb dachte ich, Seine Lordschaft wäre genau der richtige, um uns Informationen aus Kundenperspektive über den privaten Wachsektor zu geben. Nur hat Peter, ich meine Chief Inspector Pascoe, sich anscheinend verleiten lassen, über den Mickledore-Fall zu reden. Wenn Sie mich fragen, es würde mich nicht überraschen, wenn Seine Lordschaft versucht hätte, den Jungen auszuhorchen. Sie wissen, wie die Hirne dieser Politiker funktionieren. Auf jeden Fall tauchte Lady Partridge auf, regte sich tierisch auf, und da Mr. Pascoe eine gute Kinderstube genossen hat, hielt er es für angebracht, den Rückzug anzutreten.«
Hiller konnte sich nicht länger zurückhalten.
»Und ich vermute, daß Ihnen genau dasselbe passiert ist, als sie heute morgen mit Sir Arthur Stamper sprachen?«
»Ja, in der Tat«, sagte Dalziel und strahlte vor Vergnügen, daß Hiller so hellsichtig war.
»Dann sollte ich Sie vielleicht warnen, daß Sir Arthur das Gespräch aufgezeichnet hat.«
»Großartig! Dann werden Sie hören, daß er mich sofort erkannte und sogleich von Mickledore angefangen hat. Ich mußte mir ein Bein ausreißen, um ihn wieder auf Kurs zu bringen. Und dann sind Sie aufgetaucht, Geoff, und der Dampfer mußte dem Segler weichen.«
Wenn Hiller tatsächlich einen Hitlerschnauzer gehabt hätte, hätte er ihn inzwischen verschlungen.
Beiläufig warf Trimble ein: »Vermutlich hatten Sie sich grünes Licht geben lassen, bevor Sie nach Sheffield fuhren?«
»Ja, natürlich. Des Monkhouse wird es protokolliert haben.«
»Ohne jeden Zweifel!« fauchte Hiller. »Sie haben wohl die Gegenleistung für eine der berühmten Dalziel-Gefälligkeiten abkassiert. Und warum hat Ihr Junge hier Mavis Marsh besucht? Ging es dabei auch um private Wachfirmen? Ich habe Sie gewarnt, wenn Sie mir Steine in den Weg legen, Mr. Dalziel …«
»Mr. Hiller.« Trimble war die Ruhe in Person, doch seine Stimme klang wie ein Schuß bei einem Streit im Wirtshaus. Er wartete, bis die anschließende Stille gewirkt hatte, dann fuhr er fort: »Ich möchte jetzt ein Gespräch unter vier Augen mit Mr. Dalziel führen. Mr. Hiller, ich bin sicher, auf Sie wartet eine Menge Arbeit, und ich versichere Ihnen, daß Sie sie ohne Behinderung fortsetzen können. Mr. Pascoe, ich danke Ihnen … für Ihr Erscheinen«, schloß er seine Rede.
Als sie zusammen die Treppe hinuntergingen, sagte Hiller, ohne Pascoe anzusehen: »Ich bin enttäuscht von Ihnen. Ich hatte Gutes über Sie gehört, aber jetzt stelle ich fest, daß schlechte Gewohnheiten abzufärben scheinen, wenn man sich in schlechte Gesellschaft begibt.«
»Das bedaure ich, Sir. Doch wenn Sie Loyalität für eine schlechte Gewohnheit halten, dann haben Sie natürlich recht. Mr. Dalziel handelt aus Loyalität zu seinem alten Vorgesetzten. Zugegeben, er verhält sich manchmal … unberechenbar, aber dieses Gefühl der Loyalität ist das einzig persönliche Element. Und das kann doch nicht nur schlecht sein?«
Er sprach mit einem Nachdruck, der mehr der Ungewißheit entsprang denn der Überzeugung, und nun sah Hiller ihn an.
»Auch ich halte viel von Loyalität«, sagte er mit einem Anflug von Sympathie in seiner dünnen Stimme. »Loyalität einem gemeinsamen Ziel gegenüber. Alles andere ist Persönlichkeitskult. Aber von Andy Dalziel könnten Sie noch anderes übernehmen. Zum Beispiel ist er stolz darauf, daß sich niemand seiner bedienen darf. Und
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