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Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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daß er es nicht war. Es hat sich auch nicht annähernd nach ihm angehört. Graham ist kein Mörder.»
    «Hat es sich wie jemand angehört, den Sie kennen? Wie jemand, der etwas mit Graham zu tun hat?»
    «Ich weiß nicht, wer das war», sagte Frances. «Ich habe noch nie so was gehört.»
    Sam schlug eine andere Richtung ein. «Ich würde Sie gern mal besuchen und mich mit Ihnen unterhalten», sagte er. «Graham war doch ein Dichter, oder?»
    Frances nickte.
    «Haben Sie zufälligerweise eins von seinen Gedichten? Irgendwas, das er geschrieben hat? Ich würde gern wissen, wie er denkt.»
    «Er hat alles mitgenommen», sagte Frances. «Ich habe ein Foto gefunden, das ich der Polizei gegeben habe. Aber das ist alles.»
    «Ja», sagte Sam. «Ich hab’s in der Zeitung gesehen. Aber ich würde trotzdem gern mit Ihnen reden. Vielleicht finden Sie ja doch noch etwas.»
    «Wenn Sie meinen, daß es hilft», sagte sie.
    Die Wagen der Trauergäste fuhren vor. Jane Deacon stieg mit Terrys Bruder und dessen Familie aus dem ersten und ging in die Kirche. Andere Familienangehörige und Freunde folgten.
    «Wir sollten auch besser reingehen», sagte Sam. Er sah Frances noch einmal scharf an, warf einen kurzen Blick auf ihre Kopfbedeckung. «Steht Ihnen wirklich gut», sagte er «Was ist das für ein Kopfgefühl?»
     
    Jane Deacon hatte über den Trauergottesdienst nachgedacht. Der Priester wurde weitestgehend aus allem herausgehalten. Terry Deacons Bruder hielt eine Rede, ein Freund, Sam bekam den Namen des Mannes nicht mit, hielt eine andere. Es wurde nicht auf die Tränendrüse gedrückt, und Sam war untypischerweise gerührt. Als sie dem
    Sarg aus der Kirche folgten, sang Tom Waits Sailing Away. Die Witwe sah wie eine Million Dollar aus. Gebrauchte Scheine, okay, aber wer würde sie ablehnen?
    Sie legten Terry Deacon in das größte Loch, das Sam in seinem ganzen Leben gesehen hatte. Mußte vier Meter tief gewesen sein. Eine Sackgasse.
     
    Wieder zu Hause, öffnete Sam einen großen Umschlag vom Yorkshire Television. Darin befand sich eine Nachricht von Clive Desmond, dem Reporter: «Wir kriegen derzeit mehr Post für Sie als für uns.»
    Der Umschlag war voll mit an Sam Turner oder Privatdetektiv Sam Turner oder an die Detektei Turner adressierter Post.
    Sam öffnete die Briefe einen nach dem anderen, las sie und legte sie dann zur Seite. Er hatte ungefähr ein Drittel des Stapels bearbeitet, als er aufhörte und die Cassette World Gone Wrong ins Deck schob. Hör dem Bluesman zu.
    Als er alle Briefe gelesen hatte, sortierte er sie. Zwei waren anonym, beides Morddrohungen. Fünf Heiratsangebote, alle von Verrückten, außer einem, von der Sam hoffte, daß sie zurechnungsfähig war, denn sie machte ihn bereits an. Die übrigen zweiundsechzig waren Arbeitsangebote. Größtenteils Ehe- und Zivilstreitigkeiten, aber auch ein paar Anfragen von Firmen, darunter zwei ortsansässige Anwälte, die mit ihren gegenwärtigen Arrangements unzufrieden waren.
    Sam drehte die Lautstärke hoch und tanzte durch das Zimmer.
     
    Außer ihnen beiden war die Billardhalle leer. Alle anderen Tische dunkel. Die Theke in einer Lichtpfütze: einsam und verlassen. Gus hatte die roten Kugeln so zu einer Übungssequenz in der Mitte des Tisches aufgebaut, daß sie in einer geraden Linie zwischen den sechs anderen Kugeln auf ihren jeweiligen Positionsmarkierungen lagen. Als Sam eintraf, hatte er die Roten um die Blaue versenkt und fing gerade mit der pinkfarbenen Kugel an.
    «Wie steht’s?» fragte Sam.
    «Achtunddreißig», sagte Gus und versemmelte den Stoß. «Scheiße. Sieh dir das an! Mich anzuquatschen, wenn ich gerade eine Kugel stoße.»
    Sam lachte. «Das reinste Bienenhaus hier», sagte er.
    «Donnerstags ist es Scheiße», sagte Gus. «Manchmal denke ich, ich drehe durch. Soll ich aufstellen?»
    «Ja. Aber nur ein Spiel. Hab viel zu tun.»
    Die Billardhalle befand sich in einem Keller in der Innenstadt. Abends, und manchmal auch spätnachmittags, wimmelte es in dem Schuppen von Spielern jeden Alters, meistens Männer, auch wenn im Verlauf der letzten Jahre in größerer Zahl Frauen kamen. Manchmal empfand Sam die Bar als Problem, wenn er hier war, besonders im Anschluß an ein Spiel, wenn die Leute sich noch zusammensetzten und tranken. Meistens bezahlte er dann seinen Tisch und ging.
    Das Management der Billardhalle war streng, und obwohl gelegentlich ein Tisch mit Betrunkenen anfing zu krakeelen und zu juchzen, als wären sie in einem Western

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