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Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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Zeit, sich von der Braut zurückzuziehen, bevor alles unnötig kompliziert wurde. Wenn es nicht bereits schon zu kompliziert war.
    Das kann man nie sagen. Es gibt da diesen Punkt am Beginn einer Beziehung, an dem man einen Sprung ins Ungewisse machen muß, entweder man läßt sich drauf ein oder läßt es eben sein. Und Entscheidungsgrundlage ist nur das Gefühl. Frauen nennen so was Intuition. Manchmal gewinnt man, manchmal verliert man. Wie beim Werfen einer Münze kann es so oder so ausgehen.
    Es war Zeit, der Lady den Laufpaß zu geben. Eigentlich wirklich schade, denn körperlich hatte sie alles. Die roten Haare, die Bereitschaft zu spielen. Aber sie mußte auch gestützt werden, und Sam konnte nicht stützen. Eine Frau war schon in Ordnung, aber sie müßte unabhängig sein. Eine wie Celia Allison, nur eben dreißig Jahre jünger. Vielleicht Jane Deacon?
    Hör auf damit, Sam. Du sitzt im Präsidium, die werden dir weiß Gott was alles anhängen wollen, und dir fällt nichts Besseres ein, als über Frauen nachzudenken.
    Islington ist ein guter alter Stadtteil. Dort passiert alles. Du lernst ein Mädchen kennen und schlägst dich mit ihrer Familie herum. Du gründest eine eigene Familie und verlierst sie wieder. Du kommst Jahre später zurück und findest eine Leiche. Irgendwer hat’s auf dich abgesehen.
    Sams Kopf war mit Koffein geflutet, als sie ihn holen kamen. Sie brachten ihn in ein Büro, wo ein Chief Inspector Wilkinson sich Aida vom Band anhörte. «Dachte, Sie arbeiten in Oxford», sagte Sam zu ihm und setzte sich auf den einzigen verfügbaren Stuhl.
    Wilkinson drückte die Stopptaste, nahm das Band heraus und legte ein anderes ein. «Haben Sie auch was von Grateful Dead?» fragte Sam. «Das ist mehr mein Geschmack.»
    Das Telefon klingelte, und Wilkinson nahm den Hörer ab. Er hörte eine Weile zu, sagte dann: «Schick sie rauf» und legte wieder auf. Er stützte die Ellbogen auf den Schreibtisch und verschränkte die Hände unter dem Kinn, sah Sam an, sagte aber nichts. Nach einem Moment legte Sam seine Ellbogen auf den Schreibtisch und verschränkte die Hände unter dem Kinn. Er starrte zurück.
    Wilkinson lächelte. Sam lächelte und sagte: «Ich mach Sie fertig, stimmt’s?»
    Ein paar Augenblicke später hörte er Schritte auf dem Korridor, jemand klopfte an die Tür, und Delany und sein Sergeant wurden in den Raum geführt. Wilkinson und Delany schüttelten sich die Hand und stellten sich vor. Der Sergeant blieb im Hintergrund.
    «Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollten York nicht verlassen», sagte Delany zu Sam.
    «Sie haben mich gebeten», korrigierte Sam.
    «Mord scheint Ihnen zu folgen, Turner», sagte Delany. «Sie werden sich schon was ziemlich Intelligentes einfallen lassen müssen, um sich aus dieser Sache herauszuwinden.»
    «Sie glauben, ich hätte Bright umgebracht?»
    «Wer sonst? Sie waren am Tatort.»
    «Man müßte das verfilmen», erwiderte Sam. «Ich ersteche einen Burschen durch den Briefkasten.»
    Delany sah Wilkinson an. «Er war doch am Tatort?»
    Wilkinson schüttelte den Kopf. «Er war vor dem Haus. Aber die Tür war abgeschlossen. Er könnte drin gewesen sein.»
    «Waren Sie drin?» fragte Delany.
    Sam schüttelte den Kopf. «Ich hatte eine Verabredung mit dem Burschen. Bin leider zu spät gekommen.»
    Wilkinson drehte sich zu dem Cassettenrecorder um. «Ich möchte, daß Sie sich das hier mal anhören», sagte er.
    Wilkinson drückte die Wiedergabetaste.
    Eine merkwürdige Stimme begann zu sprechen. Schien es überhaupt nicht eilig zu haben. Ruhig, mit irgendeinem unmöglichen Akzent. Eine rauhe, kehlige Stimme.
    «Hören Sie», sagte die Stimme. «Ich werde das nur einmal sagen. Die Adresse lautet Arlington Way 102. Sam Turner ist jetzt dort, mit einem Messer. Er wird Steven Bright umbringen. Sie müssen sich beeilen.»
    Dann ein Klicken. Wilkinson betätigte die Stopptaste. «Dieser Anruf ist kurz nach elf bei uns eingegangen», sagte er. «Meine Beamten haben Sam Turner um vierzehn Minuten nach elf am Tatort festgenommen.»
    «Wann ist Bright gestorben?» fragte Delany.
    «Er war noch warm», sagte Wilkinson. «Er war noch keine Stunde tot. Eher deutlich weniger.»
    «Diese Stimme», sagte der Sergeant. «Erkennt die jemand?»
    Alle sahen Sam an.
    «Mein heißester Tip», sagte er, «wäre Hercule Poirot. Entweder der oder dieser Typ, den Sherlock Holmes dauernd herumgescheucht hat. Wie heißt er noch schnell? Morischeißinarty?»
    «Ein Witzbold», sagte Delany.

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