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Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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sagte der Typ. «Bin sofort wieder da.»
    Er verschwand durch eine der Türen in der Wohnung. Geordie bewegte sich nicht von der Stelle und schaute sich um. Alles war sauber und ordentlich, frisch geputzt. Als würde die Wohnung nicht richtig bewohnt. Da war ein Herd und eine Spüle. Drüben in der Ecke eine Stereoanlage und stapelweise Tonbandcassetten. Ein altes, ramponiertes Sofa und ein Tisch mit zwei Stühlen. Hakenreihen mit leuchtendroten Bechern daran. Ein Telefon. Nichts an den Wänden. Aus dem Zimmer, in dem der Typ verschwunden war, kam das Geräusch von plätscherndem Wasser.
    Als er wieder herauskam, quoll Dampf hinter ihm aus der Tür. «Dein Bad ist fertig», sagte er. Geordie ging zur Badezimmertür und warf einen Blick hinein. Zuerst konnte er wegen dem Dampf nicht besonders viel erkennen, doch als seine Augen sich daran gewöhnt hatten, sah er, daß es ein sehr kleiner Raum mit einer Badewanne, einem kleinen Waschbecken und einer Klosettschüssel war. Falls der Typ vorhatte, mit ihm in die Wanne zu steigen, würden sie sich nicht bewegen können. Der Typ war inzwischen auf allen vieren und wühlte in einem Schrank unter der Küchenspüle. Als er wieder hochkam, hatte er einen großen, schwarzen Plastiksack in der Hand, so ein Ding, wie man es in Mülltonnen tut, damit man nicht zweimal gehen mußte. Geordie hatte mal so einen benutzt, um darin zu schlafen. Wenn man in einem dieser Dinger schlief, hielt es die Feuchtigkeit draußen und die Kälte drinnen.
    «Okay», sagte der Typ und gab Geordie den Müllsack. «Zieh dich ganz aus und leg dein Zeug in den Sack. Dann steigst du in die Wanne und läßt dich richtig einweichen. Wenn du fertig bist, läßt du deine Sachen in dem Sack. Im Bad findest du Schlafanzug und Bademantel. Das ziehst du an.»
    Geordie nickte. «Was ist mit Barney?» fragte er.
    «Das gleiche gilt auch für Barney», sagte der Typ. «Er stinkt fast genauso übel wie du.»
    Geordie ging ins Bad, Barney folgte ihm auf den Fersen. Er ließ die Tür offen, aber der Typ machte sie hinter ihm zu, ließ ihn allein mit dem Hund. Geordie steckte einen Finger ins Wasser, um die Temperatur zu prüfen. Vielleicht eine Idee zu heiß. Vielleicht auch nicht. Er zog sich unter Mühen aus. Auf seiner rechten Ferse war eine üble Schnittwunde, und die Socke klebte durch das eingetrocknete Blut daran. Schließlich hatte er sie runter, und er steckte einen Fuß ins Wasser. Es war okay. Er stand in der Wanne und nahm Barney in die Arme. «Es ist nur eine Badewanne», sagte er zu dem Hund. «Kein Grund zur Panik.» Jetzt kniete er sich in die Wanne und senkte Barney langsam neben sich. Der Hund wehrte sich ein paar Minuten, dann schien er es zu akzeptieren. Als Barney ganz im Wasser war, ließ Geordie sich der Länge nach ins Wasser gleiten. «Maaaann», sagte er. Das war so gut. «Meine Güte.»
    Das letzte Mal war er vor ein paar Monaten im Wasser gewesen, als er im Fluß planschte, das war kurz nachdem er in York angekommen war. Beschissen kalt war’s gewesen. Das war, bevor Barney ihn adoptiert hatte.
    Er lag auf dem Rücken, den ganzen Körper unter Wasser, nur noch der Kopf ragte heraus. Barney saß auf seinem Bauch, leckte gelegentlich etwas von dem Wasser auf, sah verwirrt aus. Nebenan machte der Typ Musik oder sang. Schwer zu sagen, was von beidem.
     
    Geordie wurde wach, als der Typ gegen die Tür hämmerte. Er brüllte: «Was machst du da drinnen?» Das Wasser in der Wanne war fast kalt. Die Tür ging einen Spaltbreit auf, und er sah das Gesicht des Typen, der hereinlinste. «Himmel, bist du eingeschlafen?» Er kam in den Raum, und Geordie bedeckte seinen Schwanz schnell mit den Händen. «Will ihn gar nicht sehen», sagte der Typ. «Hab selbst einen. Will mich nur vergewissern, daß du nicht an Lungenentzündung stirbst.»
    Der Typ drehte den Heißwasserhahn auf, und langsam wurde das Wasser wieder warm. «Okay. Du kannst jetzt rauskommen und dich abrubbeln.» Er verließ den Raum, nahm den Müllsack mit Geordies Klamotten mit und zog die Tür zu. Geordie wuchtete sich und Barney aus der Wanne. Barney schüttelte sich einmal und verspritzte kaltes Wasser durch den ganzen Raum, bespritzte den Spiegel und die Badezimmerschränke.
    Als beide trocken waren, zog Geordie den Schlafanzug an und streifte den Bademantel über. Mußte die Hosenbeine des Schlafanzugs umschlagen, da sie mehrere Zentimeter zu lang waren. Aber die weiche Baumwolle fühlte sich gut an auf der Haut, und der Bademantel war

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