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Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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aufhängen.»
    «Das überrascht mich nicht. Hat man den Mann gefunden, der seine Frau getötet hat?»
    «Nein», sagte Gus. «Der Typ fährt wahrscheinlich immer noch irgendwo herum. Ich erinnere mich an eine Gelegenheit, wir waren auf der A1, als dieser Typ uns auf der Innenspur überholte. Sam hat sich an seine Stoßstange geklebt und ungefähr sechs Meilen gehupt. Er hat den Typ gezwungen, auf eine Raststätte rauszufahren. Der Typ steigt aus seinem Wagen, schüttelt die Faust, knallt Sam alle Schimpfworte unter der Sonne um die Ohren. Sam ist fuchsteufelswild. Ich versuche noch, ihn zurückzuhalten, denke, der ist zu allem fähig, könnte den Burschen sogar umbringen. Aber er schüttelt mich ab und geht zu dem Typ rüber. , sagt er. Der Typ tobt immer noch. Und eh ich mich verseh, hat Sam ihm eins auf die Nase gegeben, und der Typ liegt auf dem Parkplatz. Er steht auf, und Sam verpaßt ihm noch ein Pfund. , sagte Sam zu ihm, »
    «Ist das der Sam, den ich kenne?» fragte Jane.
    «Worauf Sie sich verlassen können», antwortete Gus. «Schließlich schaffen wir diesen Burschen in die Cafeteria und füllen ihn mit Kaffee ab. Sam geht mit ihm aufs Scheißhaus und wäscht das Blut von seiner Nase. Wir sind drei Stunden mit dem Knaben zusammen, bis Sam schließlich meint, daß er nüchtern genug ist, um weiterfahren zu können.»
    «Ich nehme an, er hat schon irgendwie recht.» Sie reckte sich und gähnte. Sie schloß die Augen. Gus sagte nichts, fragte sich, ob sie wieder schlafen gehen würde oder immer noch über Sam nachdachte. Schließlich reckte sie sich wieder. «Ich weiß nicht, ob es einen Sinn hat, noch mal ins Bett zu gehen», sagte sie. «Vielleicht versuch ich’s einfach mal.»
    «Angenehme Träume», sagte Gus, als sie das Zimmer verließ. Auf dem Weg hinauf sah sie erheblich besser aus als vorhin, als sie run-tergekommen war. Schon gut, daß sie auf Sam steht, dachte er. Gus hätte ihr nicht widerstehen können, Marie oder keine Marie. Wenn Gus eine neue Cassette kaufte, rannte er damit so schnell wie möglich nach Hause und hörte sie sich am ersten Tag zehnmal an.
     



Kapitel 36
     
    Sam stand um acht Uhr auf, verließ direkt das Haus und ging in die Stadt. Der Junge schlief noch fest. Der Hund schlug die Augen auf, als er durch das Zimmer ging, machte sie aber sofort wieder zu, als er ihn erkannte.
    Das Problem mit Jane war, daß sie interessiert war und es nicht versteckte. Sie machte ihn an, nicht sehr, nicht zu offensichtlich, aber doch deutlich genug. Noch vor wenigen Wochen hatte er für ihren Mann gearbeitet. Der Bursche wird abgemurkst und beerdigt, ist noch warm in seinem Grab, und hier ist sie und macht ihn an. Jedesmal, wenn Sam in ihre Augen schaute, sah er Terry Deacon. Wenn es nie einen Terry Deacon gegeben hätte oder sogar wenn Terry Deacon noch lebte, könnte er es verstehen. Wahrscheinlich würde er nicht mal drüber nachdenken, sondern einfach zugreifen. Aber wie die Dinge lagen, war es schon seltsam. Warum trauerte sie nicht? Läßt sich richtig gehen, hat ein paar Heulkrämpfe, rennt eine Weile mit langem Gesicht in der Gegend rum, verdammt, Sam würde wissen, was zu tun war. Wenn die Trauerphase vorbei war, sie aufhörte, schwarz zu tragen und langsam erkannte, daß das Leben weitergehen mußte, nun, dann konnte sie ihn ein bißchen anmachen, dann würde er sich ihrer annehmen, ohne mit der Wimper zu zucken. Er brauchte nicht viel Ansporn, sie mußte nur lächeln, vielleicht auch mit einem flüchtigen Seitenblick Hallo sagen.
    In der Parliament Street gab es ein Geschäft, an dem Sam auf dem Weg zu Betty’s vorbeigekommen war. Es hieß Clothes Locker und verkaufte modische Klamotten für Typen in Geordies Alter. Sam war der erste Kunde des Tages, unmittelbar nachdem das Geschäft öffnete. Er gab dem jungen Burschen Geordies Maße. «Ich will eine Jeans, Stiefel, Schuhe, eine Jacke, zwei Hemden, irgendeinen Pullover.»
    «Was?»
    «Was was?»
    «Was für eine Jeans?»
    «Levi’s?» schlug Sam vor.
    «Nein. Ich habe Lee.»
    «Dann eben die.»
    «Stiefel?» fragte der Verkäufer. «Dockers?»
    «Muß wohl so sein, oder?»
    «Schuhe? Reeboks?»
    «Wenn ich was anderes sage, würden Sie mich wahrscheinlich für einen Spießer halten», erwiderte Sam.
    «Spießer?» murmelte der Verkäufer vor sich hin. Er kratzte

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