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Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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wie die zwei Teufel versuchten, ihn auseinanderzuziehen, der eine mit dem Kopf des kleinen Tommy, der andere mit einem Bein, und der kleine Tommy schrie irgendwas von seiner Mutter.
    Die zwanzig Mäuse bekam Geordie nie zu sehen.
    Das andre Mal, als er die Mädchenuniform anziehen mußte, war in einer Sozialwohnung irgendwo in der Nähe von Tower Hamlets. Der Typ hatte auch Fotos gemacht, bevor er gewalttätig wurde. Zuerst war er zärtlich gewesen, hatte in Geordies Ohr geflüstert, ihn gestreichelt, aber langsam kam er in Fahrt. Er biß Geordie in die Lippen und später ins Gesicht. Fesselte ihn und behielt ihn die ganze Nacht da. Am nächsten Tag gab ihm der Typ fünfzehn Mäuse und ließ ihn gehen, aber den größten Teil des Geldes mußte Geordie in der Apotheke lassen, sich eine Creme besorgen, damit die Bißwunden nicht eiterten.
    Es gab andere Male, in Liverpool, in Manchester. Als er daran zurückdachte, meinte Geordie, es sei besser, aus dieser Wohnung zu verschwinden, bevor der Typ zurückkam. Selbst wenn die Klamotten von dem Typ zu groß waren, spielte es keine Rolle. Er konnte was von der Stereoanlage mitnehmen, etwas Geld damit reinholen.
    Aber der Typ kehrte zurück, während er noch darüber nachdachte. Wie zum Geier hieß er noch gleich? Sam? Schachteln, Tüten voller Klamotten. Mein Gott, und auf geht’s wieder mal. Die ganze beschissene Welt ist voll Perverser.
    «Hab dir ein paar Sachen zum Anziehen besorgt», sagte Sam. «Willst du sie anprobieren, mal sehen, ob sie passen?» Er fing an, den Kram aus den Tüten zu packen. Jeans, T-Shirts, eine kleine Mütze. «Die Mütze ist mir nachher noch eingefallen», sagte Sam. «Vielleicht findest du sie Scheiße. Alles, was dir nicht gefällt, können wir zurückbringen.»
    Es waren keine Mädchenklamotten. Es waren echte Klamotten. Geordie trat etwas näher, um das Zeug besser begutachten zu können. Die Jeans waren echte Jeans, schwarze Jeans. Er nahm sie hoch. Wie die von den Kids in der Stadt. Die Mütze trug den Namen vorne drauf. Alle Kids trugen solche Mützen, dieser kleine Riemen hinten, absolut spitze.
    Was ist das? Shorts. Scheiße, richtige Unterwäsche. Der Geordie hatte Unterwäsche im Heim getragen, und als er noch bei seiner Mutter lebte. Mußte sie jede Woche wechseln. Seine Mutter hatte ihn deswegen immer angebrüllt. «Hast du deine schmutzige Unterwäsche runtergebracht? Wie soll ich das jemals wieder sauber kriegen?» Ein, zwei, drei Stück!
    «Willst du’s anprobieren?» fragte Sam. «Oder nimmst du das Zeug nur in die Hand und siehst es dir an?»
    «Ich will keinen Sex», sagte Geordie.
    «Sam», sagte Sam. «Ich will keinen Sex, Sam.»
    «Was muß ich dafür tun?»
    «Du mußt die Klamotten anprobieren. Wenn sie dir gefallen, kannst du sie behalten. Dann mußt du dich rasieren, anschließend lassen wir dir die Haare schneiden, besorgen uns was zu essen. Ich erzähle dir von dem Job. Wenn dir die Idee nicht gefällt, behältst du die Sachen und gehst zurück in deinen Hauseingang. Wenn sie dir gefällt, suchen wir dir eine Wohnung oder ein Zimmer, und du arbeitest für mich. Kapiert?»
    «Kein Sex?» fragte Geordie.
    «Kein Sex», sagte Sam. «Wenn du versuchst, mich zu küssen, kriegst du eine aufs Maul.»
    Geordie dachte, das wäre vielleicht ein Witz. Aber gar nicht komisch. «Geh ich mit den Klamotten da rein?» Er deutete aufs Bad.
    «Nein, geh ins Schlafzimmer», sagte Sam. «Da ist ein großer Spiegel. Du kannst die Tür zumachen, wenn du Lust hast, kannst du auch irgendwas ins Schlüsselloch stopfen. Ich werde nicht spannen.»
    Geordie sammelte die Kleider ein und ging ins Schlafzimmer. Sam folgte ihm mit dem Rest. «Willst du frühstücken?» fragte Sam. «Eier und Speck?»
    «Ja.»
    «Wie viele Eier?»
    Diese Frage war Geordie noch nie gestellt worden. Er überlegte, ob er um zehn bitten sollte, wollte den Typ aber nicht sauer machen, indem er zu gierig war. «Sechs», sagte er.
    Sam blinzelte, schien aber nicht zu verärgert zu sein. «Wie viele Würstchen?»
    «Sechs.»
    «Laß mich den Rest raten», sagte Sam. «Sechs Scheiben Speck, sechs Scheiben Toast, sechs Tassen Kaffee, jede mit sechs Löffeln Zucker? Liege ich so ungefähr richtig?»
    «Muß ich alles auf einmal essen?»
    «Hör zu», sagte Sam. «Du probierst die Klamotten an. Ich mache uns Frühstück. Ich mache dir das gleiche, was ich mir mache. Wenn du dann immer noch Hunger hast, mache ich dasselbe noch mal.» Er verließ das Schlafzimmer und zog die

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