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Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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Tür hinter sich zu. Ein paar Minuten später hörte Geordie die Musik, und aus der Küche zog ein echt guter Duft herein.
    Er hatte die Mütze aufgesetzt und die Reeboks angezogen, trug immer noch den Schlafanzug. Er ging ums Bett und dann zurück zum Spiegel. «Yo», sagte er zu seinem Spiegelbild, schüttelte den Zeigefinger der rechten Hand. «Yo, Mann, du siehst geil aus.»
     
    Sam ging mit ihm zu Betty’s. Davor, bei Saks, hatte er auf das Foto eines Modells an der Wand gezeigt und hatte sich die Haare so schneiden lassen. Die Seiten ausrasiert, vorne eine etwas längere Strähne, die jetzt aus seiner Mütze herausragte. Eine große Tasse Kaffee vor sich, er würde ihn schwarz trinken müssen, da er die Sahne aus dem kleinen Kännchen bereits geschluckt hatte. Ein Stück Sahnetorte fast so groß wie sein Kopf, halb aufgegessen, und es ging immer noch was rein. Nach zwei Frühstücken. Der Magen des Jungen mußte ein gottverdammter Müllschlucker sein.
    Mit dem Hund hatte es ein Problem gegeben, weil er ihn in der Wohnung lassen sollte. Geordie hatte ihn mitnehmen wollen. Barney würde sich einsam fühlen so ganz allein. Am Ende hatten sie sich darauf geeinigt, mit dem Hund Gassi zu gehen, zu warten, bis er gekackt hatte, und ihn dann mit Schinkensandwiches zu füttern.
    Nach dem Essen rollte Barney sich für ein Nickerchen zusammen. «Das macht er immer», sagte Geordie. «Ich glaube, irgendwas stimmt nicht mit ihm.»
    «Was redest du da? Dem Hund geht’s bestens.»
    «Nein», beharrte Geordie, «bevor er einschläft, rennt er immer so im Kreis rum.»
    «Das machen Hunde eben so», klärte Sam ihn auf. «Alle Hunde machen das.»
    «Warum?»
    «Irgendein Instinkt», sagte Sam. «Noch aus der Wildnis. Sie vergewissern sich, daß keine Raubtiere in der Nähe sind. Dann können sie besser schlafen.»
    Es war schwierig, im Betty’s die Aufmerksamkeit des Jungen zu halten - so viele Spiegel, kleine Kellnerinnen, die herumwuselten, Touristen, die exotische Mahlzeiten aßen. Sam versuchte zu erklären, was er machte, was er von Geordie erwartete. Erzählte ihm die ganze Geschichte, daß Deacon ermordet worden war. Der Junge nickte, sagte zwischen Bissen Sahnetorte und Schlucken Kaffee «Ja», wußte aber nicht, was Observierung bedeutete.
    «Das ist, wenn man jemand anderen beobachtet», erklärte Sam. «Aber sie wissen nicht, daß du sie beobachtest. Du beobachtest sie, aber du hältst dich zurück. Wenn sie mitkriegen, daß du sie beobachtest, hast du die Sache vermasselt.»
    «Ja.»
    «Verstehst du, was ich meine?»
    «Ja. Ich hab’s verstanden. Du versteckst dich irgendwo und beobachtest sie. Oder wenn sie Spazierengehen, dann gehst du ihnen nach, aber nicht direkt hinter ihnen. Wenn sie sich umdrehen, siehst du dir ein Schaufenster an.»
    «Genau», sagte Sam. Der Junge hatte was auf dem Kasten. «Außerdem hast du so ein kleines Buch. Du schreibst auf, wann sie aus dem Haus kommen, wohin sie gehen, wann sie zurückkommen. Du schreibst alles auf. Kannst du schreiben?»
    «Klar doch. Haben Sie einen Schreiber?» Sam gab ihm einen Kuli, und der Junge nahm eine Papierserviette und schrieb langsam darauf. Als er fertig war, gab er sie Sam. Da stand, in großen Druckbuchstaben: HERREN.
    «Super», murmelte Sam vor sich hin, sagte dann: «Kennst du auch noch ein paar andere Worte?»
    Geordie lächelte, dachte, vielleicht war das eine Fangfrage. Er nahm eine andere Serviette und schrieb: ABDACHLOS.
    «Du bist ein beschissenes As in Rechtschreibung», sagte Sam.
     

Kapitel 37
     
    Frances zündete die Kerze an und ging die wackligen Stufen in den Keller hinunter. Sie stellte die Kerze auf den Tisch, setzte sich auf den Stuhl und sprach zur Wand.
    Graham hielt es für eine gute Idee, sich diesen Detektiv zu schnappen, diesen Sam Turner. Aber vorher die anderen. Der Detektiv v glaubte, er wüßte was, aber er hatte keine Ahnung. Es war ein reiner ‘ Glückstreffer zu sagen, daß Frances die Zettel doch gesehen haben müßte. Der Inspector hatte sich darüber auch schon den Kopf zer- brachen, aber er hatte ihr nicht so zugesetzt wie Turner. Die Zettel hatten offensichtlich woanders gehangen, sagte er. Vielleicht seit Graham verschwunden war? Aber der Inspector hatte auch Frances’ Paß sehen wollen, wollte offensichtlich überprüfen, ob sie in Neuseeland oder Schweden gewesen war. Frances war weder da noch dort gewesen, sagte sie ihm, sie hätte das Land überhaupt noch nie verlassen. Sie ging auch nicht davon aus,

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