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Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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es jemals zu tun. Frances konnte sich nicht vorstellen, daß es in einem anderen Land irgend etwas zu sehen gab, das sie nicht auch hier sehen konnte.
    Noch etwas. Graham hatte sich Sorgen gemacht, daß Frances den Detektiv in ihrem eigenen Haus umbringen würde. Das durfte sie nicht. Alles mußte sauber geplant werden. Der Detektiv könnte noch einmal vorbeikommen und versuchen, sie auf die Palme zu treiben. Falls das passierte, mußte Frances ganz ruhig bleiben. Sie konnte die Polizei verständigen. Der Inspector hatte ihr ja schon gesagt, daß sie nicht mit Turner reden mußte. Der Inspector würde ihn einsperren.
    Graham war glücklich, daß die Blackburns zurück waren. Auf dem Weg hierher war Frances an dem Haus vorbeigefahren. Jetzt war es Zeit, ihren Tod zu planen. Jean Blackburn würde kein Problem sein. Sie nahm Drogen, würde nicht mal mitkriegen, was passierte. Graham schlug vor, Frances sollte es genauso machen wie mit Terry Deacon. Einfach anklopfen, als wollte sie einen Höflichkeitsbesuch abstatten. Mitten am Tag. Dann warten, bis Bob Blackburn nach Hause kam und ihn dann auch umlegen. Beide auf einmal loswerden.
    «Wenn alles vorbei ist», sagte Frances zu ihm, «werden wir wieder vereint sein. Ich hab die Warterei jetzt satt. Ich weiß, daß du immer noch bei mir bist, Graham, aber es ist nicht dasselbe. Ich will bei dir sein. Am gleichen Ort wie du. Ich will, daß wir wieder richtig zusammen sind.»
    Graham sagte nichts, aber Frances konnte ihn nachdenken hören, in ihrem Kopf konnte sie dieses feine Lächeln über sein Gesicht huschen sehen. «Es wird jetzt nicht mehr lange dauern», sagte sie. «Sobald alle tot sind, bin ich endlich frei, zu dir zu kommen.»
    An dem Ort, an dem ich bin, sagte Graham zu ihr, gibt es keine Körper. Alles ist wie Luft. Es gibt keine Schmerzen, kein Bedürfnis zu schlafen oder nicht zu schlafen. Er konnte die Welt sehen, in der sie sich befand, konnte sie in all ihrem Chaos und Leid sehen. Und er fing an, seine Wiedergeburt zu planen. Wenn Frances zu ihm kam, würden sie gemeinsam entscheiden, wo sie wiedergeboren werden sollten, an einem ruhigen Ort, nicht in einer Stadt, überhaupt nicht in England. Irgendwo in der Natur.
    Sie würden der Welt Frieden und Schönheit und Poesie bringen. Sie würden Lehrer sein, die alten Tugenden lehren: Ritterlichkeit und Gehorsam. Werkzeuge, mit denen die Welt gegen das Böse kämpfen konnte. Es würde ein großes Abenteuer. Und sie würden zusammen sein. Immer zusammen.
    In dieser letzten Inkarnation - diejenige, die für ihn bereits zu Ende war, und diejenige, die auch für sie beinahe vollendet war - waren sie Ritter gewesen. Sie hatten gegen den Drachen gekämpft und um ein Haar verloren, aber der Kampf ging weiter, und schon bald würde er gewonnen sein.
    Frances nahm das Taschentuch aus ihrer Handtasche, wischte sich übers Gesicht. Es täte ihr leid, sagte sie, aber sie müsse immer weinen, wenn Graham so redete. Aber es waren Freudentränen. Sie war nicht unglücklich. Sie würde nie wieder unglücklich sein.
    Nachdem sie sich die Nase geputzt und noch einmal die Augen gewischt hatte, mußte Graham ihr noch etwas sagen. Engel gibt es wirklich. Sie sind nicht so wie auf den Bildern, die du kennst, oder wie die Statuen in der Kirche. Sie haben keine Flügel. Sie tragen lange Roben, dünner als Seide, so dünn, daß man überhaupt nichts spürt, wenn man sie berührt. Und Graham, und auch Frances, jeder hatte seinen eigenen Engel, und diese Engel verließen sie nie, niemals. Sie waren immer da, beobachteten, führten, achteten darauf, daß alles, was passieren sollte, auch tatsächlich passierte. Frances’ Engel hatte Graham schon gesagt, daß sie bald wieder vereint sein würden. Da waren nur noch ein, zwei Kleinigkeiten zu klären. Dann würde es an der Zeit sein.
     



Kapitel 38
     
    Celia Allison hatte den Tisch für drei gedeckt. Sam brachte jemanden mit, den sie kennenlernen sollte. Einen jungen Mann, der Unterricht in Lesen und Schreiben brauchte, hatte er gesagt, einen Detektivlehrling. Celia mochte Sam mehr als jeden anderen Mann, den sie im Verlauf ihres Lebens kennengelernt hatte. Er war rauh, aber herzlich, und Celia wußte, wäre sie jünger gewesen, hätte er sie eingeschüchtert, sie wäre in der Defensive gewesen. Aber sie war nicht jünger, sie hatte ein gewisses Alter. Ein niedlicher Ausdruck, . In einem Alter, in dem Gewißheit nicht notwendigerweise gräßliche Konsequenzen

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