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Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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Crimewatch UK mit dieser Blondine ansehen würden, dieser Jane Deacon, und er hatte irgendwie gedacht, sie würden sich die Sendung durch ein Schaufenster ansehen. Was sie natürlich nicht taten, sie sahen es sich im Wohnzimmer der Blondine an, und die Leute, die im Fernseher redeten, hatten Stimmen, die man hören konnte, und selbst wenn sie nicht sprachen, konnte man der Musik zuhören, die von irgendwo hinter den Bildern kam.
    Nick Ross, der Typ im Fernsehen, sagte, daß die Leute, die sie sehen würden, Schauspieler waren, aber die Stimme von Sam Turner war echt. Ausgesprochen schräg, sich Leute im Fernseher anzusehen, die Sam Turner und Jane Deacon sein sollten, während Sam Turner auf der einen und Jane Deacon auf der anderen Seite neben einem saßen. So nah, daß man sie riechen konnte, also... sie. Nachdem sie einander vorgestellt worden waren, hatte er gefragt, was es sei, und sie hatte geantwortet, Pfirsichblüte. «Scheiße», hatte er gesagt, «darauf wäre ich nie gekommen.»
    Auf eine Art war die Sendung schon okay, aber eine Menge Dinge wurden falsch gebracht. Sam zum Beispiel - der Typ, der Schauspieler, der Sam sein sollte -, der fuhr in einem verbeulten, alten roten Wagen herum, wo doch jeder ganz genau wußte, daß Sam einen beschissen großen, fast wie neu aussehenden ausländischen Wagen fuhr. Auch die Frau, die Jane Deacon sein sollte, hatte blonde Haare, aber sie hatte nicht dieses Superaussehen. Es war eine hübsche Blondine im Fernseher, ein bißchen pummelig, während die echte Jane Deacon, die intensiv nach Pfirsichblüten duftete, schön war, eher wie ein Filmstar aussah.
    Die Fernsehsendung schien eine Million Meilen weit weg zu sein. Was dort gezeigt wurde, war tatsächlich in diesem Haus passiert, in diesem Zimmer. Sam hatte Geordie die Blutflecken auf dem Teppichboden gezeigt, genau hinter ihm jetzt, unter diesem kleinen Läufer. Wenn man nur die Bilder im Fernsehen sah, hatte man keine Vorstellung, was für ein Gefühl es war, hier zu sein. In diesem Zimmer zu sitzen und sich vorzustellen, wie der Messerkiller zurückkam. Er war einmal gekommen und hatte den Mann der Blondine umgelegt, warum sollte er nicht wiederkommen und sie drei auf genau dieser Couch hier abschlachten, Barney gleich mit?
    Nur daß Sam hier war. Also war’s höchstwahrscheinlich okay.
    Geordie hatte den ganzen Nachmittag mit Celia an Worten gearbeitet. Sie schaffte es irgendwie, daß sie einfacher wirkten, als sie tatsächlich waren, und Geordie erkannte, daß er in der Vergangenheit schon ganz schön viel an Worten gearbeitet hatte. Im Heim und auf der Schule, und auch wenn bei der Arbeit, die er gemacht hatte, nicht viel herausgekommen war, hatte es ihm eine gute Grundlage für das gegeben, was jetzt bei diesem Job verlangt wurde. Celia sagte, daß Konzentration die Sache war, die zu meistern am schwersten sein würde, aber darin sah Geordie überhaupt kein Problem. «Wenn man auf der Straße ist und Hunger hat», sagte er, «dann konzentriert man sich einfach aufs Essen, bis man was zu essen bekommt.»
    «Ja, ich nehme an, das macht man so», hatte Celia gesagt.
    Außer jetzt Crimewatch UK zu sehen, hatte Geordie sich fast den ganzen Tag auf Worte konzentriert, und als die Sendung vorbei war, ging er wieder in das Zimmer nach oben, um sich noch etwas zu konzentrieren.
    Vorher jedoch hatte er noch etwas zu sagen, und als Jane Deacon den Fernseher ausschaltete, sagte er es: «Graham East ist vor einem halben Jahr von zu Hause weg?»
    «So ungefähr, ja», antwortete Sam.
    «Wenn man von zu Hause weggeht», sagte Geordie, «ist die erste Woche oder so schon okay, denn man ist froh, alles hinter sich zu lassen, und weil man immer regelmäßige Mahlzeiten hatte, ist man auch einigermaßen kräftig. Aber danach nimmt man ab, und das Gesicht verändert sich. Der Bart fängt an zu wachsen.»
    «Mein Gott», sagte Jane. «Sie meinen, er könnte noch auf der Straße sein? Wie ein Tramp?»
    «Wo sollte er hin?» fragte Geordie. «Dann ist da noch was. Wenn man eine Weile auf der Straße ist, kriegt man Angst. Und wenn man Angst hat, fängt man an, anders auszusehen.»
    «Nicht so anders», sagte Sam.
    «Doch», beharrte Geordie. «Es verändert einen. Ich hab Leute frisch von zu Hause auf die Straße kommen sehen, und dann siehst du sie ein paar Wochen nicht mehr, und wenn du sie wieder triffst, weißt du nicht mehr, wer sie sind.»
    «Was willst du damit sagen, Geordie?» fragte Sam.
    «Dieses Foto, das die in der

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