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Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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bleiben.»
    «Der Kleine ist noch jung», sagte Sam. «Sucht einen Anfang.»
    Mike ging zu einem Schrank und kehrte mit einem Schlüssel in der Hand zurück. «Fünfunddreißig die Woche», sagte er. «Der Junge bezahlt sämtliche Nebenkosten. Der erste Monat ist gratis, weil ich gute Laune habe.»
    «Mike», sagte Sam. «Du hast mein Leben verändert.»
    Wieder in seiner Wohnung schob Sam Oh Mercy in das Tapedeck. Kein Album, das er besonders oft hörte, aber trotzdem ein paar gute Songs. Er hatte gerade aus einem Gefühl heraus etwas getan, aus einer Art erweiterten Intuition, wußte nicht, wohin ihn das führen würde. Die Sache hatte jetzt eine Eigendynamik bekommen und konnte praktisch überall hinführen. Aufzuhalten war nichts mehr.
    Er war versucht zu denken, daß Geordie im ungünstigsten Fall wieder in seinem Hauseingang landete, aber so naiv war Sam nicht. Inzwischen waren eine Menge Leute beteiligt, und mit der Zeit würden es noch mehr. Wenn es mit dem Jungen nicht klappte, waren alle möglichen kleinen und großen Katastrophen denkbar. Aber Sam dachte, es könnte funktionieren. Er hatte ein gutes Gefühl. Geordie hatte Ansporn und Druck gebraucht und würde auch weiterhin Hilfe und Unterstützung benötigen, aber Sam hatte das Gefühl, daß der Bursche am Anfang einer Aufwärtsentwicklung stand.
    «Haben wir noch Zeit für ein Spiel?» fragte Gus, sobald Sam eintraf. «Mir hängt der ganze Detektivkram zum Hals raus, ständig irgendwelchen Leuten zu folgen, die halbe Nacht aufzubleiben und mit schläfrigen Blondinen zu quatschen.»
    «Wir haben eine Stunde», antwortete Sam. «Zeit für zwei Spiele. Mehr ist nicht drin.» Auf dem Weg zum Wagen erzählte er Gus die Neuigkeiten von Geordie. Und dann: «Was war das vorhin mit schläfrigen Blondinen? Hat sie dich angemacht?»
    «Nein», sagte Gus. «Sie schmachtet nach dir. Wollte wissen, wie oft du furzt, mit wieviel Dezibel, ja sogar die genaue Zusammensetzung.»
    «Bist du eifersüchtig?» fragte Sam.
    Gus schüttelte den Kopf. «Ich bin voll konditioniert», sagte er. «Wenn ich eine Blondine wie sie sehe, fangen meine Mutter und alle meine Tanten sofort an, mir ins Ohr zu flüstern: Ärger, Gus. Laß es bleiben. Kauf dir lieber ein neues Puzzle.»
    «Ich weiß, was du meinst», sagte Sam. «Ich habe bislang widerstanden, aber ich glaube, sie zieht mich an. Jedesmal, wenn wir uns treffen, rückt die Katastrophe ein Stück näher.»
    Gus begann eine Melodie zu summen. Sam manövrierte den Wagen in eine Parklücke. Sie öffneten gleichzeitig die Türen des Volvo und gingen schnell die Straße hinunter zur Billardhalle.
    «Warum widerstehen?» fragte Gus, als sie zu spielen anfingen. «Sie sieht toll aus, sie ist reich, und sie hält dich für was Besonderes.»
    «Ich kann den Finger noch nicht genau drauflegen», sagte Sam. «Alles in mir sagt: » Er rieb sein Queue mit Kreide ein und ging um den Tisch, um einen unmöglichen Stoß zu versuchen. «Irgendwas hält mich zurück. Eine leise Stimme in mir sagt: »
    «Könnte die Superliebesgeschichte sein», sagte Gus. «Sie entführt dich auf die Costa del Weiß-der-Henker-was. Du trägst den Rest deines Lebens nur noch Shorts, diese langen, sackartigen Dinger mit Blümchen drauf, Mohn und Sonnenblumen. Scheiße, du hast soviel Geld, es spielt überhaupt keine Rolle, was du trägst.»
    «Du siehst mich als Gigolo?»
    «Ja. Okay, es paßt nicht so ganz zu dir. Aber wie kannst du dir so was ausreden?»
    «Tu ich ja gar nicht», sagte Sam. «Ich warte einfach ab, was passiert.»
    Während sie die Kugeln für das zweite Spiel aufstellten, erzählte Gus, daß Frances zu dem Haus in Leeds gefahren war. «Sie war ungefähr anderthalb Stunden drin», sagte er. «Als sie fort war, habe ich mich mal umgeschaut. Hab ein paar Ritzen in den Brettern gefunden, durch die ich hineinsehen konnte. Das Haus ist leer, zumindest das Erdgeschoß. Nach oben konnte ich nicht sehen.»
    «Anderthalb Stunden. Was macht sie da drinnen? Hat sie irgendwelche Tüten mit reingenommen, etwas, das Lebensmittel gewesen sein könnten?»
    «Nein. Nur eine kleine Handtasche.»
    «Meinst du, Graham könnte dort sein?»
    «Ich weiß es nicht», sagte Gus. «Wir müssen rein und selbst nachsehen.»
    «Ja. Warten wir noch einen Tag. Wir werden versuchen, an die Schlüssel ranzukommen.»
     

Kapitel 39
     
    Geordie schaute mit absoluter Hingabe und Selbstvergessenheit fern. Sam hatte vor einiger Zeit gesagt, daß sie sich

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