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Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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Sendung gezeigt haben. Ich mache jede Wette, so sieht er heute überhaupt nicht mehr aus.»
    «Wissen Sie», sagte Jane, «ich habe mir Graham nie als Aussteiger vorgestellt. Aber es könnte schon sein. Das war ein Teil seiner Persönlichkeit. Er war ein Romantiker. Er hatte eine genaue Vorstellung davon, was er die nannte - Tramps und Stadtstreicher.»
    «Ja», sagte Sam. «Frances hat mir erzählt, als er sein Zuhause in Neuseeland verlassen hatte, war er so was wie ein Tramp. Er hat in verschiedenen Städten bei alten Männern gelebt. Hat sie gesagt.»
    «Ich bin noch nicht fertig», sagte Geordie. «In York hab ich ihn nicht gesehen. Wenigstens glaube ich das - nicht in den Wohnheimen und Suppenküchen. Aber er könnte in Leeds sein, oder sonst irgendwo in der Nähe. Wenn wir in den Obdachlosenasylen suchen, könnten wir ihn vielleicht finden.»
    «Er hat recht, Sam», sagte Jane. «Deshalb hat ihn auch kein Mensch gesehen. Wenn er auf der Straße ist, dann ist er praktisch unsichtbar.»
    «Ja», sagte Sam. «Den Versuch ist es wert. Guter Mann, Geordie. Du denkst mit.»
    «Wir könnten morgen losziehen», sagte Geordie. «Anfangen.»
    «Vielleicht in ein oder zwei Tagen», sagte Sam. «Da sind noch einige andere Dinge, denen ich vorher nachgehen möchte.»
    «Okay, Boss.» Geordie nahm seine Bücher und verließ das Zimmer. Er ging nach oben in Jane Deacons Büro, konzentrierte sich noch ein bißchen auf Worte, versuchte dahinterzukommen, wie man Graham buchstabierte.
     
    «Er scheint ein ziemlich intelligenter Junge zu sein», sagte Jane, als Geordie fort war.
    Sam nickte. «Vorläufig muß er langsam machen. Mit seinem Gehirn ist alles in bester Ordnung.»
    «Hören Sie», sagte Jane. «Es ist nur eine Idee. Wenn Sie im Augenblick zuviel um die Ohren haben, könnte ich ihn begleiten. Ich könnte ihn nach Leeds fahren, wohin auch immer, und wir könnten versuchen, Graham an den Stellen zu finden, wohin die Aussteiger eben so gehen.»
    «Nein.»
    «Es würde mir wirklich nichts ausmachen, Sam. Den Versuch ist es allemal wert.»
    «Nein. Das gefällt mir nicht. Falls Graham dort ist, würde er Sie wahrscheinlich entdecken, bevor Sie ihn sehen. Wenn wir es tun, dann tun wir es ohne Sie. Aber wir tun es ohnehin noch nicht.»
    «Warum sollte er mich sehen? Ich könnte doch eine Perücke tragen, Sam. Geben Sie mir eine halbe Stunde für mein Make-up, und Sie würden mich nicht wiedererkennen.»
    «Okay, das alles weiß ich. Trotzdem möchte ich nicht, daß Sie da hineingezogen werden. Wichtiger noch, ich will nicht, daß Geordie schon hineingezogen wird. Ich möchte, daß er mehr mit Celia arbeitet. Ich möchte, daß er seßhaft wird, eine Art geregeltes Leben beginnt. Ich habe schon ein paar Jobs für ihn, aber ich will nicht, daß er selbständig an etwas arbeitet, das womöglich zu nichts führt. Er muß das Gefühl bekommen, daß das, was er tut, nützlich ist.»
    «Was, wenn ich allein fahren würde?»
    «Jane, nein.»
    «Sie können mich nicht dran hindern.»
    «Ich kann Sie nicht daran hindern, richtig», sagte Sam und hob die Stimme. «Aber ich sage Ihnen, wir machen es auf meine Art oder gar nicht. Im Augenblick gibt es Wichtigeres zu tun. Wenn Sie in Leeds herumlaufen, kann ich mich auf nichts konzentrieren.»
    Sie erhob sich von ihrem Platz und verließ das Zimmer.
    Sam schloß die Augen. Daß Geordie selbständig mitdachte, war eine gute Sache. Er brauchte Ermutigung, und die würde Sam ihm geben, sobald sie allein waren. Was er nicht brauchte, was keiner von ihnen brauchte, war eine Jane Deacon, die ihr Leben riskierte. Falls Graham East hinter allem steckte, dann war die beste Strategie abzuwarten, bis er sich zeigte. Der einzige Ort, an dem er an Jane Deacon herankam, war dieses Haus, und wenn und falls es passierte, würde Sam ihn erwarten.
    Er mußte morgen mit Gus reden, die Schlüssel für das Haus in Leeds besorgen. Irgend etwas würden sie dort finden. Frances Golding wußte mehr, als sie sagte. Vielleicht noch einmal mit Bob Blackburn reden. Vielleicht war er mitteilsamer als beim ersten Mal.
    Aber es war ärgerlich, daß Jane versuchte, sich einzumischen. Das war mit Abstand das Letzte, was er brauchte.
    Sie kehrte ins Zimmer zurück und stellte einen Becher Kaffee vor ihn. Sie setzte sich mit einem eigenen Becher in den Sessel ihm gegenüber und zog der Bequemlichkeit halber den Rock ein Stück hoch.
    «Warum trauern Sie nicht?» fragte Sam nach einem langen

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