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Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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Schweigen.
    «Was meinen Sie damit?»
    «Ich verstehe das nicht», sagte er. «Ich weiß, daß ich an Ihrer Stelle heulen würde wie ein Schloßhund, ich würde schreien, ich würde meinen Kopf gegen die Wand schlagen.»
    «Wir trauern alle auf unsere eigene Art», sagte sie.
    «Ich sehe nur nicht, daß Sie es tun», fuhr Sam fort. «Sie stehen an einem Scheideweg, den Sie nicht begreifen. Aber man merkt es Ihnen einfach nicht an. Sie müssen weinen, Jane. Andernfalls werden Sie krank.»
    «Ich weiß», sagte sie. Sie trank einen Schluck Kaffee. Sah ihn über den Rand der Tasse an. «Ich versuche es. Aber ich muß auch stark sein. Ich habe niemanden, zu dem ich gehen kann.»
    «Vergessen Sie das mit der Stärke», sagte er. «Die Welt ist voller Reaktionen. Wenn Sie weinen, wird schon jemand Ihr Händchen halten.»
    «Ich wünschte, ich könnte es.»
    «Wenn Sie wollen, ich kann ausgesprochen ekelhaft sein. Schaffe es, daß Sie in ungefähr zwei Minuten flennen wie nur was.»
    Sie zog ein Papiertaschentuch aus dem Ärmel.
    «Sehen Sie, was ich meine?» sagte Sam.
     
    Auf dem Nachhauseweg gingen Sam und Geordie durch das Coppergate Centre. Als sie den Eingang des Geschäfts erreichten, blieb
    Geordie stehen. Zwei kleine Jungs kauerten sich dort aneinander, um warm zu bleiben.
    Sam ging weiter, und Geordie beeilte sich, zu ihm aufzuholen. «Das ist mein Eingang», sagte Geordie.
    «Willst du ihn zurückhaben?»
    «Nein», sagte er. «Ich wollte ihn nur mal sehen.»
     



Kapitel 40
     
    Jane war frustriert. Was mußte man tun, um Sam Turner ins Bett zu bekommen? Sie hatte doch ganz klar zu verstehen gegeben, daß sie nichts dagegen haben würde. Sie hatte ihm einen fast neuen Volvo gegeben. Er sagte, er wollte ihr Porträt, und sie hatte es ihm geschenkt. Er hatte keine Frau. Keine feste Freundin. Sie hatte mit Gus darüber gesprochen, gedacht, vielleicht ist er schwul, aber das war er nicht.
    Auch hatte er Frances unter Druck gesetzt, und das war nicht gut. Frances war in Ordnung, solange man sie in Ruhe ließ. Aber wenn sie unter Druck gesetzt wurde, könnte sie wütend würden, und wenn sie wütend wurde... Nun ja, Jane wollte kein Risiko eingehen.
    Alle anderen waren sicher. Gus und Geordie stellten keinerlei Bedrohung dar. Jean und Bob Blackburn wußten nichts, und Frances würde sich ohnehin um sie kümmern. Der einzige, der in der Lage war, es bis zum Äußersten zu treiben, war Sam, und Jane wußte, daß sie ihn ablenken konnte, wenn er ihr nur den Hauch einer Chance gab.
    Jane hatte noch nie einen Korb von einem Mann bekommen, und es hatte schon eine ganze Reihe gegeben. Oft genügte schon ein beiläufiger Blick. Sogar als sie mit Terry verheiratet gewesen war, hatte sie ab und zu ein Verhältnis. Es war noch nie ein Problem gewesen, eine Beziehung zu beginnen. Das Problem waren die Enden. Einen Mann loszuwerden konnte sich als ernstes Problem erweisen. Aber etwas anzufangen, das war leicht.
    Außer bei Sam. Aber warum nur, um Himmels willen? War er schüchtern? Nein, das konnte Jane nicht glauben. Vielleicht sollte sie sich mehr für seine Musik interessieren? Das hatte sie bei Terry tun müssen, wenigstens so tun, als interessiere sie sich für seine Musik. Vorschlägen, noch einmal zusammen auszugehen? An diesem Abend hatte er es genossen, mit ihr durch die Stadt zu schlendern. Alle sahen sie an. Pack ihn an seiner Eitelkeit. Tja, sie würde alles Menschenmögliche unternehmen.
    Zunächst schien es wichtig gewesen zu sein, Sam immer in der Nähe zu haben, damit sie sah, was er vorhatte, ihn von der Fährte abhalten konnte. Dann hatte es wie eine gute Idee ausgesehen, ihn um seiner selbst willen in ihrer Nähe zu halten. Er war ein Mann, den die meisten Frauen auf gewisse Weise attraktiv fanden. Doch jetzt sah es eher nach einer Art Wettbewerb aus, ihn in der Nähe zu haben. Gelang es ihr, ihn herumzukriegen? Würden Sie scheitern? Nein, dachte Jane, du wirst nicht scheitern. Du mußt nur den Schlüssel finden.
    Aber lebenslange Erfahrung hatte Jane Deacon gelehrt, daß man den Schlüssel zu einem Mann nicht finden mußte. Der Mann schenkte einem den Schlüssel. Man mußte nur aufmerksam sein, darauf achten, nicht zu übersehen, was einem förmlich ins Auge sprang.
    Sam macht gerade jetzt eine Geste, die das gleiche ist, wie einen Schlüssel genau vor ihrer Nase baumeln zu lassen. Jane weiß, daß dies passiert, und ein Lächeln huscht über ihr Gesicht, denn sie beginnt zu ahnen, was es sein könnte.
    Sie

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