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Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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selbst ein. Morgen würde sie sämtliche Kleidungsstücke waschen. Alles in den Schubladen. Würde sie vom Gestank des Eindringlings befreien.
     



Kapitel 43
     
    Sam stand in der Küche, Seife und Rasierzeug in ein Handtuch gewickelt, als wollte er ins Freibad. «Ich würde gern Ihr Angebot an-; nehmen, bei Ihnen zu duschen», sagt er zu Jane Deacon.
    «Oh, natürlich», sagte sie. «Benutzen Sie es jetzt, wenn Sie mögen.»
    Sam ging nach oben, ließ Geordie mit Jane Deacon in der Küche zurück. Er stellte sich unter die Dusche und erhöhte die Temperatur so lange, bis es fast unerträglich war. Ließ eine Weile das Wasser über sich laufen, bis er nach der Seife griff. Wenn er reich war, würde Sam eine eigene Dusche haben. Das Baden in einer Wanne fand er ekelhaft: in seinem eigenen Dreck herumzuliegen, dieser feine Film, der auf dem Wasser trieb. Wenn man duscht, wird der ganze Mist einfach weggespült.
    Er hörte, wie Jane und Geordie die Treppe heraufkamen und in ihr Schlafzimmer gingen. Geordie machte sich gut. Celia sagte, mit der Sprache gebe es keine Probleme. Er war lernbegierig und machte schnell Fortschritte. Vor einiger Zeit hatte er Sam gebeten, einen Rechtschreibtest mit ihm zu machen. Er nahm das Gedicht, das Celia ihm gegeben hatte, und sagte: «Fragen Sie mich irgendeines dieser Worte.»
    Sam bat ihn NUR, EIN, GEWÖHNLICHER, MANN, AUS, DEN, KAHLEN, WALISER, BERGEN zu schreiben, und Geordie schrieb alles fehlerfrei auf, mit Ausnahme von Bergen, das er ohne das zweite e schrieb. Als Sam ihn fragte, worum es bei dem Gedicht ginge, antwortete Geordie: «Um einen Typen, der ins Feuer spuckt, so was wie ein Penner.»
    Geordies Reaktion auf seine neue Wohnung war interessant. Er hatte eine ganze Weile mitten im Wohnzimmer gestanden, sich an den Tisch gesetzt und dann auf einen Lehnsessel. Er warf einen Blick ins Bad und ins Schlafzimmer, setzte sich aufs Bett und kehrte dann ins Wohnzimmer zurück. «Alles meins?» fragte er wieder.
    «Ja.»
    Er machte einen weiteren Rundgang, kehrte wieder praktisch zur gleichen Stelle auf dem abgewetzten Teppichboden zurück. «Scheiße, Sam, was soll ich mit dem ganzen Kram?»
    «Nach einer Weile wird es dir nicht mehr so großartig vorkommen. Du benutzt das Bad nur ein paarmal am Tag, das Schlafzimmer nur nachts.»
    «Was ist mit Barney?»
    «Er kann hier schlafen», sagte Sam. «Wir besorgen ihm einen Korb oder so was. Wenn’s dir lieber ist, kann er auch im Schlafzimmer schlafen.»
    «Koche ich hier?» fragte er und trat neben den Herd, nahm eine Bratpfanne in die Hand, bückte sich und drehte den Kopf, um zu dem Grill im Backofen aufzuschauen.
    «Klar.»
    «Ich kann nicht kochen.»
    «Verdammt, Geordie», sagte Sam. «Immer ein Schritt nach dem anderen. Ich werde dir das Kochen beibringen. Celia und Jane, Wanda, die werden dir alle kochen beibringen. Wenn du wissen willst, wie man was macht, frag einfach. Jeder wird dir helfen.»
    «Ich hab nichts zu kochen, Sam. Ich werde mir Eier kaufen müssen.»
    «Ja. Wir können in den Supermarkt gehen und besorgen alles, was du brauchst.»
    Er stand kopfschüttelnd da. Nach einem Augenblick sagte er: «Sie wollen nicht, daß ich bei Ihnen wohne?»
    Sam zögerte. «Du wirst hier über mir wohnen», sagte er.
    «Aber Sie wollen nicht, daß ich unten bei Ihnen wohne?»
    «Menschen brauchen ihren eigenen Raum, Geordie. Wenn du mich brauchst, du bist so nah, ruf mich einfach.»
    «Raum?»
    «Ja, Raum. Unten, das ist mein Raum. Das hier wird deiner.»
    «Von jetzt an?»
    «Von wann immer du willst. Es ist noch ein komisches Gefühl, du hast gerade erst alles gesehen. Aber nach einer Weile wird’s dir gefallen.»
    Sam ging runter und ließ Geordie allein, damit er sich mit der Vorstellung anfreunden konnte. Zehn Minuten später kam Geordie runter. «Tolles Gefühl», sagte er. «Nur, ich hab keine Musik und keine Eier. Barney gefällt’s hier unten auch besser.»
    «Willst du was zu essen?»
    «Ja», sagte Geordie. «Ich verhungere.»
    «Morgen gehen wir einkaufen», sagte Sam. «Besorgen ein paar Eier. Vielleicht ein gebrauchtes Radio.»
    Okay, sagte Sam sich, der Junge hatte noch nie Raum für sich selbst. Er weiß nicht, was er damit anfangen soll, empfindet es vielleicht furchterregend. Alles ist anders für ihn. Celia, Jane, lesen und schreiben lernen. Er ist ein beschissener Marsianer, der gerade mit seinem Raumschiff gestrandet ist. Das einzige, was er kennt, sind Eier.
    Sam trat aus der Duschkabine und tapste zum

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