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Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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«Laßt mich nicht außen vor. Ich bin der beste Paddler der Ostküste. Ich werde meine Hosenträger und den Plastikregenmantel rauskramen.»
     

Kapitel 44
     
    Nach Geordies Unterricht am nächsten Tag ließ Sam ihn im Volvo vor Frances’ Haus zurück. Geordie und Barney. Observierungsexperten. Den Verdächtigen beobachten. Einen Bericht schreiben. Sam sagte, wahrscheinlich würde nichts passieren, aber kaum war er weg, ging es richtig los.
    Zuerst kam ein Typ in einem Lieferwagen, Wales Glaserei stand auf der Seite. Geordie hatte keinen Schimmer, was das bedeutete, kopierte es aber auf den Block, malte ein Bild dazu, wie die Uhr auf dem Armaturenbrett zu dem Zeitpunkt aussah, als der Typ eintraf. Während der Typ noch im Haus war, kam ein weiterer Typ in einem blauen Wagen, und dieser andere Typ verschwand ebenfalls in dem Haus. Aus dem Volvo konnte Geordie nicht erkennen, was für ein Wagen es war, also mußte er aussteigen und mal die Straße runterspazieren. Es war ein Vauxhall. Er prägte sich die Reihenfolge der Buchstaben ein und schrieb auch das auf den Block, dazu die Nummernschilder beider Fahrzeuge. Noch ein Bild von der Uhr.
    Er notierte ebenfalls, was die beiden Typen trugen, ängstlich darauf bedacht, nur ja nichts auszulassen. Der erste Typ trug einen Overall, aber der zweite hatte einen Anzug an und eine kleine Aktentasche in der Hand. Geordie hatte keine Ahnung, wie man das englische Wort für Anzug schrieb, und es dauerte eine ganze Weile, bis er es in dem Wörterbuch fand, das Celia ihm gegeben hatte. Als er es schließlich gefunden hatte, stand da, soot sei eine schwarze Substanz, und das kam ihm irgendwie falsch vor, denn der soot von dem Typen war doch braun, wenn Geordie sich recht erinnerte. Geordie meinte, daß Wörterbücher wahrscheinlich auch nicht immer recht hatten. So viele Worte standen drin, da mußten ja ein paar falsch sein.
    Als er das soweit aufgeschrieben hatte, kam der zweite Typ wieder aus dem Haus und stieg in sein Auto. Ja, der Anzug war braun, und er trug auch einen Hut. Den Hut setzte er jetzt auch noch in seinen Bericht.
    Dann war es eine ganze Weile ruhig, Zeit zum Nachdenken, wieder zu Atem zu kommen. Hätte sich was zu essen mitnehmen sollen. Geordie schob eine von Sams Cassetten in das Autoradio. John Wesley Harding was a friend to the poor - vielleicht ein bißchen wie Sam, nur daß Sam nicht with a gun in every hand herumlief.
    Sam war okay. Geordie sagte sich vielleicht zwanzigmal am Tag, daß Sam okay war. Wenn er sich nicht gerade sagte, daß Sam okay war, konnte Geordie alles mögliche denken. Er konnte denken, der Typ war bescheuert, wollte es ja gar nicht anders, als ausgeplündert zu werden. Wie zum Beispiel jetzt wieder. Geordie konnte sich einfach die Cassetten krallen und verduften. Er konnte die Cassetten in einem Secondhand-Laden verticken und einen Haufen Schotter damit machen. Auch andere Sachen in dem Auto - eine beschissene Kamera - er könnte alles mitgehen lassen. Auch das Auto selbst, wenn er wüßte, wie man das Ding fuhr. Wenn er nicht dachte, daß Sam bescheuert war, dann konnte er denken, der Typ wartete nur den rechten Augenblick ab, wartete darauf, mit irgendeiner perversen Sexnummer anzukommen. Ein Snuff-Film oder so was.
    Aber Sam war schon okay.
    Dann konnte er auch wieder denken, Sam würde ihn nur leimen. Sam fühlte sich obergeil dabei, den barmherzigen Samariter zu spielen, aber eines Tages würde er davon die Schnauze voll haben und Geordie sagen, er solle sich verpissen. «Verschwinde aus meinem Haus, geh doch zurück in deinen Hauseingang.» Wenn Geordie das dachte, dann dachte er auch, am besten wär’s, sofort zu verschwinden und dafür zu sorgen, daß er wenigstens was davon hatte. Er wußte, wo Sam in seinem Schlafzimmer ein Bündel Geld aufbewahrte, ein Bündel so dick wie eine Hand. Krall dir die Kohle, und du hast ausgesorgt. Nimm dir ein Hotelzimmer. Mit Kellnern und allem. Frühstück im Bett. Und wenn Sam dann morgens reinkommt und sagt: «Verschwinde aus meinem Haus», dann ist das so was wie ein Selbstgespräch, denn Geordie hat sich ja bereits verabschiedet. Genau wie das Bündel Kohle. Nur noch ein leerer Raum, wo sie mal gelegen hat.
    Geschieht dem Wichser nur recht.
    Aber Sam war okay.
    Gestern abend war’s gut. Sam und Jane machten Fortschritte wie ein brennendes Haus. All diese Klamotten. Wieviel war diese Lederjacke wert? Zweihundert Mäuse? Vielleicht mehr. Sam und Jane rückten auf dem Sofa immer näher

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