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Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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oder?»
    Geordie kam die Treppe heruntergestürzt. Es hörte sich an, als sei etwas Schweres und Kantiges von der obersten Stufe heruntergeworfen worden. In einem weißen Sakko über einem leuchtendgelben Hemd platzte er ins Wohnzimmer. Keine Hose, nur Unterwäsche. «Geht das?» fragte er Jane.
    «Ja», sagte sie. «Du könntest dazu Jeans und Sandalen tragen.»
    «Und Sonnenbrille», sagte er. «Da oben ist auch eine Sonnenbrille.»
    «Nimm sie», sagte sie. «Sie gehört dir.»
    Er war wieder fort und stürmte die Treppe hoch, was sich anhörte, als nehme er vier Stufen auf einmal.
    «Was sagten Sie gerade?» sagte sie zu Sam. «Über den Anfang.»
    «Ich weiß nicht, ob es da gut war», sagte er. «Wir haben uns eingeredet, daß es so war. Der Sex schien gut zu sein, aber ich glaube eigentlich nicht, daß einer von uns an den anderen gedacht hat.»
    «Sex kann trügerisch sein.»
    «Manchmal denke ich, ich habe sie nur aus einer Art Rache heraus geheiratet», sagte Sam. «Und das gleiche gilt auch für sie.»
    «Rache?» Jane verstand nicht.
    «So was in der Richtung», sagte Sam. «Rache dafür, so dumm zu sein, mich zu mögen. Rache dafür, sich einzubilden, ich könnte sie glücklich machen, mir einzureden, ich wäre dazu in der Lage, könnte es versuchen.»
    Jane schüttelte den Kopf. «Sie wollten sie bestrafen, weil sie Sie mißverstanden hat? Sie falsch eingeschätzt hat?»
    «Ich bin nicht stolz», sagte Sam. «Ich sage einfach nur, wie’s gewesen ist, wie es zwischen uns gelaufen ist. Ich habe sie neulich in der Stadt getroffen. Ich sehe diese Frau an - und sie gibt mir nichts, gab es mir noch nie und ich denke, in die habe ich mal all meine Hoffnungen gesetzt. Ich muß blind gewesen sein. Brenda ist absolut unfähig, mir zu geben, was immer ich erwartet hatte. Die meiste Zeit versteht sie nicht einmal, worüber ich überhaupt rede.»
    «Aber Sie verstehen sie?»
    Sam lachte. «Nein, bei mir ist es ganz genauso. Ich weiß nicht, wer sie ist. Wenn ich darüber nachdenke, ich wußte es eigentlich nie. Ich habe so was wie eine Schablone über sie gelegt, ignoriert, wer sie war, habe nur das gesehen, was ich sehen wollte.»
    Jane sagte nichts, saß nur da und schüttelte den Kopf.
    «Wir haben uns gegenseitig als Sandsack benutzt», sagte Sam. «Wir scheinen damals beide einen gebraucht zu haben.»
    «Und heute», sagte Jane, «denken Sie gar nicht mehr an sie?»
    «Manchmal», antwortete er und senkte den Blick auf den Boden. Als er wieder aufschaute, sagte er: «Wenn man sie sieht, hallo sagt -sie könnte genausogut in Tadcaster sein.»
    Sie schwiegen einen Moment, lauschten nur auf Geordie, der oben herumlief. Dann sagte Sam: «Was ist mit Ihnen, Ihrem Leben?»
    «Da gibt’s nicht viel zu erzählen», sagte sie. «Sie haben Terry kennengelernt. Ich vermute, er war die Hauptsache.»
    «Und davor?» fragte er. «Ihre Schwester. Was ist mit der?»
    Jane hatte einen überraschten Ausdruck auf dem Gesicht. Er war nur einen Augenblick da, bevor sie sagte: «Oh, sie ist gestorben. Hat sich umgebracht.»
    «Ich dachte, sie würden sie noch sehen.»
    «Was meinen Sie damit? Wie sollte ich? Wir haben nie über meine Schwester gesprochen, Sam.»
    Sie war jetzt erregt. Plötzlich unsicher. Im einen Moment ist sie ruhig, im nächsten bricht sie beinahe zusammen. «Ganz am Anfang», sagte Sam, «als Sie und Terry mich engagiert haben, da sollten Sie angeblich ein Verhältnis haben, ließen sich jedoch tatsächlich porträtieren. Terry sagte mir, sie seien angeblich bei Ihrer Schwester, aber er wußte, daß Sie nicht dort waren.»
    «Da müssen Sie was falsch verstanden haben», sagte sie. «Oder vielleicht hat Terry es auch einfach nur so gesagt. Meine Schwester hat sich vor einigen Jahren umgebracht.»
    Der Ziegelstein kam wieder die Treppe heruntergeflogen, prallte nur einmal auf. Nackt bis auf Bermudashorts mit einem, wie es aussah, Spinnenmuster, einer Sonnenbrille auf der Nasenspitze und einem Panamahut platzte Geordie ins Zimmer. «Strandkluft», sagte er. «Celia hat gesagt, sie würde mal mit mir zum Meer fahren. Nachdem ich jetzt den passenden Aufzug habe, wird sie’s tun müssen.»
    «Wann hat Celia das gesagt?» fragte Sam.
    «Heute morgen. Wir haben uns auf der Promenade Fish and Chips besorgt und gegessen. Zuckerwatte. Genau das macht man doch da. Baut Sandburgen. Sie hat mir Postkarten gezeigt.»
    «Vielleicht könnte ich auch mitkommen», sagte Jane. «Klingt nett.»
    «He, Moment», sagte Sam.

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