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Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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Nur noch ein kleiner Spliff vor der Meditation. Der gute alte Leonard krächzte immer noch vor sich hin, vielleicht war er in seiner letzten Inkarnation ein Frosch gewesen. Jane, came by with a lock of your hair... Heute war er kein Frosch, aber er wurde genauso mißverstanden, vielleicht sogar noch mehr.
    Jean kannte Frances Golding nicht, war ihr nie begegnet, daher wußte sie auch nicht, wer da vor der Tür stand, wer diese Frau mit dem komischen Hut war. Aber sie kapierte es, erkannte es, nachdem sie Frances hereingelassen hatte, daß sie Grahams Ex-Freundin war. «Oh», sagte sie. «Das ist ja echt unheimlich, ich meine, ich hab gerade erst an Graham gedacht, und dann klopft’s auch schon an der Tür, und Sie sind’s.»
    «Genau», sagte Frances.
    «Wenn so was passiert», sagte Jean, «checkt man auf einmal, wie alles zusammenhängt.» Sie sah Frances an, und sie wußte, daß es dieser komische Hut war, der ihr dieses gute Gefühl vermittelte. Jeder, der so einen Hut trug, mußte einfach in Ordnung sein. Ich meine, was für ein Hut, wie er da auf ihrem Kopf thronte. Mein Gott, bitte, gib mir eine Kamera.
    «Ich bin ein bißchen high», erklärte sie Frances. «Kennen Sie das auch?»
    Frances bejahte dies. «Aber Sie sagten, Sie hätten gerade an Graham gedacht», sagte sie. «Was haben Sie denn gedacht?»
    «Ich habe in Erinnerungen geschwelgt. Habe aber auch gedacht, wie alles zusammenhängt. Es hatte was mit dieser Cassette zu tun - kennen Sie den Song?»
    Frances schüttelte den Kopf, und der komische kleine Hut wippte von einer Seite auf die andere. Beinahe hätte Jean gefragt, ob sie ihn mal aufsetzen dürfte, mal sehen, ob er paßte, wie er ihr stand. Aber dann vergaß sie zu fragen.
    «Die Cassette?» soufflierte Frances.
    «Ach, ja, die haben wir damals immer gehört, also, nicht genau diese, aber eine von seinen anderen, und dabei ist mir wieder alles in den Kopf gekommen. Graham, die anderen, so, wie wir damals waren. Über das alles hab ich nachgedacht, und dann klopft es an der Tür. Verstehen Sie, was ich meine? Ich hatte eine Beziehung zu Graham, und Sie hatten eine Beziehung zu Graham, aber wir kannten uns nicht, und dann klopft es an der Tür. Es ist, als würde alles ineinander greifen. Manchmal sieht es aus, als wär’s nicht so, aber genaugenommen ist es doch so, nur daß wir’s nicht erkennen. Wollen Sie eine Tasse Tee?»
    Frances lächelte.
    «Ich weiß, warum Sie jetzt lächeln», sagte Jean. «Ich weiß, daß ich ein bißchen von der Rolle bin. Aber verstehen Sie, wovon ich rede?»
    «Absolut.»
    «Wußte ich’s doch. Sobald Sie durch die Tür gekommen sind, sogar noch vorher, als ich die Tür geöffnet habe, konnte ich einfach spüren, daß Sie’s verstehen würden. Es ist genauso, wie wenn Barry von positiven Schwingungen spricht, man kann tatsächlich spüren, wie sie von manchen Menschen ausgehen. Es ist wie, also fast, also, verstehen Sie mich jetzt nicht falsch, als hätte ich Sie heraufbeschworen. Als hätten wir uns gegenseitig heraufbeschworen. Sie sind für meine weitere Entwicklung, ich bin für Ihre erforderlich. Manchmal ist es unmöglich, die Dinge voneinander zu trennen.»
    «Sie sind verrückt», sagte Frances.
    «Das sagt Bob auch immer», sagte Jean. «Das ganze Universum ist verrückt, es ist wie ein verrücktes Straßenpflaster - man sieht es an, all diese einzelnen kleinen Steine, und man kann sich nicht vorstellen, wie das alles zusammenpaßt, aber es tut es, am Ende fügt sich alles zusammen. Es ist wunderbar.»
    Frances öffnete langsam ihre Tasche. «Oh, eine Handtasche», sagte Jean. «Die ist aber nett. Ich hatte auch mal so eine Tasche, vor Jahren. Manchmal frage ich mich heute, was ist eigentlich aus dieser Tasche geworden? Sie war so praktisch, wissen Sie, in so einer Tasche kann man einfach alles verstauen, wenn man mal was braucht, dann weiß man immer, es ist in der Tasche. Und sie paßt auch sehr schön zu Ihrem Hut. Oh, genau das wollte ich ja vorhin schon fragen, darf ich ihn mal anprobieren?»
    «Anprobieren?» sagte Frances, fummelte immer noch in der Tasche herum.
    «Ihren Hut? Aber nur, wenn’s Ihnen nichts ausmacht. Ist schon Jahre her, seit ich einen Hut hatte.»
    Frances nahm den Hut ab und gab ihn Jean. «Er ist neu», sagte sie. «Ich hab ihn noch nicht lange.»
    «Ich bin auch ganz vorsichtig.» Jean sah ihn sich eine Weile an, ein kleiner Streifen Pelz ging ganz herum. Also, natürlich kein echter Pelz, sondern irgend so ein

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