Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
Vom Netzwerk:
Tassen», sagte Samantha.
    «Okay.» Wanda schlug in die Hände. «Alles fertig.» Dann zu Sam: «Du trinkst doch Saft?»
    «Ich hab’s schon mal versucht», sagte er und setzte sich an den Tisch.
    Wanda schenkte den Saft aus einer großen Glaskaraffe ein, und die Mädchen machten sich über die Kekse her. «Bedien dich», sagte Samantha. «Magst du Picknick?»
    «Besonders unerwartete», sagte Sam.
    «Wie geht’s ihm?» fragte Wanda. Sie trug eine weiße Bluse mit einer blauen Baumwolljacke passend zur Jeans.
    «Scheint okay zu sein», sagte Sam. «Wir haben bis tief in die Nacht geredet. Ich denke, er wird’s packen.»
    «Er war im Bahnhof von Leeds», sagte Wanda. «Saß auf einer Bank und sah verloren aus, starrte vor sich hin ins Nichts.»
    Sam lächelte. «Er hat’s mir erzählt. Dachte daran, nach London zu verschwinden.»
    «Ja», sagte Wanda. «Ich weiß nicht, was er getan hätte, wenn ich ihn nicht gefunden hätte. Er konnte sich nicht entscheiden, ob er gehen oder bleiben sollte. Jedesmal, wenn ich ihm eine Frage gestellt habe, hat er Barney nach seiner Meinung gefragt.»
    «Hast du lange gesucht?»
    «Fast den ganzen Tag. Es war völlig neu für mich. All diese obdachlosen Menschen zu fragen, ob sie ihn gesehen hatten, mit Gruppen von Jugendlichen zu sprechen. Der Bahnhof war mein letzter Versuch. Wenn er dort nicht gewesen wäre, hätte ich unverrichteter Dinge nach Hause kommen müssen. Mein Gott, Sam, er war ein Bild des Jammers. Wie er da auf dieser Bank saß, Barney auf dem Schoß. Ich dachte, er würde weglaufen, wenn er mich sah, aber er blieb einfach dort sitzen, und als ich bei ihm war, schaute er auf und sagte: «Hallo, Wanda», als wäre überhaupt nichts passiert. Dann hat er das Geld aus der Tasche gezogen und gesagt: «Können Sie das hier Sam zurückgeben?» Ich sagte, das Geld sei dir gleichgültig, du wolltest, daß er zurückkommt, und dann habe ich vielleicht eine halbe Stunde mit dem Versuch verbracht, ihn davon zu überzeugen.»
    «Und du hast es geschafft.»
    «Ja. Während der Rückfahrt hatte er schreckliche Angst. Ein oder zweimal habe ich abgebremst, weil ich dachte, er springt jeden Moment aus dem Wagen. Aber er hat’s geschafft.»
    «Gott sei Dank», sagte Sam. «Ich bin dir wirklich sehr dankbar dafür. Daß du dir die Zeit genommen hast.»
    Sie lächelte, streichelte Kelly über den Kopf. «Er wollte das Geld zurücklegen, weißt du. Es ist so gewesen, daß er das Geld genommen, es sich dann anders überlegt und es zurückgelegt hatte. Später dachte er dann, du würdest bemerken, daß jemand an dem Geld gewesen ist, und deswegen Krach schlagen, also hat er es wieder genommen und ist einfach gegangen.»
    «Ich hätte es dort nicht aufbewahren sollen», sagte Sam. «Eine viel zu große Versuchung.»
    «Es war teilweise deine Schuld», sagte Wanda. «Was machst du jetzt mit dem Geld?»
    «Ich habe es bereits Celia gegeben.»
    «Aber die finanziellen Dinge verwirren ihn dennoch», sagte Wanda. «Er kommt sich vor wie ein Almosenempfänger.»
    Sam nickte. «Was soll ich dagegen tun? Er ist kein Almosenempfänger. Er kann sich seinen Lebensunterhalt verdienen.»
    «Irgend etwas machst du falsch», sagte Wanda. «Er sieht, wie du ihm Geld gibst, und dann kaufst du ihm Kleidung und Lebensmittel. Er erkennt nicht, wo und wie er seinen Teil dazu beisteuert.»
    «Es ist wirklich nicht so», sagte Sam. «Okay, ich hab ihm für den Anfang etwas Geld geliehen, aber es geht alles von seinem Gehalt ab.»
    «Vielleicht wäre es besser, wenn Celia ihm sein Gehalt ausbezahlt, anschließend zahlt er bei dir etwas von dem ab, was er dir schuldet.»
    «Ich könnte es versuchen», sagte Sam. «Keine Ahnung, was Celia dazu sagt.»
    «Es war ihre Idee.»
    «Jesus, habt ihr zwei euch schon wieder unterhalten?»
    «Wir haben nur unsere Notizen verglichen.»
    «Du mußt mich doch für einen hoffnungslosen Fall halten.»
    Wanda schüttelte den Kopf. «Wir fanden, daß du wie ein Mann aussiehst, der sich wirklich alle Mühe gibt. Kein Mensch macht immer alles richtig. Aber als ich dich gestern gesehen habe, ich meine, du warst schon irgendwie fertig.»
    «Ja, ja, die alte Achillessehne», sagte Sam. «Macht immer Mucken, sobald es regnet.»
    Wanda schüttelte den Kopf. «Noch Saft?» fragte sie.
    Kelly stellte sich auf ihren Stuhl. «Ich mach das», sagte sie, griff blitzschnell nach dem Saft, verfehlte den Griff und stieß die Karaffe in Sams Richtung um.
    Er sah es kommen, wußte, daß er viel zu

Weitere Kostenlose Bücher