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Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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weit weg war, um zu verhindern, daß die Karaffe umfiel. Er sah ungefähr einen Liter roten Saft auf den Tisch und in seine Richtung schwappen. Er versuchte noch, den Stuhl zurückzuschieben, doch er neigte sich auf den Hinterbeinen. Der Stuhl kippte nach hinten über, riß Sam mit sich. Aber das alles war nicht so schnell wie der Saft, der vom Tisch klatschte und ihn genau zwischen den Beinen erwischte. Die beiden Mädchen schrien auf, Wanda stieß etwas wie «Oh, mein Gott» aus, und Sam hatte nicht die Zeit, etwas zu sagen, bevor er auf dem Boden landete.
    Dann war es sehr still. Sam hob den Kopf und betastete seine Hose. Sie war ziemlich naß. Er legte den Kopf wieder zurück. Naß war das falsche Wort. Seine Hose war durchnäßt. Wanda, Samantha und Kelly standen jetzt über ihm und starrten zu ihm herab. Es war Kelly, die als erste lachte, dann Samantha.
    Wanda kniete sich neben ihn und legte eine Hand auf seine Brust. Sie lachte nun ebenfalls. «Mit dir alles okay?» fragte sie.
    Sam nickte und lächelte sie an. «Aber weißt du was?» sagte er. «Ich hab gerade meine Picknickstimmung verloren.»
     
    Wanda bestand darauf, seine Hose und Unterhose zu waschen. Sie konnte sie in den Trockner stecken, aber es würde alles in allem eine Stunde länger dauern, als er erwartet hatte. Er rief Celia an und sagte, er würde Geordie nicht mehr abholen können. Geordie sagte, er würde zu Fuß nach Hause gehen und sich mit Sam in der Wohnung treffen.
    Er stieg in Wandas Badewanne und ließ sich eine Weile einweichen. Sie kam herein und schrubbte ihm den Rücken, wodurch sich alles doch noch gelohnt zu haben schien. Sie wurde aber viel zu früh
    zu einer Kleinkinderkrise in einen anderen Teil des Haus gerufen. Sam konnte sich nicht erinnern, wann ihm schon mal jemand den Rücken geschrubbt hatte. Manchmal hatte er in Islington mit Donna zusammen gebadet, aber es war ein Badezimmer gewesen, das vom ganzen Haus benutzt wurde, von drei weiteren Wohnungen, und nachdem man dort gewesen war, kam man immer mit dem Gefühl heraus, dringend ein Bad zu benötigen. Brenda schloß die Tür ab, solange sie im Badezimmer war. Gott allein weiß, warum. Sie hatte nie ein Problem damit, sich auszuziehen.
    Sam, mit einem Handtuch um die Taille, legte mit Kelly und Samantha ein hölzernes Puzzle von Mrs. Tiggy-Winkle. Achtundzwanzig Teile. Eine Heidenarbeit, aber sie schafften es.
     

Kapitel 49
     
    Als er gerade nach Hause gekommen war und den Volvo parkte, kam Gus um die Ecke. Sam wartete vor dem Haus auf ihn. «Du siehst beinahe menschlich aus», sagte Gus.
    «Hab mir nur die Hose bügeln lassen.»
    «Hab schon gehört, daß er wieder da ist», sagte Gus.
    «Er ist drinnen, hoffe ich wenigstens», sagte Sam. «Was hast du gestern erreicht?»
    «Ich hab das Mädchen gefunden», sagte Gus. «Hab sie zwar noch nicht gesehen, aber ich weiß jetzt, wo sie steckt.»
    «Das Schulmädchen?»
    «Ich hab mit sämtlichen Freundinnen geredet. Falls die irgendwas wußten, haben sie zumindest nichts gesagt. Aber der Kumpel ihres Freundes, der wußte es ganz genau. Mußte ihm nicht mal was dafür bezahlen.»
    Sam öffnete die Tür und ging hinein. Geordie saß mit Barney auf dem Schoß in Sams Sessel. Auf dem anderen Sessel saß jemand, den Sam zunächst nicht erkannte, sich nicht vorstellen konnte, wer er war. Ein großer, magerer Bursche, der aussah, als sei er gerade Opfer eines Verkehrsunfalls geworden. Der Bursche erhob sich, als Sam eintrat, sagte etwas mit einem amerikanischen Akzent, den Sam nicht verstand. Geordie stellte vor: «Das hier ist Bob Blackburn. Seine Frau ist eben umgebracht worden.»
     
    «Ich wußte nicht, was ich machen sollte», sagte Blackburn. Er weinte, wischte sich immer wieder Tränen von den Wangen. «Ich bin zurück nach Hause, hab Ihre Visitenkarte geholt. Ich kann da nicht bleiben.»
    Sam hörte, wie Gus hinter ihm den Kessel füllte und auf den Herd stellte. Sam bat Blackburn, doch wieder Platz zu nehmen. «Es wäre vielleicht besser, wenn Sie ganz von vorn anfangen», sagte er.
    Blackburn hatte den Kopf in den Händen vergraben. «Tut mir leid», sagte er durch die Finger. «War die ganze Nacht auf und bei der Polizei. Mein Gott, es war schrecklich.»
    «Gus macht uns Kaffee», sagte Sam. «Bleiben Sie einfach schön da sitzen. Wenn Sie soweit sind, können Sie alles von Anfang an erzählen.»
    Der Typ würde niemals soweit sein. Als er den Kaffee bekam, begann er. «Ich komme immer gegen halb sechs nach Hause»,

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