Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum
dem Herrn, der Felicity Place früher mit Mineralwasser belieferte, es jetzt aber nicht mehr tut.
Donnerstag, 15. November
Die verrückte Tante - ein kurzes Vergnügen
Die verrückte Tante reiste, obwohl erst vorgestern in Felicity Place eingetroffen, nach kaum 48 Stunden erschöpft wieder ab.
»Ich bin am Ende. Die Hobbits haben mich total erledigt«, klagte sie, als sie in den Zug stieg.
»Schade, dass sie weg ist ...«, seufzte der große Hobbit, während der kleine sie in jedem Winkel des Elasti-Hauses suchte.
Die verrückte Tante hatte mit dem großen Hobbit Herr der Ringe gespielt.
»Ich war Frodo, sie war Sauron, der dunkle Herrscher von Mordor«, erzählte der Kobold.
Dann brachte sie ihm die tausend Nuancen des edlen Dialekts von Bari bei.
»Hör mal, Mama,: riduino, sdumm', coppino, skaffun', lisc' und buss' ... so viele Worte, um ›Ohrfeige‹ zu sagen! ... Ach, Mama! Mo' ci si bell' - Wie schön du bist!«, sagte der junge, aber vielversprechende Schüler.
Außerdem brachte die Tante dem kleinen Hobbit einen Furcht erregenden geflügelten Drachen mit. Er hält das Ungeheuer für eine Ente, sagt »qua qua« zu ihm, und bedeckt es mit Küssen.
Schließlich lernte die ausgeflippte Anthropologin Esmeralda kennen, eine junge Ecuadorianerin, die im Elasti-Haushalt für Sauberkeit und Ordnung sorgt. Sie waren einander sofort sympathisch, unterhielten sich über Lateinamerika, waren darüber einer Meinung, dass die dominikanischen Männer unwiderstehlich gut aussehen und tanzten im Wohnzimmer Salsa und Reggae.
Die verrückte Tante wartet auf das Visum, um nach Paderu reisen zu können, in das indische Stammesdorf, wo nur Telugu gesprochen wird. Wenn das Visum kommt und Paderu wirklich existiert, wird die verrückte Tante für ein Jahr dort hingehen, vielleicht auch für zwei, das weiß man noch nicht.
Die Elasti-Familie bemüht sich, vorerst gar nicht daran zu denken.
Freitag, 16. November
Eine niederträchtige Strategie
Brigitte, das neunzehnjährige deutsche Pin-up-Girl, das bei Irene als Au-pair arbeitet, bringt seit ungefähr zwei Monaten die Elasti-Freundin um den Schlaf.
Irenes Ehemann bedenkt sie mit schmachtenden Blicken, Irenes Kinder himmeln sie an, Irenes männliche Freunde laden sich selbst zum Abendessen ein, um diese Venus zu bestaunen.
Irene war anfangs nur leicht beunruhigt, wurde jedoch mit der Zeit immer eifersüchtiger, bis sie am Ende in Depressionen verfiel. Schließlich ging sie zum Gegenangriff über.
»Wie geht es Brigitte?«, erkundigte sich Elasti-Mama.
»Bestens! Weißt du, sie hat in letzter Zeit ziemlich zugenommen ... Dank meiner kalorienreichen Kost«, erwiderte Irene strahlend, ein teuflisches Funkeln in den Augen.
Samstag, 17. November
Hobbit-Beharrlichkeit
Heute Morgen erwachte der kleine Hobbit wie gewöhnlich um 6.30 Uhr.
»Mils! Mils!«, brüllte er wie ein Besessener.
»Ja, mein Kleiner. Ich mach dir deine Milch. Aber schrei nicht so, sonst weckst du deinen Bruder«, nuschelte Elasti-Mama, während sie sich mühsam auf die Beine kämpfte.
Der kleine Hobbit stürzte fast einen halben Liter Milch mit darin aufgelösten Plasmon-Babykeksen in 12,2 Sekunden hinunter, wie er es jeden Tag im Morgengrauen tut.
Er nieste, er hustete, und spuckte, plaff, alles wieder aus - auf Elastis Ethno-Pantoffeln, auf Elastis Schlafanzug und auf den Küchenboden.
Elasti-Mama hätte über den unerfreulichen Zwischenfall am liebsten vornehm hinweggesehen und die Küchentür geschlossen, um wieder unter die Bettdecke zu schlüpfen und den Tag zwei Stunden später neu zu beginnen.
Der kleine Hobbit betrachtete die Verwüstung um ihn her missmutig.
Dann packte er das nun leere Fläschchen, warf es Elasti-Mama vor die Füße und verlangte mit dem Ruf »Mils! Mils!« nach seinem Frühstück, als sei überhaupt nichts gewesen.
Sonntag, 18. November
Der kleine Hobbit-Lord
Die Elasti-Familie verbrachte das Wochenende in Artùs Schloss. In Artùs Schloss wird mittags an einer riesigen Tafel gespeist - so groß, dass die Tischgenossen einander nicht einmal mit ausgestreckten Armen berühren können und Unterhaltungen nur mittels Megafon möglich sind. Auf dem schier endlosen Tisch liegt eine wunderschöne, bestickte Decke, gegessen wird mit Silberbesteck aus dem neunzehnten Jahrhundert von edlen alten Porzellantellern.
Wenn man an Artùs Tafel speist, fühlt man sich wie der kleine Lord Fauntleroy.
»Wisst ihr, der große Hobbit und ich haben
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