Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Titel: Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia de Lillo
Vom Netzwerk:
mehr.
    Ich liebe dich
     
    »Mama, schreibst du für mich mit diesem roten Stift hier drauf ›Liebe Elena, ich liebe dich‹?«
    »Oh je! Liebe Elena ich liebe dich. Das ist ein bedeutungsvoller Satz.«
    »Ja ... Was sagst du dazu?«
    »Ich sage, das ist etwas sehr Schönes, und wenn du das denkst, ist es richtig, es auch zu schreiben.«
    »Gut. Also ›Liebe Elena, ich liebe dich. Ciao, ich bin's‹.«
    »So, fertig. Meinst du, Elena wird sich freuen?«
    »Weiß ich nicht. Ich will sie heiraten.«
    »Und diese Nachricht willst du ihr morgen in der Schule übergeben?«
    »Weiß nicht. Das ist ein Satz, der ist so ... so ... so groß, dass ich mich schäme.«
    »Und was willst du dann tun?«
    »Ich würde diesen Satz lieber in einen Umschlag stecken, die Adresse von Elena draufschreiben und ihn abschicken, wie einen Brief an den Weihnachtsmann.«
     
Donnerstag, 22. November
    Hobbit-Unterlegenheit
     
    Gestern Nachmittag wartete Elasti-Mama ungefähr drei Stunden bei Eiseskälte auf einem Bürgersteig unnützerweise auf eine Schar unnützer Banker.
    Elasti-Mama befand sich in Gesellschaft einiger Kollegen.
    »Du hast ein anderthalbjähriges Kind? Ich auch! Meiner ist am 12. April geboren«, sagt Bianca, eine Fernsehjournalistin mit Katzenaugen und Mannequinfigur, während ein muskulöser Kameramann-Bodyguard sie nicht aus den Augen ließ.
    »Meiner ist auch am 12. April geboren! Wie heißt denn deiner?«, fragt Elasti-Mama.
    »Andrea«, entgegnet sie von den Höhen ihrer 180 Zentimeter herab.
    »Auch mein Kleiner heißt Andrea. Sieh mal einer an!«, sagt Elasti-Mama.
    »Mein Mann lebt im Ausland«, fährt sie fort.
    »Meiner auch! Was für ein Zufall«, gibt Elasti-die-Verblüffte zurück.
    »Bei uns ist ja wirklich alles gleich!«, behauptet die Überfrau kühn.
    »Na ja, fast ...«
    »Stell dir vor, heute Morgen hat mein Andrea zu mir gesagt: ›Mama, ich will so gern Papa sehen. Holen wir das Auto aus der Garage und fahren wir gleich zu ihm‹. Zu süß ...«, flötet Bianca, die inzwischen das letzte Stadium der Metamorphose von der Pantherin zur Glucke erreicht hat.
    »Wie bitte? Dein Kleiner sagt mit neunzehn Monaten und zehn Tagen diese ganzen Sachen? Er sagt: ›Ich will so gern Papa sehen‹? Er sagt: ›Holen wir das Auto aus der Garage‹? Ich kann es kaum glauben ...«, stammelt Elasti-die-Verblüffte.
    »Ja. Wieso? Was sagt denn deiner?«
    »Meiner sagt ›qua qua, Aa, Mama, klapp klapp, blupp blupp‹ ...«
    »Und sonst nichts?«, fragt die Katzenäugige und hebt eine Augenbraue.
    »Doch. Er sagt auch noch ›brumm, brumm‹.«
    Nach dem eiskalten doorstepping -Nachmittag spürt Elasti-Mama die Kälte in den Knochen, in den Haaren und ein wenig auch im Herzen. Zähneklappernd schleppt sie sich nach Hause. Endlich ist sie in der angenehmen Wärme ihrer eigenen vier Wände.
    »Elasti, Liebste! Mach dich schnell fertig, in einer Stunde gehen wir aus! Ins Theater! Ich nehme dich mit zu einem Stück über das tragische Schicksal der apulischen Tabakfabrikarbeiterinnen in den dreißiger Jahren«, überfällt sie Mister Wonder aufgedreht.
    Elasti-Mama fehlt die Kraft, dieses höchst verlockende Abendprogramm abzulehnen.
    Die Hobbits spielen mit Valentina in ihrem Zimmer.
    »Ich brauche dringend ein heißes Bad«, sagt Elasti-die-Steifgefrorene, die von Badeschaum, Wasserblasen, Dampf und Alleinsein träumt.
    Sie geht ins Bad, beugt sich über die Wanne, dreht das heiße Wasser auf, wendet sich um und sieht den großen Hobbit, der hinter ihr splitternackt auf den Fliesen herumturnt.
    »Was machst du denn hier, noch dazu nackt?«, fragt Elasti-Mama.
    »Ich habe gehört, dass du ein heißes Bad nehmen willst - Superidee, finde ich!«
     
    Es war wohl die Solidarität der Unglücklichen, jedenfalls war Elasti-Mama von dem Stück über die Tabakfabrikarbeiterinnen in den dreißiger Jahren ganz überwältigt und weinte fast zwei Stunden lang ununterbrochen.
     
Freitag, 23. November
    Tunnelblick
     
    Nachts 2 Uhr.
    »Ach komm ... eine noch!«
    »Bist du verrückt? Morgen in aller Früh wecken uns die beiden Ungeheuer. Es ist schon wahnsinnig spät!«
    »Sag bloß, du kannst nicht mehr! Du bist auch nicht mehr die Alte ...«
    »Quatsch! Ich würde gern, aber ich muss schlafen!«
    »Ach Mensch ... bitte. Nur eine noch, dann schlafen wir, versprochen.«
    »Na schön ...«
    Elasti-Mama und Mister Wonder sind rückfällig geworden. Sie haben wieder den Tunnelblick. Sie haben angefangen, sich die dritte Staffel von Lost

Weitere Kostenlose Bücher