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Insektenstachel

Insektenstachel

Titel: Insektenstachel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Minninger
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»Behalten Sie vor allem die Nerven. Sie haben nichts zu befürchten. Der Arzt wird Ihnen gleich helfen.«
    »Soll ich dir einen Schnaps bringen, Laura?«
    »Auf keinen Fall, Madam! Wer weiß, was für eine Wirkung die Kombination von Hornissengift und Alkohol in meinem Körper hervorruft!«
    »Wie viele Stiche sind es?«, erkundigte sich die Dame besorgt.
    »Drei«, wimmerte Laura unter Tränen. »Unterm Auge, auf der Wange und über der Lippe. Es tut so wahnsinnig weh!«
    »Ein Hornissennest in meinem Geräteschuppen? Wir müssen den Kammerjäger verständigen. Das Nest muss ausgeräuchert werden.« Noch immer hielt sie Lauras Hand. »Wann kommt denn endlich der Krankenwagen?«
    Plötzlich vernahm Mrs Hazelwood ein eigenartiges Summen an ihrem linken Ohr. Hastig fuhr sie herum. Dabei stieß sie unkontrolliert mit dem Ellenbogen gegen den Schminktisch. Klirrend fielen einige Cremetöpfchen auf den Kachelboden. »Eine Hornisse!«
    Von Panik ergriffen schoss Laura in die Höhe. »Die Haustür ist noch offen! Die Bestien kommen ins Haus! Sie sind mir gefolgt! Tötet sie! Ihr müsst sie töten!« Sie schwang das nasse Handtuch, um das im Badezimmer umherfliegende Insekt zu erwischen.
    »Sie dürfen das Tier nicht reizen, Laura! Sonst sticht es!« Justus blickte sich suchend um. In Windeseile griff er nach einem gläsernen Zahnputzbecher und folgte der Flugrichtung der Hornisse.
    Onkel Titus hatte inzwischen das Badezimmer verlassen. Deutlich war zu hören, dass er die Haustür schloss. Argwöhnisch verfolgten Mrs Hazelwood und ihre Hausangestellte Justus’ Handeln, während sie sich in die hinterste Ecke neben der Badewanne drängten. Justus wartete, bis das Insekt auf das geschlossene Fenster zuflog und dann auf der Scheibe verharrte. Vorsichtig näherte er sich der Hornisse und stülpte geschickt den Zahnputzbecher mit einem ›Klack‹ über sie. »Ich brauche etwas zum Unterschieben!«, rief er den beiden Frauen zu. »Eine Postkarte oder ein Stück Papier!«
    »In der Vorhalle«, entwich es Mrs Hazelwood knapp. »Auf der Treppe liegt die Post.« Dabei machte sie keine Anstalten, ihren Standort zu verlassen.
    »Onkel Titus! Bring mir ein Kuvert oder eine Zeitschrift!«
    Schneller als erwartet erschien Justus’ Onkel im Türrahmen und reichte seinem Neffen eine Ansichtskarte. Geschickt schob Justus sie unter den Rand des Bechers und beförderte die Falle umgedreht auf die Ablage unter dem Badezimmerspiegel. Erst jetzt wagten sich die beiden Frauen aus der Ecke hervor.
    »Gut gemacht, Junge!«, lobte Onkel Titus. Interessiert betrachtete er dabei das Insekt unter dem Glas. Es sah aus wie eine überproportionierte Wespe. Der Körper war etwa dreißig Millimeter lang und am Hinterteil sah man den Ansatz eines Stachels. Das Sonnenlicht, das sich in allen Farben in den Facettenaugen spiegelte, verlieh der Hornisse etwas Bedrohliches. Angewidert warf die Hausangestellte einen kurzen Blick auf das gläserne Gefängnis. Dabei ertasteten ihre Finger vorsichtig die Schwellung unter dem linken Auge. Mittlerweile war es ganz zugeschwollen. »Diese Mörderviecher müssen vernichtet werden. Im Schuppen lauern noch Hunderte von ihnen!«
    »Hier im Haus droht Ihnen nun keine Gefahr mehr«, versuchte Onkel Titus die zwei Frauen zu beruhigen. »Ich habe gründlich nachgesehen. Außer diesem Exemplar unter dem Glas hier hat sich keine weitere Hornisse in die Räume verirrt.«
    »Diese fliegenden Bestien haben sich nicht verirrt, Mister, sondern Jagd auf mich gemacht! Innerhalb von Sekunden haben sie sich im Geräteschuppen auf mich gestürzt. Solange das Nest nicht vernichtet ist, werde ich keinen Fuß mehr auf dieses Grundstück setzen! Wann kommt denn endlich der Krankenwagen?«
    »Ich höre die Sirene!« Mrs Hazelwood legte den Finger an die Lippen. Justus, sein Onkel und Laura verharrten mit gespitzten Ohren. Tatsächlich. Aus der Ferne ertönte ein sich allmählich näherndes Heulen. Mrs Hazelwood schien über einen außergewöhnlichen Gehörsinn zu verfügen.
    Die folgenden Minuten brachten keine neuen Erkenntnisse. Der Notarzt entschied nach einem kurzen Check, die Hausangestellte umgehend ins Krankenhaus einzuweisen, da ihr zugeschwollenes Augenlid inzwischen eine ungesunde Färbung angenommen hatte. Außerdem war er sich nicht ganz sicher, welche Auswirkungen drei Hornissenstiche möglicherweise auf den menschlichen Körper hatten.
     
    »Ich hätte sie begleiten sollen«, sagte Mrs Hazelwood, als der Krankenwagen mit Laura

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