Insektenstachel
kann auf einer Auktionsseite, von denen es eine Vielzahl gibt, private Dinge anbieten. Beispielsweise Schallplatten, Möbel, Spielzeug, Zeitschriften, Haushaltsgeräte, Bücher und vieles mehr. Einfach alles, was sich verkaufen lässt. Wir setzen die Bücher in die Auktionsseite, nennen, wie schon gesagt, ein Mindestgebot und verkaufen sie nach einem von uns festgesetzten Zeitraum von beispielsweise vierzehn Tagen an denjenigen, der bis dahin das höchste Gebot abgegeben hat. Mit Ihrer vorgeschlagenen Fünfzig-Fünfzig-Regelung wird Ihnen und auch Onkel Titus ein gehöriges Sümmchen zufließen. Peter hatte im vergangenen Monat auf der Auktionsseite eine seltene Beatles-Schallplatte angeboten. Als Mindestpreis hatte er zehn Dollar genannt. Die Scheibe ging schließlich für fünfundvierzig Dollar an einen Interessenten.«
Spontan streckte die Dame Justus die Hand entgegen. »Dann sind wir uns handelseinig. Sie haben doch nichts dagegen, Mr Jonas, oder?«
Onkel Titus blickte zuerst seinen Neffen und dann Mrs Hazelwood entgeistert an. Er fühlte sich überrumpelt, wusste aber in diesem Augenblick überhaupt nicht, wie er reagieren sollte. Da zerriss ein schriller Schrei die Unterhaltung. Justus ortete blitzschnell die Richtung, aus der der Schrei kam, und sprang mit einem Satz zum Fenster, von dem aus man den gesamten Garten überblicken konnte. Eine Frau stürzte wie vom Teufel gejagt aus dem Schuppen und rannte schreiend und wild um sich schlagend auf das Haus zu.
»Laura!« Entsetzen zeichnete sich in Mrs Hazelwoods Gesicht ab. »Das ist Laura!«
In diesem Moment hörte man im Erdgeschoss die Haustür knallen. Gellende Schreie drangen in die Bibliothek hinauf. Mrs Hazelwood reagierte noch vor Justus und eilte, für eine Blinde ziemlich flink, die Treppe hinab in die große Vorhalle. Justus und Onkel Titus folgten.
»Laura!« Mrs Hazelwood stürzte ins Badezimmer aus dem die markerschütternden Schreie ertönten. Justus sah, wie sich eine farbige Frau über das Waschbecken beugte und sich immer wieder hysterisch das Gesicht mit Wasser benetzte.
»Laura! Was ist los?« Mrs Hazelwoods Stimme überschlug sich. »Was ist passiert?«
Doch die Hausangestellte war nicht in der Lage zu sprechen. In heftigen Zügen schnappte sie nach Luft. Ihr Körper war schweißgebadet.
Kurz entschlossen ging Onkel Titus in die Offensive. Er schob sich an Justus und Mrs Hazelwood vorbei, trat ans Waschbecken und fasste der wimmernden Frau an die Schulter.
»Sagen Sie uns, was geschehen ist! Sollen wir einen Arzt rufen?«
Bei diesen Worten hob die Hausangestellte ihren Kopf aus dem Waschbecken und schaute entsetzt in den Spiegel. Bei ihrem Anblick spürte Justus an diesem Tag zum zweiten Mal, wie seine Knie wegzusacken drohten. Drei rot angelaufene Beulen, die zusehends anschwollen, entstellten das Gesicht der Frau zu einer furchterregenden Fratze. Es sah so aus, als wäre sie von einer bestialischen Insektenart gestochen worden!
Panik
Während sich Laura immer wieder das Gesicht mit kaltem Wasser kühlte, zitterte Mrs Hazelwood am ganzen Körper. Justus rief sich ins Bewusstsein, dass die Dame auf Informationen angewiesen war. Schließlich konnte sie nicht sehen, was Laura zugestoßen war.
»Irgendetwas hat Laura ins Gesicht gestochen, vielleicht auch gebissen. Wir müssen den Arzt verständigen!« Ohne eine Reaktion abzuwarten, lief Justus aufgeregt in die Vorhalle zurück und griff zielstrebig nach dem Telefonhörer. Nachdem er den Notarzt erreicht hatte, kehrte er ins Badezimmer zurück.
Noch immer stand die Hausangestellte mit schmerzverzerrtem Gesicht vor dem Spiegel und blickte panisch auf die anschwellenden Beulen. Onkel Titus hatte in der Zwischenzeit ein Handtuch mit Wasser getränkt und reichte es der Verletzten.
»Halten Sie durch!«, versuchte Justus Laura zu beruhigen. »Der Krankenwagen kommt in wenigen Minuten!«
»Hornissen!«, presste Mrs Hazelwoods Hausangestellte mühsam heraus. »Im Geräteschuppen ist ein Hornissennest! Sie sind über mich hergefallen, als ich den Gartenschlauch aus der Ecke zog! Mein Gesicht brennt wie Feuer!«
»Beruhige dich, Laura.« Mrs Hazelwood trat näher an die Frau heran und fasste nach ihrer Hand. »Alles wird gut werden. Alles wird gut.«
»Hornissenstiche sind giftig!«, stieß Laura hervor. »Sieben Stiche können ein Pferd töten!« Die Hausangestellte blickte noch immer in den Spiegel. »Ich werde sterben!«
»Unsinn!«, schaltete sich Onkel Titus dazwischen.
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