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Insektenstachel

Insektenstachel

Titel: Insektenstachel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Minninger
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davongefahren war.
    »Sie werden ihr mehr helfen, Madam, wenn Sie jetzt einen fachkundigen Imker verständigen, der das Nest entfernt und den Hornissenstaat sich in freier Natur wieder ansiedeln lässt.« Justus blickte in den Garten und begutachtete den Geräteschuppen. Die Tür stand noch immer offen. »Da diese Insekten unter Naturschutz stehen, halte ich es für unverantwortlich, den Staat, der sich in Ihrem Schuppen eingenistet hat, durch einen Kammerjäger vernichten zu lassen. Allerdings ist mit Hornissen nicht zu spaßen. Gut, dass ich eine von ihnen gefangen habe. Vielleicht kann der Fachmann uns etwas Aufschlussreiches über diese Spezies mitteilen.«
    »So lange können wir aber nicht mehr warten, Justus.« Onkel Titus setzte seinen Strohhut wieder auf. »Vergiss nicht: Um sechzehn Uhr müssen wir in Beverly Hills sein, um ein paar alte Büromöbel abzuholen.«
    »Und was ist mit meinen Büchern?«, erkundigte sich die Dame. »Ich kann doch davon ausgehen, dass wir uns einig geworden sind?«
    »Ich werde die Kisten morgen Nachmittag mit Bob und Peter abholen, Madam, falls Sie nichts dagegen haben.«
    »Werde ich vielleicht auch noch einmal gefragt, Justus?« Onkel Titus bemühte sich um einen strengen Ton. Dennoch konnte er ein Lächeln nicht unterdrücken.
    »Sie werden Justus sein Vorhaben doch nicht ausschlagen, Mr Jonas«, flehte Mrs Hazelwood. »Ich zähle auf Sie.«
    Onkel Titus drückte der Dame die Hand. »Also gut. Ich bin einverstanden. Mein Neffe und seine Freunde werden die Sache in die Hand nehmen.«
    Erleichtert atmete Mrs Hazelwood auf.

Albträume
    Die Zentrale der drei Detektive befand sich auf dem Schrottplatz des Gebrauchtwarenhandels T. Jonas in einem ausrangierten Campingwagen. Hier trafen sich am nächsten Nachmittag Justus, Peter und Bob. Es war drückend schwül. Über der ganzen Stadt lag eine Hitzeglocke. Der kleine Tischventilator lief auf Hochtouren, konnte jedoch nicht für die erwünschte Erfrischung sorgen. Peter wischte sich den Schweiß von der Stirn, während Bob die Zettel studierte, auf denen Mrs Hazelwood, vermutlich mit Lauras Hilfe, die Buchtitel aufgelistet hatte. Justus hatte seinen beiden Freunden die gestrigen Erlebnisse haargenau geschildert und spielte nun nervös mit der Visitenkarte in seinen Händen. Auf ihr stand geschrieben:
     

     
    »Ich stelle es mir schrecklich vor, blind zu sein. Nichts als Dunkelheit um einen herum.« Der Zweite Detektiv zog die Stirn in Falten. »Wie kann man sich da noch im Leben zurechtfinden?«
    Justus knickte die Visitenkarte in der Mitte und stellte sie auf den Tisch, sodass die Spitze wie ein Dach in die Höhe ragte. »Ich denke mal, dass die anderen vier Sinne, also der Geruchs-, Tast-, Geschmacks- und Gehörsinn im Gehirn den Sehsinn ausgleichen können, indem sie mehr beansprucht werden.«
    Bob horchte auf. »Wie ist das denn zu verstehen, Erster?«
    »Meiner Meinung nach ist es ein Trugschluss, dass für die räumliche Wahrnehmung unbedingt der Sehsinn vonnöten ist. Ich habe Mrs Hazelwood genau beobachtet. Sie bewegt sich in ihrem Haus ganz normal. Sie war die Erste von uns, die die Treppe hinabraste und zielstrebig zu Laura ins Badezimmer lief. Zum einen mag das an der vertrauten Umgebung liegen, zum anderen aber fiel mir auf, dass sie in ihrem Haus auf Strümpfen herumläuft.«
    »Wieso das denn?«, wollte Peter wissen. Dabei ließ er sich das Gesicht vom Ventilator anpusten.
    »Hier übernimmt der Tastsinn eben eine größere Rolle als im Leben eines Sehenden. Mit ihren Füßen kann Mrs Hazelwood genau fühlen, auf welchem Terrain sie sich gerade befindet. Jede einzelne Leiste des Parkettbodens, jeder Teppichansatz und jede Fuge einer Bodenkachel lassen sie erkennen, wo sie sich gerade befindet. Mit den Händen ist es bestimmt noch viel intensiver. Überhaupt ist die ganze Haut mit Nervenzellen gespickt, die dem Gehirn den geringsten Luftzug signalisieren. Man muss sich nur dafür sensibilisieren.«
    »Wenn man darüber nachdenkt, ist es eigentlich ganz logisch«, überlegte Bob. »Der Geruchsinn scheint auch eine wichtigere Rolle zu übernehmen als für unsereinen. Ob Blinde auch in der Lage sind, einen Menschen nur am Geruch zu erkennen?«
    »Durchaus möglich. Auf jeden Fall nehmen sie ihn verstärkt wahr.«
    Peter grinste breit. »Wenn das so ist, Just, werde ich mich vor unserem Besuch bei Mrs Hazelwood noch schnell unter die Dusche stellen und mir alle Gerüche vom Körper waschen. Könnte es dann sein, dass sie

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