Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel aus Stein: Mittsommerglück (German Edition)

Insel aus Stein: Mittsommerglück (German Edition)

Titel: Insel aus Stein: Mittsommerglück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
Vom Netzwerk:
Einbrecherin! Sie hätte sich denken können, dass man sie bei ihrer Tat ertappen würde. Aber sie hatte sich einfach nicht mehr anders zu helfen gewusst. Ohne Dales vollständiges Manuskript war sie aufgeschmissen. Aber das bist du ja jetzt ohnehin, dachte sie im nächsten Moment resigniert. Mit dem, was sie in Dales Arbeitszimmer vorgefunden hatte, konnte sie bei Janet Masterson ganz sicher nicht punkten.
    Das Ganze musste in einem Fiasko enden. Dale schien tatsächlich die Büchse der Pandora geöffnet zu haben. Nachdem er mit dem Schreiben begonnen hatte, war es ihm wohl einfach nicht mehr gelungen, auch zu einem Abschluss zu kommen. Es war eine einzige Katastrophe und …
    “Also? Ich warte auf Ihre Erklärung!”
    Tief atmete Cassie durch. “Vielleicht erklären
Sie
mir zuerst einmal, was
das hier”
, sie vollführte eine alles umfassende Handbewegung, “zu bedeuten hat. Bitte sagen Sie mir, dass ich mich täusche und dass es sich bei diesen endlosen Bergen von bedrucktem Papier nicht um Ihren aktuellen Roman handelt.”
    Augenblicklich wurden seine Züge hart. “Ich wüsste nicht, was Sie das anginge.”
    “Oh, es geht mich sogar eine Menge an, aber mir hätte klar sein müssen, dass Sie das nicht verstehen würden. Bisher haben Sie ja alles getan, um meine Arbeit zu boykottieren. Nun, immerhin verstehe ich jetzt endlich, was Sie vor mir zu verbergen versucht haben.”
    Kurz schien Dale darüber nachzudenken, ob er protestieren sollte, schließlich seufzte er und ließ sich schwer in seinen Bürosessel sinken. “Okay, Sie haben recht. Und was nun?”
    Nachdem seine Wut verraucht war, fühlte Dale sich nur noch schwach und ausgelaugt, gleichzeitig aber auch erleichtert. Sollte Cassie das Manuskript doch haben, wenn sie so viel Wert darauf legte. Er hatte jedenfalls nicht mehr die Kraft, sie daran zu hindern.
    Außerdem wäre ihm früher oder später ohnehin nichts anderes übrig geblieben, als sich seinem Schicksal zu stellen. Vielleicht wäre es ihm gelungen, Cassie noch eine Weile lang hinzuhalten, aber letztendlich konnte er vor seinem Abgabetermin sowieso nicht davonlaufen. Es war höchste Zeit, sich das endlich klarzumachen.
    “Nehmen Sie es”, sagte er leise. “Oder lesen Sie es einfach hier, ich werde Sie dabei nicht stören. Das Manuskript ist wohl ein wenig zu … umfangreich, um es einfach so auf Ihr Zimmer zu transportieren.”
    Cassie musterte ihn verblüfft. “Soll das heißen, Sie lassen es mich lesen? Aber sind Sie denn gar nicht böse auf mich, weil ich einfach so in Ihr Arbeitszimmer eingedrungen bin?”
    Müde winkte er ab. “Daran ist jetzt ohnehin nichts mehr zu ändern. Und was das Manuskript angeht – was bleibt mir denn schon anderes übrig? Zumal Sie ja sowieso schon angefangen haben. Jetzt, wo Sie mein kleines Geheimnis kennen, können Sie sich auch den ganzen Roman vorknöpfen.”
    Dale erhob sich, nickte Cassie noch einmal zu und ließ sie dann allein. Er spürte ihren verblüfften Blick in seinem Rücken, als er auf den Korridor hinaustrat, reagierte aber nicht darauf. Wenigstens hatte diese ganze Geschichte nun doch noch ein Gutes: Wenn Cassie erst einmal weiterlas, würde sie schnell begreifen, dass es für sie keinen Sinn mehr machte, länger auf Svergå zu bleiben.
Einsame Herzen
war in seiner jetzigen Form einfach nicht zu veröffentlichen. Cassie mochte eine hervorragende Lektorin sein und viel von ihrem Job verstehen, dennoch zweifelte Dale ernsthaft daran, dass es ihr gelingen würde, seinen Roman in etwas wenigstens halbwegs Lesbares zu verwandeln.
    Das war’s dann wohl, dachte er und wunderte sich, dass es ihm mittlerweile beinahe gleichgültig war. Seine Karriere als Schriftsteller drohte ein wenig glückliches Ende zu finden, und Dolphin Books würde sicherlich auch die bereits geleistete Anzahlung für seinen neuen Roman zurückverlangen. Er konnte es dem Verlag nicht einmal übel nehmen. Tief in seinem Inneren hatte er die ganze Zeit über gewusst, dass es früher oder später so kommen musste.
    Er hatte mit dem Roman ein paar Monate vor Annikas Tod begonnen. Damals hatte er geglaubt, dass dieses Buch die Krönung seines Schaffens werden würde. Nie zuvor war es ihm gelungen, seine Charaktere so lebensnah und einfühlsam zu beschreiben. Der Grund dafür lag auf der Hand: Das Vorbild für Anna, die Hauptfigur, war niemand anderes als Annika, seine verstorbene Frau.
    Manchmal fragte er sich, ob es ein böses Omen gewesen war, dass er geplant hatte, Anna

Weitere Kostenlose Bücher