Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel, aus Traeumen geboren

Insel, aus Traeumen geboren

Titel: Insel, aus Traeumen geboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grace
Vom Netzwerk:
…“
    „Ja, ich weiß. Es war Robbins’ Idee, hier im Hotel zu wohnen. Er möchte es bequem haben, und es ist seine Expedition. Ich will aber lieber draußen auf dem Feld übernachten, wie beim ersten Mal. Sonst verlieren wir zu viel Zeit mit dem Hin- und Herfahren. Du kommst doch mit, oder?“
    Wie beim ersten Mal, hallte es in ihrem Kopf wider. Doch nichts würde wie damals sein. Da hatten sie nicht nur das Zelt, sondern auch ihre Hoffnungen und Träume miteinander geteilt. Diese Zeiten waren für immer vorbei.
    Hatte sie eine Wahl? Natürlich konnte sie wie die älteren Teilnehmer im Hotel bleiben oder sich ein Zimmer bei einer Familie im Ort nehmen, wie es die Studenten getan hatten. Auf diese Weise könnte sie zu Jack etwas Abstand halten, was für ihren Seelenfrieden weitaus besser sein würde. Sie würde ihm damit allerdings auch die Gelegenheit geben, als Erster das Grab zu finden und festzustellen, wer hier begraben war. Genau das wollte sie jedoch nicht. Schließlich hatte sie diese Expedition mit dem Ziel angetreten, eine entscheidende Entdeckung zu machen. Sie würde ihre Arbeit nicht von ihren Gefühlen beeinträchtigen lassen. Jack würde es sicher auch nicht tun.
    „Natürlich werde ich bei der Ausgrabungsstätte zelten. Ich gehe aber davon aus, dass wir nicht die Einzigen sein werden, oder?“ Nervös biss sie sich auf die Lippe.
    „Wovor hast du denn Angst?“
    „Vor nichts.“ Außer davor, mit dir dort draußen auf dem Feld allein zu sein, nachts unter dem Sternenhimmel, dachte sie. Angst war auch zu milde ausgedrückt. Sie hatte einen richtigen Horror davor, obwohl sie diesmal ein Zelt für sich allein haben würde. Sie konnte nur hoffen, dass auch andere ihr Lager bei der Ausgrabungsstätte aufschlugen.
    „Ich fürchte mich höchstens vor dem Gerede“, sagte sie. „Die Leute machen sich bereits Gedanken, wie unser Verhältnis zueinander ist.“
    „Das stört mich nicht im Mindesten, solange zwischen uns alles klar ist“, erwiderte er.
    „Für mich ist es klar, dass wir kein Paar mehr sind. Wir müssen nur dafür sorgen, dass es die anderen auch so sehen.“
    Jack warf ihr einen kurzen Blick zu. Er hatte sich noch nie etwas daraus gemacht, was die Leute dachten oder redeten. Und noch immer kam er nicht auf die Scheidung zu sprechen.
    „Auf jeden Fall kannst du das Bett heute Nacht allein haben“, wechselte er das Thema.
    Er sah unendlich müde aus, wie er, den Kopf zurückgelehnt, in seinem Sessel saß. Für ihn bedeutete es offensichtlich nichts weiter, als ein Zimmer mit einem Kollegen zu teilen. Eigentlich ja auch eine ganz normale Sache, wenn man davon absah, dass in diesem Fall „der Kollege“ seine Noch-Ehefrau war.
    „Nach allem, was du durchgemacht hast, steht dir das Bett zu“, widersprach sie. Wenn sie es jetzt schon zuließ, dass Jack jede kleinste Entscheidung traf, stand ihr ein langer Sommer voller Frustration bevor. Jack gab gern den Ton an, doch sie auch.
    „Ich verbringe die Nacht auf dem Boden“, beharrte er.
    Olivia gab nach. Die Sache war keinen Streit wert, und sie hätte ohnehin nicht gewonnen.
    „Gut, wenn du aus falsch verstandener Ritterlichkeit das Bett nicht nehmen willst, schlafe ich eben darin. Beschwere dich nur bitte nicht über Rückenschmerzen, wenn wir morgen mit den Ausgrabungen anfangen.“
    Ein längeres Schweigen folgte ihren Worten. Unwillkürlich musste Olivia daran denken, dass er auch damals in dem kleinen Hotel in Ägypten Rückenprobleme gehabt hatte, nachdem sie sich leidenschaftlich geliebt hatten. Jack hatte eine Masseurin kommen lassen, weil er sich sonst nicht hätte bewegen können. Plötzlich wünschte Olivia, sie hätte nichts davon gesagt. Offenbar gab es kein einziges Thema, das nicht mit schmerzlichen Erinnerungen verbunden war.
    „Mach, was du willst, ich habe keine Lust, mich mit dir zu streiten“, fügte sie abschließend hinzu.
    „Nun komm schon, Olivia“, versuchte er sie herauszufordern, „du hast doch sonst keine Gelegenheit ausgelassen, um mir Kontra zu geben. Wie war das noch mit den Moorleichen aus der späten Eisenzeit? Sag bloß nicht, du hättest nicht behauptet, die Frau sei vor Tausenden von Jahren eines natürlichen Todes gestorben.“
    „Ist sie aber.“
    „Mit einem Strick um den Hals? Es war doch klar, dass es sich um ein Opferritual gehandelt hat.“
    „So mag es zwar ausgesehen haben, trotzdem war es nicht so.“ Olivia stieß ungeduldig einen Seufzer aus. „Hast du nicht meine Analyse in

Weitere Kostenlose Bücher