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Insel, aus Traeumen geboren

Insel, aus Traeumen geboren

Titel: Insel, aus Traeumen geboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grace
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Archaeology Today gelesen?“
    „Und du hast offensichtlich nicht meine Gegendarstellung in meinem Brief an den Herausgeber gelesen.“
    „Nein, den muss ich übersehen haben“, erwiderte sie betont locker. Natürlich hatte sie ihn studiert, und sie hatte dabei insgeheim gekocht. Jack wusste genau, wie er sie auf die Palme bringen konnte, und kannte genau ihre wunden Punkte. Leider passierte es ihr manchmal, dass sie einige Details vergaß, um ihren Standpunkt zu erhärten. So war es Jack auch gelungen, ihre These zu widerlegen. Der Herausgeber hatte sich über die Kontroverse gefreut, doch er hatte keine Ahnung gehabt, dass sie zum größten Teil privater Natur gewesen war.
    Jack hatte ihr noch nie etwas durchgehen lassen. Natürlich würde Olivia es nie zugeben, aber es fehlte ihr. Er hatte sie veranlasst, sorgfältiger zu arbeiten und ihre Theorien noch einmal zu überdenken, bevor sie diese der Öffentlichkeit unterbreitete. Er hatte aus ihr eine bessere Wissenschaftlerin gemacht und im Grunde auch einen besseren Menschen.
    Doch nun war sie auf sich selbst gestellt. Olivia gefiel dieses Leben, in dem es keine verletzten Gefühle, keine Auseinandersetzungen, keine Minderwertigkeitskomplexe mehr wegen negativ ausgefallener Schwangerschaftstests gab. Es war nicht leicht gewesen, Monat für Monat mit dieser Enttäuschung fertig zu werden.
    „Lügnerin“, gab Jack zurück und lächelte sie herausfordernd an. „So etwas ist dir doch noch nie entgangen.“
    Nein, sie würde sich nicht von ihm reizen lassen. Er wusste, wie hart sie an diesem Referat gearbeitet hatte. Olivia hatte es ziemlich schäbig von ihm gefunden, dass er sie auf diese Weise attackiert hatte und ihr in den Rücken gefallen war. Danach hatte sie eine Zeit lang keine Dokumentationen mehr geschrieben. Irgendwann hatte Jack dann angerufen und die Nachricht hinterlassen, dass er sich entschuldige, sie aber einfach zu empfindlich sei. Sie hatte sich daraufhin jedoch nie gemeldet.
    Olivia wollte nicht mehr länger über vergangene Dinge reden. „Gehst du nun ins Bad oder nicht?“, beendete sie das Thema.
    „Nach dir“, erwiderte er.
    Als Jack allein war, blickte er nachdenklich in die dunkle Nacht hinaus. Weit draußen auf dem Meer waren Lichter zu erkennen. Lichter von Fischerbooten wie jene, die Olivia und ihn gerettet hatten. Er hatte nicht gelogen, wenn er ihr gesagt hatte, dass die Gedanken an sie ihn angefeuert hatten, durchzuhalten und weiter gegen die Wellen anzukämpfen.
    Auch die Erinnerungen hatten ihn angetrieben, besonders jene, die er energisch in den hintersten Winkel seines Gedächtnisses verbannt hatte. Während er in dem kalten Wasser um sein Leben geschwommen war und nicht gewusst hatte, ob er Olivia jemals wiedersehen würde, hatte er ständig vor Augen gehabt, wie herrlich das Leben zusammen mit ihr gewesen war. Und wie hinreißend sie mit ihren roten Wangen und den blitzenden Augen immer ausgesehen hatte, wenn sie wütend auf ihn gewesen war.
    Oder wie sie seine verrückten Pläne und seine oftmals abwegigen Ideen unterstützt und seine abenteuerlichen Theorien zurechtgerückt hatte. Kein anderer hätte das geschafft. Seit er zum Vorsitzenden des Archäologischen Instituts gewählt worden war, hatte auch niemand mehr den Versuch unternommen, ihn zu kritisieren.
    Bevor er gerettet worden war, hatte ihn die Angst gequält, ihr nicht mehr gestehen zu können, wie sehr er sie seit ihrer Trennung vermisst hatte. Auch jetzt konnte er es ihr nicht sagen. Nicht wenn sie offenbar genau das Gegenteil annahm. Sie schien bestens ohne ihn zurechtzukommen. Und sie wollte die Scheidung. Wenn es ihm in diesem Sommer nicht gelang, dass sie ihre Meinung änderte, dann war die Sache ein für alle Mal gelaufen.
    Olivia brachte regelmäßig Fachartikel heraus, und sie arbeitete an einem Buch. In ihrem Leben war kein Platz mehr für ihn. Oder ein Baby. Es war nur zum Besten gewesen, dass sie den Versuch aufgegeben hatten. Was hätten sie bei dieser Expedition auch mit einem Kleinkind anfangen sollen? Oder beim Untergang der Fähre?
    Nun waren sie zum ersten Mal seit Jahren wieder zusammen unter einem Dach, in einem ähnlichen Hotel wie damals, als sie in Italien geheiratet hatten. Morgen früh würde sie mit ihrem zerzausten Haar, den vom Schlaf geröteten Wangen und ihrem zerknitterten Nachthemd aussehen wie vor Jahren, als ihre Welt noch in Ordnung und ihr Leben voller Verheißungen gewesen war. Wie sollte er diese Zeit wieder zurückholen? Wie

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