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Insel, aus Traeumen geboren

Insel, aus Traeumen geboren

Titel: Insel, aus Traeumen geboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grace
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Noch während er sprach, verlor die Fähre zusehends an Geschwindigkeit.
    Innerhalb weniger Augenblicke strömten die Passagiere an Deck, und auch das Archäologenteam versammelte sich um Jack. Alle redeten aufgeregt durcheinander.
    „Jack, was ist passiert?“
    „Was können wir tun?“
    „Warum verlieren wir plötzlich an Fahrt?“
    „Bitte beruhigen Sie sich“, bat er. „Ich werde auf die Brücke gehen und mich beim Kapitän erkundigen. In der Zwischenzeit rate ich Ihnen, die Schwimmwesten anzulegen.“ Er war zwar nicht der Leiter der Expedition, das war Dr. Thaddeus Robbins. Doch dieser stand nur mit besorgter Miene an Deck und kratzte sich unsicher am Kopf.
    Jack klappte die Sitzfläche der Bank zurück, auf der sie gesessen hatten, und beförderte einen Stapel orangefarbener Schwimmwesten zutage.
    „Jeder zieht sich eine über“, ordnete er an und warf jedem in der Gruppe eine zu. Olivia hatte ihre als Erste an und half den anderen.
    „Oh nein!“, stieß eine junge Studentin hervor. „Wir werden bestimmt untergehen, oder?“
    „Nur keine Panik“, erwiderte Jack in beruhigendem Ton. „Mit Sicherheit werden wir hier aber eine Weile festsitzen. Der Knall aus dem Maschinenraum klang nicht gerade so, als könnte das Problem mit einem Schraubenzieher behoben werden.“
    „Das Schlimmste, was uns passieren kann“, wandte Jack sich an die Gruppe, „ist, auf ein Boot warten zu müssen, das uns zur Insel schleppt. Möglicherweise werden wir das Abendbrot verpassen. Doch die Griechen essen bekanntermaßen ja ziemlich spät, es besteht also noch die Chance, dass wir es rechtzeitig schaffen.“
    „Wozu brauchen wir dann die Schwimmwesten?“, fragte Marilyn, die sich mit mehreren Gurten abmühte. Olivia bemerkte ihre Schwierigkeiten und eilte ihr zu Hilfe. Vor wenigen Minuten noch war sie ein Häufchen Elend gewesen, doch davon merkte man ihr nichts mehr an. Sie war wie ein Fels in der Brandung.
    „Nur aus Sicherheitsgründen“, antwortete Jack.
    Das gleichmäßige Motorengeräusch der Fähre war in eine unheimlich anmutende Stille übergegangen. Jack hoffte, dass die anderen sie nicht als ebenso bedrohlich wahrnahmen wie er. Außer Olivia natürlich. Vor ihr hatte er noch nie etwas verbergen können. Ein kurzer Blick in ihre Richtung verriet ihm, dass sie durchaus den Ernst der Lage erfasst hatte.
    Jack blickte sich um und fragte sich plötzlich, wo die Besatzung war. Wahrscheinlich waren die Männer alle nach unten gelaufen, um zu erfahren, was passiert war. Sie würden es ihnen wohl bald mitteilen. Natürlich auf Griechisch, und vermutlich würde Olivia es für die anderen Passagiere übersetzen. Sie besaß ein großes Talent für Fremdsprachen.
    Er beobachtete, wie sie Professor Robbins und den anderen Passagieren beim Anlegen der Schwimmwesten behilflich war. Ihre Seekrankheit schien sie überwunden zu haben, oder zumindest tat sie so. Auch darin war sie eine Meisterin. Ihr Schmerz konnte noch so groß sein, trotzdem brachte sie es fertig, völlig normal zu handeln. Doch ihm hatte sie noch nie etwas vormachen können.
    Die Minuten vergingen, ohne dass irgendjemand kam, um sie zu informieren, warum sie nicht weiterfuhren. Stattdessen stieg aus einem der Lüftungsschächte schwarzer Qualm auf.
    Olivia gesellte sich zu Jack. „Was hat das zu bedeuten?“, fragte sie besorgt.
    „Jedenfalls nichts Gutes“, erwiderte er und runzelte die Stirn. „Vielleicht handelt es sich um einen Motorschaden, vielleicht auch um ein Feuer im Maschinenraum – wer weiß.“
    „Um ein Feuer?“ Olivia sah ihn erschrocken an. „Das würde bedeuten, dass alle Passagiere in die Rettungsboote müssten.“
    Jack nickte. Er wusste, dass sie auch dann die Ruhe bewahren würde. Andere Frauen wären in Panik ausgebrochen, nicht aber Olivia. Das war ein weiterer Grund, warum es nie eine andere Frau für ihn gegeben hatte. Keine hatte einem Vergleich mit ihr standhalten können.
    „Was ist mit diesen Dingern hier, das sind doch Rettungsinseln, oder?“, fragte sie und deutete auf mehrere weiße Halbschalen. „Sollen sie sich nicht automatisch mit Luft füllen, sobald sie das Wasser berühren?“
    „Ja, sollen sie. Dass es auch wirklich funktioniert, kann man nur hoffen.“ Jack hatte die Stimme gesenkt, damit niemand seine Zweifel hörte.
    „Ich habe schlimme Berichte über den Untergang von Fähren gelesen“, sagte Olivia leise.
    Auch er hatte das. In einigen Fällen hatte die Besatzung es mit der Angst zu tun bekommen

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