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Insel der Freibeuter

Insel der Freibeuter

Titel: Insel der Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa
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übelriechenden Potts und
    erwies dem phlegmatischen Kapitän aus Kantabrien
    seine Reverenz, der den Überfall lediglich als kurze und unvorhergesehene Fahrtunterbrechung zu sehen
    schien. Ausgiebig untersuchte der Pirat den Frachtraum, bevor er auf die Jacare zurückkehrte und dabei über die Nutzlosigkeit der unsinnigen Anstrengung grollte.
    »Abfall!« knurrte er.
    »Was für Abfall?« wollte der Kapitän wissen.
    »Werkzeug!« lautete die ungeduldige Antwort ei-
    nes Mannes, der jedes Wort wie einen Schatz hütete.
    »Piken, Schaufeln, Fässer, Haken, Säcke, Mache-
    ten… Nur Plunder!«
    Der Schotte wandte sich zu Sebastián Heredia, der ihm fast über die Schultern schaute, und befahl ihm mit drohender Stimme: »Geh an Bord, schau dich
    um, und wenn du glaubst, daß du deine Perlen dafür kriegst, machen wir weiter.« Er zeigte mit dem Finger auf ihn. »Wenn du aber feststellst, daß du sie nicht kriegst, dann fahren wir weiter, und du
    kommst mit zwanzig Peitschenhieben davon, weil
    ich wegen dir Zeit verloren habe. Alles klar?«
    »Völlig klar«, schluckte der Junge.
    »Na dann ist’s ja gut. Aber spitz die Ohren, zum
    Teufel: Wenn du mich diesen Quatsch weitermachen
    läßt und ich am Schluß keine tausend Perlen auf
    meinem Tisch sehe, dann macht das fünfzig Peit-
    schenhiebe.« Er grinste wie über einen amüsanten
    Witz. »Und das kannst du mir glauben, ich kenne
    nur einen einzigen Mann, der fünfzig Peitschenhiebe von Lucas Castano überlebt hat: ein riesiger
    Schwarzer, und der hat eine dickere Haut als ein
    Haifisch.«
    »Einverstanden, aber unter einer Bedingung…!«
    schoß der Junge zurück.
    »Aha, da haben wir’s schon! Und die lautet?«
    »Daß alles, was über die tausend geht, mir gehört.«
    Der Schotte fuhr sich mit der Hand über die Glatze, wischte sich mit dem abgewetzten Ärmel seiner roten Jacke den Schweiß ab und starrte den schmutzigen Jungen an, als könnte er es nicht fassen, ein so unverschämtes und furchtloses Geschöpf vor sich zu haben. Schließlich haute er ihm lachend auf die
    Schulter.
    »Halbe-halbe! Alles über tausend teilen wir halbe-halbe. Und jetzt hau ab!«
    Sebastián Heredia schwang sich auf die Nueva
    Esperanza, machte eine zeremonielle Verbeugung
    vor dem Kantabrier, als wolle er um Erlaubnis bitten, dessen Schiff von Grund auf untersuchen zu
    dürfen, und verschwand in den Laderäumen, um
    herauszufinden, wie viele Perlen man ihm in Juan
    Griego für so viele Waren geben würde. Fast eine
    Stunde verbrachte er unter Deck, doch schließlich tauchte sein zerzauster Kopf wieder an Deck auf und rief überschwenglich aus:
    »Mehr als genug, Kapitän! Mehr als genug!«
    »Bist du sicher?« wollte dieser wissen.
    »Ganz sicher!«
    »Also gut!« gab Jacare Jack zu. »Du weißt, was du riskierst.« Er wandte sich seinem Stellvertreter zu, dem die ganze Angelegenheit offensichtlich als reine Zeitverschwendung und außerdem eines echten Piraten unwürdig erschien, und fügte hinzu: »Befiehl
    dem Kapitän, seine Kanonen ins Meer zu werfen.
    Überraschungen mag ich nicht. Und dann soll er
    Kurs auf Margarita setzen. Wir werden ihm folgen.«
    Lucas Castano stieß einen Fluch aus, mit dem er
    gewöhnlich kundtat, daß er nicht einverstanden war, doch gehorchte er wie immer unverzüglich, denn
    kaum war der Nachmittag angebrochen, waren sie
    schon auf dem Weg. Vorher holten sie allerdings
    noch ein halbes Dutzend Schinken, zwanzig Sack
    Korn und zehn Fässer Wein aus Carinena an Bord.
    »Denkt daran«, gab Sebastián Heredia seinem Ka-
    pitän zu verstehen: »Das alles ist wenigstens dreißig Perlen wert.«
    Vier Tage später ging die Nueva Esperanza in der
    Bucht von Juan Griego vor Anker, allerdings außer Reichweite der Kanonen von La Galera. Gleichzeitig ging die Jacare zwischen Punta Tunar und Cabo
    Negro auf Streife. Dabei hatte sie kaum Segel ge-
    setzt, fuhr jedoch mit ganzer Masthöhe. Beim ge-
    ringsten Anzeichen von Gefahr hätte sie also in
    Windeseile alle Segel hissen können.
    Bald versammelten sich die Leute aus dem Dorf am
    Strand. Schließlich bedeutete das unerwartete Ereignis eine willkommene Abwechslung in ihrem mono-
    tonen Alltag. Die Spannung erreichte ihren Höhe-
    punkt, als der alte Pott eine Schaluppe zu Wasser ließ und der allen wohlbekannte Sebastián Heredia Matamoros an Land ging, die Anwesenden umarmte
    und zur Festung lief, von wo aus ihn ein düster blik-kender Hauptmann Mendana mit einem starken
    Fernglas beobachtete.
    »Zum Teufel,

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