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Insel der Freibeuter

Insel der Freibeuter

Titel: Insel der Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa
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ihm?«
    »Das Fieber, Senor. Ihr wißt ja! Der Arzt sagt, nach einigen Tagen Ruhe ist er wieder wie neu.«
    »Ach was, alt ist er«, lästerte Kapitän Scott und bedeutete seinen Männern, ihn an Land zurückzuru-
    dern, während er ausrief: »Hast du mich gehört, verfluchter schottischer Saufkopf? Alt bist du und traust dich nicht mehr zu den Huren von Port-Royal!«
    Er verschwand in der Dunkelheit, während er sich
    auf die Schenkel klatschte, als hätte er niemals etwas Spaßigeres gesagt.
    Erst jetzt ließ Lucas Castano die Mannschaft vor
    dem Achterkastell versammeln und befahl in einem
    Ton, der keinen Widerspruch duldete:
    »Alle, die keinen Wachdienst haben, können an
    Land gehen und saufen, was das Zeug hält, aber
    denkt daran: Der >alte Kapitän< bleibt weiterhin mit Fieber an Bord und will nicht gestört werden.« Drohend richtete er den Finger auf sie und fügte hinzu:
    »Morgen um zehn seid ihr wieder an Bord, oder ihr bekommt die Peitsche zu schmecken.«
    »Um zehn!« protestierte eine anonyme Stimme.
    »Morgens um zehn schließen die Bordelle und die
    Schenken, also habt ihr um diese Zeit nichts an Land verloren. Wer das letzte Boot verpaßt, darf schwimmen und wird sich damit abfinden müssen, daß ich
    ihm ein kariertes Hemd auf den Rücken zeichne.«
    Das unzufriedene Gemurmel war schon nach eini-
    gen Augenblicken verschwunden, denn die Gewiß-
    heit, vierzehn Stunden der Zerstreuung vor sich zu haben, entschädigte für jede Auflage, und bereits wenige Minuten später waren nur noch die drei
    Männer an Bord der Jacare, die für den Wachdienst der ersten Nacht eingeteilt worden waren, sowie der philippinische Koch, Lucas Castano und die drei
    Mitglieder der Familie Heredia.
    Letztere vier nahmen auf dem Achterkastell ein
    üppiges Abendessen ein und genossen die angeneh-
    me Seebrise, die ihnen die Moskitos vom Hals hielt, während das Lärmen und Lachen aus der Stadt zu
    ihnen hinüberwehte. Die Lichter der Stadt spiegelten sich in dem stillen Wasser der Bucht, in der sich die Silhouetten der küstennäher vor Anker gegangenen
    Schiffe abzeichneten.
    Seit langem hatten sie keinen so angenehmen
    Abend mehr verbracht, denn vom riesigen Nachbar-
    schiff wehte bald eine hinreißende Melodie herüber, und wenn sie sich auf die Zehenspitzen stellten,
    konnten sie acht Musiker in schönen Uniformen
    ausmachen, die vor einem Dutzend Gäste auf ihren
    Saiteninstrumenten spielten.
    »Das muß das neue Schiff von Laurent de Graaf
    sein«, bemerkte Lucas Castano. »Immer hat er ein
    Orchester an Bord, das sogar im Schlachtgetümmel
    spielt.«
    »Das machen sie wirklich gut!« sagte Celeste anerkennend.
    »Natürlich!« versetzte der Panamese. »Aber da er
    so nah ist, empfehle ich dir, daß du dich nicht sehen läßt. Es heißt, daß keine Frau De Graaf widerstehen kann, weil er der attraktivste Pirat der Karibik ist, mit den erlesensten Manieren.«
    »Hast du Angst um meine Tugend?« wollte sie be-
    lustigt wissen.
    »Ich habe eher Angst vor einem Kanonenduell mit
    diesem Monstrum, ohne daß wir Platz zum Navigie-
    ren haben«, stellte der Panamese klar. »Wenn sich eine Frau an Bord von einem Mann eines anderen
    Schiffs verführen läßt, ist es Brauch, daß die Ehre der Besatzung mit Blut und Feuer reingewaschen
    wird, und in diesem Fall verlieren wir.«
    »Ich werde mir das hinter die Ohren schreiben!«
    sagte das kecke Mädchen reichlich verschmitzt.
    »Meine Tugend, so sehr ich sie schätze, ist sicher kein Schiff wie die Jacare samt Besatzung wert.«
    Ihr Bruder musterte sie, als hätte er sich immer
    noch nicht an ihr lockeres Mundwerk und ihr Be-
    nehmen gewöhnt.
    »Du erstaunst mich immer wieder!«
    »Wart’s ab. Aber mach dir keine Sorgen«, fügte sie lächelnd hinzu. »Ein Pirat in der Familie reicht.«
    Sebastián wandte sich seinem Vater zu:
    »Versprich mir, daß du ihr eine Begleiterin suchst, die ihr beibringt, wie sich eine richtige Senorita be-nimmt! Sie macht mich verrückt!«
    »Ach komm!« rief Celeste aus und tätschelte ihm
    zärtlich die Wange. »Im Grund gefällt es dir doch, daß ich so bin. Dein Gesicht hätte ich sehen mögen, wenn du festgestellt hättest, daß du eine affektierte und scheinheilige Schwester hast.«
    »Übertreiben mußt du es aber auch wieder nicht.
    Und jetzt schaue ich mir dieses berühmte Port-Royal mal näher an, von dem sie alle soviel reden.«
    Kaum hatte Sebastián Heredia seinen Fuß in den
    Sand des Strands gesetzt, fühlte er sich wie auf einem

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