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Insel der Freibeuter

Insel der Freibeuter

Titel: Insel der Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa
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hinaus und betrachtete das Meer, in dem sich die
    Mondsichel spiegelte. »Außerdem soll er sich schon vor Jahren zurückgezogen haben. Einige sagen sogar, daß er tot ist.«
    »Er ist quicklebendig, kehrt aufs Meer zurück und wird bald kommen, auch wenn er sein Schiff niemals in der Bucht ankern läßt. Soll ich ein Treffen mit ihm arrangieren?«
    »Mit Mombars?« empörte sich Sebastián Heredia.
    »Ich müßte verrückt sein!«
    Bei der Eroberung Jamaikas leisteten sich die Eng-länder eine Reihe kapitaler Irrtümer, die es durchaus mit der stellenweise geradezu stümperhaften Vorge-hensweise aufnehmen konnten, mit der sich die Spanier in der Neuen Welt etablierten.
    Als Oliver Cromwell den Zeitpunkt für gekommen
    sah, seinen schlimmsten Feind im Herzen des spanischen Weltreichs zu bekämpfen, ernannte er William Penn – den Vater des Mannes, der das spätere Penn-sylvania kolonisierte – zum Kommandanten einer 38
    Schiffe zählenden Flotte. Auf dieser sollten sich Soldaten unter dem Oberbefehl von General Robert
    Venables einschiffen, um die Insel Santo Domingo
    oder Hispaniola zu erobern, die zu dieser Zeit ent-völkert und weitgehend ohne Verteidigung war.
    Nach kurzem Aufenthalt auf Barbados gingen
    knapp 7000 Männer an der Küste von Santo Domin-
    go an Land. Sie wußten, daß der spanische Gouver-
    neur, der Conde de Pefialva, lediglich auf etwas über hundert Veteranen zählen konnte.
    Die Schlacht zwischen zwei so ungleichen Gegnern
    hätte man getrost als Fußnote der Geschichte abhaken können, wäre Robert Venables nicht einer der
    unfähigsten Strategen in einer langen Kette unfähiger Generäle gewesen. Statt die Hauptstadt im.
    Sturm zu nehmen, landete er weit entfernt an einer unwirtlichen Küste und zwang seine Männer, tage-lang in brütender Hitze vorzurücken. Wie die Fliegen sanken die bedauernswerten Soldaten zu Boden, die an ein wesentlich milderes Klima gewohnt waren.
    Admiral Penn, der den General verachtete und haß-
    te, ließ ihn voller Schadenfreude an Land herumirren und wartete in aller Seelenruhe darauf, daß Venables ihn schließlich um Hilfe anflehen würde, um ihn aus der grausamen Falle zu befreien, die er sich selbst gestellt hatte. Eine kleine, aber kampferprobte Schar spanischer Soldaten des Conde de Penalva wandte
    nämlich eine schlaue Guerilla-Taktik an, mit der sie die blauäugigen Engländer unbarmherzig dezimierte.
    Als es Penn schließlich dämmerte, daß eine spani-
    sche Hundertschaft ausreichte, das starke Expediti-onskorps zu vernichten, war es bereits zu spät: Die meisten Männer waren tot oder desertiert, und dieje-nigen, die es schafften, an Bord der Schiffe zurückzukehren, boten ein Bild des Jammers.
    Angesichts eines so kapitalen Fehlschlags, für den sich beide in gleicher Weise verantwortlich fühlten, kamen William Penn und Robert Venables überein,
    die Anker zu lichten und die Nachbarinsel Jamaika zu »erobern«. Dort, davon waren sie überzeugt, gab es keine gefürchteten spanischen Soldaten. Sie nahmen die Insel in Besitz, pflanzten ihre Fahne auf, gründeten Port-Royal und hinterließen dort eine
    große Garnison. Anschließend kehrten sie nach
    London zurück, um Oliver Cromwell zu berichten,
    daß sie statt des »dürren« Santo Domingo lieber das fruchtbare Jamaika erobert hatten.
    Als Lohn für ihre Mühe warf sie der Lord Protector von England in den Tower von London, netterweise
    immerhin in benachbarte Verliese. So konnten sie
    sich zu jeder Tages- und Nachtzeit Beleidigungen an den Kopf werfen.
    Selbst Cromwell mußte aber einräumen, daß er
    endlich einen Brückenkopf in den Antillen hatte,
    auch wenn es nur das wilde Jamaika war. Doch um
    sich dort zu halten, mußte er die Insel mit englischen Bürgern bevölkern.
    Die englischen Bürger teilten jedoch seine Begei-
    sterung für das heiße Moskitoreich überhaupt nicht.
    Auf die patriotischen Aufrufe antworteten sie, wenn Cromwell von Engländern verlangte, sich von Moskitos auffressen zu lassen, sollte er gefälligst selbst fahren.
    Weil sich die Engländer stur stellten, ließ Oliver Cromwell seinen Sohn Henry, den er zum General
    der in Irland stationierten Truppen ernannt hatte, gesunde junge Männer und Frauen einfangen, um
    Jamaika zu bevölkern. Er selbst verfrachtete alle Schotten, die in diesem Augenblick im Gefängnis
    saßen, in die Karibik.
    Auf diese Weise schickte Großbritannien in nicht
    einmal vier Jahren über siebentausend weiße Skla-
    ven nach Jamaika. Diese

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