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Insel der Freibeuter

Insel der Freibeuter

Titel: Insel der Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa
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deutete auf den mürrisch dreinblik-
    kenden Wirt, der hinter der Theke Gläser spülte.
    »Erzähl das dem Hinkebein! Aber ich warne dich,
    den letzten, der sich beschwert hat, hat er bis zum Morgen an einem Bein aufgehängt.«
    Sie eilte weiter, und Sebastian beließ es dabei,
    schweigend weiterzutrinken, bis die ausgelassene
    Rothaarige, die der wenig einträglichen Zuwendun-
    gen ihres begeisterten Bewunderers offensichtlich müde war, ihm gegenüber Platz nahm.
    »Hallo!« begrüßte sie ihn mit einem Lächeln. »Ich heiße Astrid, und du?«
    »Sebastián.«
    »Ich bin eine Hure. Und du?«
    »Navigator.«
    »Navigator?« wiederholte das Mädchen und beugte
    sich vor, vielleicht um ihre schönen Brüste besser zur Geltung zu bringen, vielleicht weil sie diese Mit-teilung wirklich interessierte. »Tatsächlich ein Navigator?«
    »Tatsächlich.«
    »Spanier?«
    »Zur Hälfte Spanier.« Der Margariteno lächelte
    und senkte seine Stimme, als wolle er ein Geheimnis verraten. »Aber auf diese Hälfte habe ich schon vor Jahren verzichtet.«
    »Bist du in die Navigatorenschule der Casa gegan-
    gen?«
    »Nein.«
    »Schade!« bedauerte die Dirne. »Wenn du in der
    Schule der Casa studiert hättest, dann hätte ich dir die beste Arbeit der Welt anbieten können.«
    »Die habe ich schon.«
    Die rothaarige Astrid lehnte sich zurück und sah
    ihm direkt in die Augen, während sie überzeugt mit dem Kopf schüttelte.
    »So eine nicht! Ich kenne einen Kapitän, der einem abtrünnigen Navigator fünftausend Pfund Heuer und ein Fünftel der Beute bietet.«
    Jacare Jack ließ einen Pfiff der Bewunderung hö-
    ren.
    »Verdammt! Das ist wirklich sehr viel Geld. Aber
    ich sag dir was: Kein Kapitän auf der ganzen Welt gibt seinem Navigator ein Fünftel seiner Beute ab, nicht einmal einem abtrünnigen Spanier.«
    »Dieser schon.«
    »Wahrscheinlich, weil er nichts zu verteilen hat.
    Und ein Fünftel von nichts ist nichts.«
    Von neuem beugte sich die Rothaarige vor, und das Schauspiel, das sie bot, ließ einen Mann nicht
    gleichgültig, der seit Monaten nichts Vergleichbares genossen hatte.
    »Dieser hat eine Menge zu verteilen«, säuselte sie.
    »Mehr als nichts, und wenn du wirklich ein guter
    Navigator bist, solltest du darüber nachdenken…«
    Wieder sah sie ihm direkt in die Augen. »Wollen wir darüber im Bett weiterdiskutieren?«
    »Warum nicht?«
    Die rothaarige Astrid wohnte in einer einladenden Hütte fast unmittelbar hinter der Schenke der »Tausend Jakobiner« und direkt am Meer. Manchmal
    umspülten die sanften Wellen, die über das Riff
    schwappten, sogar die Pfähle der Hütte.
    Da Astrid eine wunderbare »Professionelle« war,
    reinlich, erfahren und sehr amüsant, verbrachte der Margariteno bei ihr eine überaus beneidenswerte
    Nacht. Dann servierte sie ihm ein großzügiges Glas Rum und fragte ihn weiter aus:
    »Bist du wirklich ein guter Navigator?«
    »Das habe ich dir doch schon gesagt. Ich halte
    mich wirklich für einen guten Navigator, aber ich habe nicht das geringste Interesse, das Schiff zu wechseln. Man bezahlt mich sehr gut.«
    Sie blickte ihm fest in die Augen, fuhr sich über die Nase, und schließlich murmelte sie etwas spröde:
    »Ich weiß nicht, aber ich habe den Eindruck, daß
    du wirklich gut bist.« Sie blinzelte ihm zu. »Wenn auch nicht besser als im Bett, und wenn du mit dem Kapitän redest, bin ich sicher, daß er deine Heuer vielleicht sogar verdoppelt.«
    »Hör mal zu, Kleine!« sagte Sebastian, während er mit der Zungenspitze über ihre rosigen Brustwarzen fuhr. »Ich gehe davon aus, daß du in guter Absicht handelst, doch ich kenne das Gewerbe und weiß, daß kein Kapitän so verrückt ist, einem einfachen Navigator zehntausend Pfund Heuer und ein Fünftel der Beute anzubieten. Da will dich einer betrügen.«
    Astrid nahm ihn am Kinn, hob sein Gesicht und
    näherte sich ihm, bis ihre Lippen fast seine Nase streiften und schüttelte ein ums andere Mal den
    Kopf, während sie flüsterte:
    »Mombars betrügt niemals. Er raubt, brandschatzt, foltert und mordet, aber niemals betrügt er.«
    Sebastián Heredia sprang auf, als hätte ihn eine gif-tige Schlange gebissen.
    »Mombars, der Todesengel!« rief er entsetzt aus.
    »Gütiger Gott! Bist du verrückt geworden? Dieser
    Kerl ist ein Sadist.«
    »Nicht bei seinen Leuten«, tönte es seelenruhig zu-rück. »Seine Männer verehren ihn.«
    »Wilde, die ihn für einen Gott halten!« entgegnete der Margariteno, ging auf eine winzige Balustrade

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