Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel der Freibeuter

Insel der Freibeuter

Titel: Insel der Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa
Vom Netzwerk:
Verpflichtung bestand darin, jedes Wochenende den lüsternen Wu-
    cherer mit ihren erotischen Spielen zu unterhalten.
    Nachdem Sebastián Heredia lange Zeit durch das
    Achterfenster seiner Kajüte die ruhige Bucht beo-
    bachtet hatte, über der zur Mittagszeit nicht mal die Reiher flogen, vielleicht aus Furcht, einen Kanonen-schuß abzubekommen, schaute er zunächst Celeste
    an, die in ihrer Koje lag und sich vor Spannung
    sprühend Luft zufächelte, dann wandte er sich seinem Vater zu, der in einen alten Sessel versunken war und sich nur mit Mühe wachhielt.
    »Ihr müßt euch hier einige Zeit einschließen«, gab er ihnen schließlich mit Bedauern zu verstehen. »Ihr solltet den ganzen Tag über nicht an Deck erscheinen, damit man euch nicht von den Nachbarschiffen aus sehen kann, denn wenn man euch später an Land wiedererkennt, sind wir in Gefahr.«
    »Wie lange?« wollte seine Schwester wissen.
    »Bis ich ein Haus gefunden habe, abgelegen, kom-
    fortabel und diskret. Wichtig ist, daß niemand euch mit der Jacare in Verbindung bringt.«
    »Und was ist mit der Besatzung?«
    »Um die kümmere ich mich.«
    »Nimm an, einer deiner Männer entschließt sich, zu desertieren und für immer an Land zu bleiben. Was dann?« fragte sein Vater.
    »Das wird nicht passieren!« lautete die entschlossene Antwort. »Und wenn doch, werde ich entspre-
    chende Maßnahmen treffen.«
    »Und wenn doch?« beharrte der andere. »Heißt
    das, daß wir das Haus niemals mehr verlassen kön-
    nen?«
    »Hör zu!« rief Sebastian ungeduldig. »Ich sage dir doch, du mußt dir um keinen meiner Männer Sorgen
    machen. Zwing mich nicht, noch deutlicher zu wer-
    den!«
    »Soll das etwa heißen, daß du jeden umbringst, der auf der Insel bleiben will?« mischte sich Celeste etwas fassungslos ein. »Das scheint mir doch ein
    allzu hoher Preis für unsere Sicherheit zu sein.«
    »Ich muß ihn ja nicht gleich umbringen«, stellte ihr Bruder klar. »Ich brauche ihn nur mitzunehmen, ob er will oder nicht, und ihn auf einer einsamen Insel aussetzen. Ein Piratenkapitän muß blinden Gehorsam erwarten können, und wer einen Befehl nicht
    ausführt, weiß, was er riskiert. Und ich werde befehlen, daß an dem Tag, an dem wir die Anker lichten, alle Männer an Bord sein müssen.«
    »Ich vertraue darauf, daß sie dir gehorchen.«
    »Sie setzen ihr Leben aufs Spiel.«
    Sebastian war so entschlossen und kurz angebun-
    den, daß ihn selbst sein eigener Vater streng ansah.
    »Oft erkenne ich dich nicht wieder. Langsam führst du dich auf wie ein richtiger Pirat.«
    »Ich bin ein Pirat, Vater!« erwiderte der Kapitän der Jacare unwirsch. »Als ich mir dieses Schiff auf-geladen habe, wußte ich sehr gut, auf was ich mich einließ, und ich bin zu dem Entschluß gekommen,
    daß es in meinem Leben kein Hin und Her gibt.
    Wenn ich eines Tages ein spanisches Schiff versenken oder einen meiner Männer aufhängen muß, wird
    mir die Hand nicht zittern, denn an dem Tag, an dem das passiert, werde ich meine Befehlsgewalt unverzüglich aufgeben.«
    »Wäre das nicht ohnehin das Beste?«
    »Das haben wir schon diskutiert. Nein, das wäre es nicht. Wie Celeste schon gesagt hat, bin auch ich ein Kind meiner Zeit.«
    Als die Sonne die Wipfel der Palmen im Westen
    der Bucht streichelte und eine leichte Brise die
    schlaffen Fahnen fächelte, da erschien es, als hätte dieser Wind die Stadt aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt. In den Straßen regte sich plötzlich Leben, die Freudenmädchen machten sich hübsch, die
    Händler öffneten ihre Läden, und die Wirte wischten die Tische ab und füllten die Krüge mit Rum.
    Port-Royal machte sich zu einer neuen Nacht der
    Sünde bereit, in der alles, außer Raub, erlaubt
    schien.
    Bei Anbruch der Dunkelheit sprangen die Besat-
    zungen der großen Schiffe in die Beiboote, um ohne Hast zum Strand zu rudern. Bald näherte sich eine Schaluppe der Jacare, und ein kleiner Mann mit rie-sigem Schnurrbart und rumseliger Stimme rief nach oben:
    »Ahoi Jacare! Erlaubnis, an Bord kommen zu dür-
    fen. Wo bist du, verfluchter schottischer Rotschopf?
    Seit Jahren hab ich dich nicht mehr gesehen.«
    Lucas Castano lehnte sich rasch über die Reling,
    um den Neuankömmling lächelnd zu begrüßen.
    »Guten Abend, Kapitän Scott! Tut mir leid, aber
    der Kapitän fühlt sich nicht wohl und hat befohlen, daß ihn keiner stört.«
    »Hab mich schon gewundert, warum er so ohne
    Grund hier auftaucht!« schluckte der andere die Lü-
    ge. »Was ist los mit

Weitere Kostenlose Bücher