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Insel der Freibeuter

Insel der Freibeuter

Titel: Insel der Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa
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sitzen.«
    »In Port-Royal schon. Solange wir im Hafen sind,
    verläßt er seine Kajüte kaum und schließt sich dort ein, weil er niemandem vertraut. Auf offener See
    oder im Quartier sieht das anders aus, doch dann
    kann ich nichts machen, wie du verstehen wirst. Ich bin allein!«
    »Niemand würde dir helfen?«
    »Wer? Und wobei? Eine Rebellion anzuzetteln?
    Und warum? Um den Kapitän zu wechseln? Sie sind
    mit dem zufrieden, den sie haben.« Er winkte ab.
    »Nein! Wie ich gesagt habe. Man kann nichts tun.«
    Er machte einen zaghaften Versuch, sich nach drau-
    ßen zu dem Mädchen zu begeben, doch zwei aus der
    Dunkelheit auftauchende Wilde versperrten ihm
    drohend den Weg und bedeuteten ihm, in die Hütte
    zurückzukehren. Er gehorchte und sah Mombars an,
    der in der Zwischenzeit keinen Mucks gemacht hat-
    te. »Was soll das?« rief er aus. »Wirst du mir jetzt die Gedärme herausreißen, nur weil ich dir die
    Wahrheit gesagt habe? Ich wäre der erste, der sich diesen Schatz holen würde, denn ich gehöre zu den wenigen, die damit etwas anfangen können, aber
    was nicht geht, geht nicht.«
    »Sei ruhig und laß mich nachdenken!« grunzte der
    menschliche Gorilla, dem das Hirn zu rauchen
    schien. »Wo ist euer Quartier?«
    »Wir haben zwei: eins in den Jardines de la Reina für kurze Aufenthalte und das andere in den südlichen Grenadinen, wo wir den Sommer verbringen.«
    »Wann werdet ihr euch in eins der beiden zurück-
    ziehen?«
    »Ich denke, in ein paar Tagen, denn dem Alten
    steht Port-Royal bis hierher. Wahrscheinlich werden wir zu den Jardines de la Reina segeln, um das
    Schiff unterhalb der Wasserlinie zu reinigen und
    damit sich die Besatzung vom Suff und den Huren
    erholen kann.«
    »Wie lange werdet ihr dort bleiben?«
    »Höchstens zwei Wochen!«
    »Setz dich!«
    Sein autoritärer Ton duldete wie üblich keinen Widerspruch, daher setzte sich Sebastian in den klapprigen Stuhl am anderen Ende des Tisches.
    »Was nun?« fragte er mißmutig.
    »Wir müssen nachdenken. Und zwei Köpfen fällt
    mehr ein als einem allein.«
    »Und worüber willst du nachdenken?«
    »Wie wir deinem Kapitän das Spielzeug abneh-
    men.«
    »Aha!«
    »Sei nicht so pessimistisch«, tadelte ihn der Todesengel, der verblüfft, irritiert oder in seinem Ego ver-letzt schien, nur weil jemand so offen an seinem
    Erfolg zweifelte. »Du hast gesagt, daß er in dem
    Quartier und auf See nicht mehr so wachsam ist,
    stimmt’s?«
    »Natürlich. In dieser Zeit kann ich die Dokumente studieren, wann immer ich will, solange ich keine Kopien mache.«
    »Gut! Das ist die Gelegenheit, sie sich anzueig-
    nen.«
    Sebastián sah ihn wie einen Geisteskranken an.
    »Und was mache ich dann? Soll ich mit einer Kiste auf den Schultern über die Wellen laufen oder mich auf einer Insel verstecken, die so kahl ist, daß sogar die Kaninchen Sonnenschirme tragen?«
    »Wie ist die Insel?«
    »Welche?«
    »Die im Jardin de la Reina.«
    »Nur eine Sandbank mit einer tiefen Bucht.«
    »Ihre maximale Höhe?«
    »Über Meeresspiegel? Etwa zehn Meter. Aber der
    Jacare reicht das, denn wenn sie ihre Masten kappt, ist sie nicht höher als die Dünen, und niemand, der in der Umgebung segelt, würde vermuten, daß sich
    an einem solchen Ort ein Schiff verbirgt.«
    »Er war schon immer ein schlauer Fuchs, dieser
    verdammte Schotte!« rief Mombars aus. »Wirklich
    verdammt gerissen! Aber ich denke, diesmal können wir ihn reinlegen.« Er beugte sich vor und legte seine schwere Pranke auf den Unterarm des Margarite-
    no. »Hör mal!« fügte er mit seiner rauhen, jetzt etwas aufgeregt klingenden Stimme hinzu. »Mir fällt da ein Plan ein, der funktionieren könnte.«
    »Ich kann nicht glauben, daß jemand ein so hohes
    Risiko eingeht, nur um sich eine Handvoll Papiere zu holen«, sagte Celeste mit ungewöhnlichem Ernst.
    »Und ich mache mir Sorgen, daß du in deine eigene Falle tappst.«
    Die Geschwister aßen zusammen mit ihrem Vater
    unter einer schattigen westindischen Kastanie, die das stolze Kap beherrschte, zu Mittag, zur einen
    Seite das kristallklare blaue Meer, zur anderen die Ruinen der alten Villa von Kapitän Bardinet.
    Die zahlreichen Arbeiter – fast alles Sklaven –, die mit dem Abriß beschäftigt waren, nutzten die heißen Stunden der Siesta, um sich im nahen Meer zu erfrischen. Fröhlich planschten, spielten und tollten sie im Wasser.
    Allein die Tatsache, daß sie jetzt kein Zuckerrohr mehr schneiden mußten, sondern ein Haus abreißen
    konnten, eine

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