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Insel der Freibeuter

Insel der Freibeuter

Titel: Insel der Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa
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biete dir das
    Zwanzigfache dessen, was er dir bezahlt, und als
    guter Kapitän gelte ich auch. Was ist der Unter-
    schied?«
    »Sein Schiff ist sicherer.«
    »Woher weißt du das?«
    Sebastian machte nur eine vielsagende Geste.
    »Ich weiß es eben!«
    »Verstehe!« murmelte der andere. »Ist das wegen
    dieser berühmten Routenbücher? Sind die so wich-
    tig?«
    Sebastián hatte am Fußende des riesigen Betts der Rothaarigen Platz genommen, die sich diskret nach draußen an den Strand verdrückt hatte, als ginge sie das alles nichts an. Er nickte entschlossen.
    »Ich habe viel von deinem Schiff gehört. Von sei-
    ner gewaltigen Feuerkraft und seinen märchenhaften Schätzen, aber ich garantiere dir, nicht mit allem Gold Perus könntest du bezahlen, was der Alte hat.«
    »Du übertreibst.«
    »Keineswegs! Wie viele Schiffe voller Schätze ru-
    hen auf dem Grund der Karibik…? Dutzende? Viel-
    leicht Hunderte? Mit den Routenbüchern des Kapi-
    täns wären die meisten von ihnen niemals unterge-
    gangen.«
    »Bis du sicher?«
    »So sicher, wie ich hier bin. Und so sicher, wie ich in zwei Jahren die Bücher auswendig kann, wie heute der Alte.« Er beugte sich vor. »Dann werde ich dir von Nutzen sein. Heute, ohne diese Routenbücher,
    wird dein Schiff auf Grund laufen, und folglich wirst du mir die Gedärme herausreißen. Wozu dienen mir
    zehntausend Pfund, wenn mir keine Zeit bleibt, sie auszugeben?«
    Mombars nahm die Füße vom Tisch, stützte sich
    mit den Ellenbogen darauf und fuhr sich mit beiden Händen durch die weiße Mähne, als könne er damit
    die Gedanken vertreiben, die ihm durch den Kopf
    gingen.
    Er schien viel zu müde oder zu alt, um das Piratenleben wieder aufzunehmen. In seinem gelblichen
    Gesicht waren tiefe Falten zu sehen, und der mächtige Rumpf wurde schon schlaff, doch noch immer
    flößte allein seine Anwesenheit Furcht ein, nicht nur, weil er so wild aussah, sondern vor allem seines
    Rufes wegen. Dieser eilte ihm nicht unbedingt voraus, sondern umgab ihn wie ein böser Heiligen-
    schein.
    Und Mombars, der Todesengel, strömte mit jeder
    Pore seines Körpers Gewalt aus.
    »Es fällt mir schwer, aber ich glaube dir«, murmel-te er schließlich. »Niemand, der bei klarem Verstand ist, schlägt zehntausend Pfund aus, wenn er nicht sehr triftige Gründe dafür hat, und deine scheinen triftig zu sein.« Er sah ihn an: »Und was machen wir jetzt?«
    »In Cumaná gibt es einen Navigator, Martin Prieto.
    Vielleicht…« begann Sebastian schüchtern, brach
    aber angesichts der unwirschen Geste seines Gegen-
    übers sofort ab.
    »Hör auf! Wer denkt an Martin Prieto? Ich weiß,
    daß alle Kapitäne einen Arm dafür hergeben wür-
    den, um auf ihn zählen zu können, aber dieser Spanier ist seinem König so verdammt ergeben, daß er in der Lage wäre, ein Piratenschiff auf Grund zu
    setzen, nur damit es eines weniger gäbe. Reden wir von dir.« Er musterte ihn aufmerksam. »Wenn du
    die Routenbücher des alten Jacare Jack hättest, würdest du dann mein Angebot annehmen?«
    »Mit dem Archiv des Alten? Natürlich! Wie ich dir doch schon sagte, wenn man weiß, wie man die Bü-
    cher lesen muß, kommt man mit verbundenen Au-
    gen überall hin. Und der Kapitän hat mir gezeigt, wie das geht.«
    »In diesem Fall«, befand der Riese und legte seine riesigen nackten Füße wieder auf den Tisch, »müssen wir sie uns eben holen… Oder nicht?«
    Jetzt dachte Sebastián über das nach, was er eben gehört hatte, dann stand er auf, ging zur Tür und betrachtete die Rothaarige, deren Silhouette sich gegen den rötlichen aufgehenden Mond abzeichnete.
    Ohne sich umzudrehen, erwiderte er:
    »Glaub nicht, daß ich daran nicht auch schon ge-
    dacht habe.« Seine Stimme klang so dünn, daß sein Gegenüber die Ohren spitzen mußte. »Eine Million
    Mal!« beharrte er. »Aber wie?« Jetzt wandte er sich erneut um und sah ihn an. »Wie?«
    »Eine Möglichkeit muß es doch geben.«
    »Ich kenne keine«, entgegnete der Margariteno.
    »Der Kapitän bewahrt alles in einer Kiste auf, die er binnen Sekunden ins Meer werfen kann. Und wenn
    die Bücher ins Wasser fallen, verläuft die Tinte, und alles ist verloren.« Er zuckte mit den Schultern, als wolle er seine Ohnmacht einräumen. »Ihm ist das
    egal, denn er hat die Bücher im Kopf. Aber ich noch nicht. Tut mir leid, aber so ist es!«
    »Wir werden einen Weg finden, ihn zu überra-
    schen!« rief der Franzose irritiert aus. »Er wird nicht ständig auf dieser verdammten Kiste

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