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Insel der Freibeuter

Insel der Freibeuter

Titel: Insel der Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa
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als tätige Reue eines Missetäters auffassen mußte, dann hätte er vielleicht seinen blutigen Kreuzzug nie begonnen.
    Der ehrgeizige Bartolome de Las Casas, ein Spie-
    ler, Schürzenjäger, Säufer und Raufbold, war einer der unangenehmsten Zeitgenossen Westindiens, bis
    zu dem unseligen Tag, an dem er an einem strengen Gottesdienst teilnahm, in dem man ihm öffentlich
    seine Laster und Ausschweifungen vorhielt. In diesem Augenblick beschloß er, sein Leben zu ändern, die Kutte anzuziehen und es den vielen verführeri-schen Frauen gleichzutun, die nach der Heirat die größten Puritanerinnen werden.
    Wenige Menschen haben im Lauf der Geschichte
    so vielen Menschen Schaden zugefügt wie Bartolo-
    me de Las Casas: Durch seine Schuld wurden Mil-
    lionen von Indios versklavt, und durch seine Schuld wurde eine große Anzahl Menschen, die ihn bei der Durchsetzung dieser Sklaverei niemals unterstützt hatten, in der Geschichte als schlimme Unterdrücker abgestempelt.
    Das alles konnte jedoch das kränkliche Hirn eines leicht zu beeindruckenden jungen Franzosen nicht
    wissen. Vielmehr kam Mombars zu der Überzeu-
    gung, daß alle Spanier Verbrecher sein mußten. Daher schwor er sich, jeden Mann, der im Nachbarland geboren worden war, auf grausamste Weise zu vernichten.
    Im Prinzip war dieser Haß wohl nur der Firnis, der andere, wesentlich tiefere Haßgefühle verdeckte. Im Lauf der Jahre war es dem sadistischen Mombars
    nämlich herzlich egal geworden, ob der Mann, dem
    er die Eingeweide herausriß, nun Spanier, Engländer oder Holländer war.
    Mombars war der uneingeschränkte Bewunderer
    und Schüler seines Landsmannes L’Olonnois, des-
    sen größtes Vergnügen darin bestand, seinem Opfer das Herz auszureißen und es vor den Augen des
    Sterbenden zu verschlingen. Zusammen bildeten die beiden das makabre Duo, das die Seeräuberei in den schlimmsten Verruf brachte.
    Die erfolgreichsten Korsaren der Antillen waren
    zweifellos die Engländer Drake, Raleigh und Mor-
    gan, die meistgehaßten Piraten die Franzosen Mom-
    bars und L’Olonnois. Allerdings waren auch die
    zwei am meisten »bewunderten« Seeräuber, Vent en
    Panne und Chevalier de Grammont, ebenfalls Fran-
    zosen.
    Von diesen großen Namen war inzwischen nur
    noch der blutrünstige Todesengel am Leben, viel-
    leicht auch noch der elegante Chevalier de Gram-
    mont, der sich wie Mombars angeblich unwiderruf-
    lich in sein Winterquartier zurückgezogen hatte.
    Kein Wunder also, daß Sebastián das Herz bis zum
    Hals schlug, als ihn am folgenden Samstag abend
    die Rothaarige in ihre Hütte führte und dort ein Riese auf ihn wartete, der ihn mit dämonischen Augen, die sich unter buschigen Augenbrauen verbargen,
    fixierte.
    »Also du bist der Navigator der Jacare?« fragte er mit kellertiefer Stimme. »Ich bin Mombars, der Todesengel.«
    Er sprach sehr langsam, im Pidgin-Englisch, das
    alle einfachen Seeleute der Antillen verwendeten: eine bunte Mischung aus englischen, französischen, spanischen, portugiesischen und holländischen Wörtern, wobei Mombars aber auch immer wieder Wör-
    ter aus dem karibischen Dialekt einstreute, den die Mehrheit seiner indianischen Besatzung sprach.
    Der Margariteno wandte sich sofort der Rothaari-
    gen zu, als wolle er ihr seine Empörung darüber ins Gesicht schleudern, daß sie ihm eine so schmutzige Falle gestellt hatte:
    »Warum hast du mir das angetan? Ich hab dir doch
    gesagt, daß ich das Schiff nicht wechseln will.«
    Der haarige Gorilla, den die Last der Jahre gebeugt hatte und dessen weiße Löwenmähne zu winzigen
    Ringellocken geflochten war, was ihm ein wirklich bizarres Aussehen gab, beschränkte sich darauf, seine riesigen nackten Füße auf den Tisch zu legen,
    während der Korbstuhl, in dem er saß, fast unter
    seinem Gewicht zusammenbrach. Mit der gleichen
    tiefen Stimme fuhr er fort:
    »Ich will ja nur mit dir reden. Ich werde dich schon nicht fressen.« Er sah ihn so an, als könne ihn niemand anlügen, ohne daß er es bemerkte. »Bist du ein Spanier?«
    »Margariteno der dritten Generation. Ist schon lan-ge her, daß ich alles aufgegeben habe, was mit Spanien zu tun hat.«
    »Renegat?«
    »Einfach aufgegeben. Punktum.«
    »Na schön«, versetzte der Todesengel, als genügte ihm diese Erklärung. »Du hast Spanien also aufgegeben. Warum hängst du so an diesem alten Säufer
    Jacare Jack?«
    »Weil er immer gerecht gewesen ist, gut bezahlt
    und ein großartiger Kapitän ist.«
    »Ich bin auch ein gerechter Mann,

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