Insel der glühenden Sonne
ansprechen …
Barnaby trat vor die Tür und atmete tief die frische Morgenluft ein. Er hielt viel von morgendlichen Atemübungen und schaute dabei in den Garten, seinen Garten.
Die Erinnerung an die wütenden Schreie der Männer kam wieder hoch, an Shanahan, der ihn unbeherrscht anbrüllte.
Barnaby eilte an der Hecke und dem Gewächshaus vorbei, da er plötzlich fürchtete, die Männer könnten seinen Garten womöglich aus Rache zerstört haben. Sorgsam musterte er die hohen Lupinen und die spät blühende Sumpfwurz, die Katzenminze mit ihren blauen Blüten, die Rosensträucher, an denen bereits aprikosenfarbene Knospen prangten.
Er schalt sich für seine übertriebene Sorge und spazierte durch die verschiedenen Bereiche des Gartens, die durch Bodendecker und kunstvoll gestutzte Hecken voneinander getrennt waren. Dann begegnete er Forbes, der ein neues Blumenbeet in der Nähe des Pavillons düngte. Forbes, gewöhnlich ein freundlicher Bursche, kehrte ihm den Rücken zu, und Barnaby spürte die Kälte, die von ihm ausging.
Zurück in seinem Arbeitszimmer wies er Dossie an, Shanahan zu ihm zu schicken.
Nach einer unerfreulichen Begegnung mit dem Boss suchte Sean Singer im Garten auf.
»Ohne Angus bist du jetzt ganz allein hier.«
»Na und? Letzte Nacht hab ich mit dem Gedanken gespielt, mit dem Pflug durch den verdammten Garten zu fahren. Aber das hätte auch Angus wehgetan. Er liebt das alles hier! Dabei hatte er vorher noch nie eine Rose gesehen.«
»Warboy will, dass ich einen Ersatz für ihn suche.«
»Obwohl er noch nicht mal vor dem Richter gestanden hat?«
»Ich hab ihm gesagt, es sei unüblich, einen Mann zu verurteilen, bevor es das Gericht tut. Das hat ihm nicht gefallen, und er meinte, er wolle McLeod sowieso nicht zurückhaben. Dann kommt er mir auf einmal mit dem Gesetz. Ich darf nicht mehr allein in die Stadt fahren. Also frage ich ihn, wie ich dann einen neuen Gärtner suchen soll. Er wird mich in Zukunft begleiten, sagt er, oder sein Sohn.«
Singer lachte. »Na toll. Dann verlierst du den Prediger eben unterwegs. Mein Dank ist dir sicher.«
»Angus soll auf jeden Fall ersetzt werden.«
»Lass es bleiben.«
»Dann sucht er selbst jemand. Ich hatte an Flo Quinlan gedacht.«
»Noch einen von deiner Truppe? Ich trau ihm nicht. Er hat zwei Seiten.«
»Wer nicht? Harris hat ihn zusammengeschlagen.«
»Vermutlich wurde er provoziert. Ich sag dir, Quinlan ist ein tiefes Wasser.«
»Mal abwarten. Ich soll die westliche Koppel zum Pflügen vorbereiten, als Strafe. Willst du mir helfen?«
»Von wegen.« Forbes begann zu singen und wandte sich wieder seinem Blumenbeet zu.
Sean schüttelte den Kopf und erwog wieder einmal Floods Angebot. Der Job wäre nicht ungefährlich, und er müsste von Anfang an klarstellen, dass er sich nichts gefallen ließ. Und bezahlt werden wollte. Normalerweise stand Sträflingen kein Lohn zu, doch Sean hatte einen guten Ruf als Vorarbeiter und würde vielleicht noch eine dritte Möglichkeit finden, falls Flood ihn ablehnte. Zunächst musste er jedoch herausfinden, was aus Angus geworden war.
Aber wie, wenn er nicht allein in die Stadt durfte? Erst später kam ihm die Lösung in den Sinn. Louise!
11. Kapitel
Josie Harris schloss das Stalltor und stapfte über den schlammigen Hof zur hinteren Veranda, wo sie müde auf die Stufen sank, die Stiefel auszog und in die Küche hinkte.
»Was ist los?«, fragte Louise.
»Ich hab mir den Fuß verletzt. Die neue Kuh ist draufgetreten. Aber ich glaube, es ist nichts gebrochen.«
»Zeig mal her.«
»Nein, lass nur, ich kümmere mich später darum. Erst mal ruhe ich mich aus.«
Louise war besorgt, weil ihre Mutter so müde aussah. Sie schöpfte Brühe auf einen Teller und stellte ihn auf den Tisch, bevor sie sich ihr gegenüber setzte.
»Wann erzählst du mir von deinem Gespräch mit Mr. Baggott, dem Anwalt?«
Ihre Mutter trank einen Schluck Brühe. »Zu wenig Salz.«
Louise schob ihr den Streuer hin. »Und?«
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