Insel der glühenden Sonne
Polizeichef den Wachtmeister an, ihm Handschellen und Pistole zu holen.
»Wir nehmen eine Verhaftung vor.«
»Mit welcher Begründung?«, fragte Warboy und nahm eine brennende Laterne vom Haken.
»Vergewaltigung.« Der Polizeichef widersetzte sich nicht länger den Forderungen der Familie, die anscheinend auch von einem Arzt gestützt wurden.
Warboy nickte.
Nachdem Sean seinem Boss aus dem Wagen geholfen hatte, warf er einen Blick durchs Salonfenster. Der Anblick der Uniformierten verriet ihm, dass dies kein Höflichkeitsbesuch war. Er lenkte den Wagen in den Stall, spannte die Pferde aus und ließ sie auf die Koppel, bevor er zu Dossie eilte, um Näheres zu erfahren.
In der Küche brannte Licht, doch von ihr war selbst nichts zu sehen. Vielleicht hatte es einen Überfall gegeben, oder der verdammte Jubal hetzte noch immer gegen Billo, obwohl in Wirklichkeit Freddy das Pferd gestohlen hatte. Das würde es sein! Er eilte in die Schlafbaracke, doch sie wussten schon Bescheid und warteten nervös auf ihren Feldbetten.
»Worum geht es?«, fragte Hunter.
»Weiß nicht, vielleicht einen Raubüberfall. Habt ihr irgendeine Ahnung? Falls ja, sagt es mir, solange wir uns noch etwas überlegen können.«
Singer blickte auf. »Dossie sagt, sie hätten gestern das Mädchen verprügelt und du hättest dich eingemischt. Ihnen den Riemen abgenommen. Du weißt doch, wie der Prediger ist.«
»Mir kann nichts passieren, Mr. Warboy war dabei.«
»Wenn du meinst.«
»Wer hat das Mädchen geschlagen?«, schrie Angus. »Sie haben Penn geprügelt? Wer würde einem harmlosen Ding so etwas antun?«
Billo lachte. »Sie ist dein kleiner Engel, was, Angus? Er schwärmt für das farblose Gespenst.«
»Sag das nie wieder!«
Sean interessierte sich nicht für die Querelen. Lieber würde er noch einmal nach Dossie suchen.
Diesmal fand er sie mit Miss Warboy in der Küche vor.
Sie schüttelte den Kopf, als sie ihn erblickte.
Also wartete er draußen, bis er Barnaby Warboy mit zwei anderen Männern den Weg entlangkommen sah.
»Was ist los, Sir?«
»Was hat der Mann nach der Ausgangssperre hier zu suchen?«, fragte einer der Polizisten.
»Schon gut, das ist mein Vorarbeiter Shanahan.«
»Aber ein Sträfling, oder?«
»Ja.«
»Dann muss er drinnen sein.«
Warboy knurrte gereizt, und Sean erkannte Polizeichef Hippisley, der im Grunde kein übler Kerl war.
»Gut, ich gehe jetzt rein.«
»Nein, Shanahan, du läufst brav neben Wachtmeister Gander her.«
»Gewiss. Tag, Gander, was ist los?«, flüsterte er.
Dieser schüttelte nervös den Kopf, und Sean überkam die Angst, weil er spürte, dass etwas Ernstes im Gange war.
Als sie die Schlafbaracke erreichten, erkundigte sich Hippisley, wie viele Männer dort untergebracht seien.
»Zwölf. Mit Shanahan.«
»Geh zur Tür«, sagte der Polizeichef zu Sean. »Alle müssen bleiben, wo sie sind.«
»Warum sollten sie abhauen?«
»Tu, was ich sage.«
Sean stieß die Tür auf. »Polizeichef Hippisley und Wachtmeister Gander sind hier. Ihr sollt bleiben, wo ihr seid.«
Hinter ihm erklang ein Chor von Fragen, doch er zuckte nur die Achseln.
Der Polizeichef rief Angus McLeod heraus.
»Angus? Warum ausgerechnet Angus?«, mischte sich Sean ein, bekam aber keine Antwort. Es hätte ihn nicht überrascht, wenn Singer oder Billo in Schwierigkeiten geraten wären, aber doch nicht Angus. Er war viel zu mürrisch, um Komplotte zu schmieden, und seine Brandreden für die Rechte der Arbeiter hatten stark abgenommen.
Der große Schotte duckte sich, als er durch die Tür trat.
»Was wollen Sie von mir?«
»Bist du Angus McLeod?«
»Ja.«
»Ich verhafte dich, weil du mit einer Frau gegen ihren Willen verkehrt hast. Ich nehme dich mit und führe dich dem Gericht in Hobart vor, wo man dich wegen Vergewaltigung anklagen wird.«
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