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Insel der glühenden Sonne

Titel: Insel der glühenden Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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»Gestern Abend warst du zu müde. Heute zu beschäftigt. Du musst es mir jetzt sagen. War er jung, alt, freundlich, mürrisch? Und was hat er herausgefunden?«
            Josie seufzte. »Ein älterer Herr. Sehr nett. Er sagt, dein Vater sei tatsächlich nach Port Arthur gebracht worden.«
            »Der arme Daddy. Warum?«
            »Irgendein Kampf. Wurde anscheinend in eine Prügelei verwickelt.«
            »Hast du ihm meinen Brief gegeben?«
            »Nein.«
            »Mutter, das kannst du doch nicht vergessen haben.«
            Josie trank die Brühe aus. »Die Gefangenen dort dürfen keine Post versenden oder erhalten. Sie müssen erst die Erlaubnis der Gefängnisleitung einholen.«
            »Das ist doch barbarisch! Können wir ihn denn besuchen?«
            »Nein, leider nicht, Liebes. Ich war fassungslos, aber das Gesetz verbietet es.«
            Louise brach in Tränen aus, und Josie war zu niedergeschlagen, um sie zu trösten. Sie saß völlig reglos da. Ihr wurde das alles zu viel. Vor sieben Jahren hatte es sich vernünftig angehört, Lester zu folgen, doch mittlerweile hatte sie es als Torheit erkannt. Sie war einfach zu verliebt gewesen und hatte davon geträumt, ihrem Mann bei seiner Rückkehr ein gemütliches Heim zu präsentieren.
            Nun würde es weitere acht Jahre dauern, bis er entlassen wurde. Sie war froh, dass Louise nicht nach der Strafe gefragt hatte. Sie hatten sich immer mit dem Gedanken getröstet, dass Lesters ursprüngliches Urteil eben ungerecht gewesen sei, doch sie wusste nicht, wie ihre Tochter die Nachricht aufnehmen würde, dass der erneute Zusammenstoß mit der Staatsgewalt zu einer Haftverlängerung von acht Jahren geführt hatte. Louise war jung genug, um ähnlich romantisch zu denken wie ihre Mutter, und stolz auf ihre Treue zum Vater. In ihrem Schlafzimmer hing sogar eine gerahmte Zeichnung des gut aussehenden Mannes.
            Josie fehlte der Mut, sich einzugestehen, dass ihre romantische Treue im Laufe der Jahre der Vernunft gewichen war. Louise führte praktisch kein gesellschaftliches Leben, woran ihre Mutter sich die Schuld gab. Sie hatte so auf der Fassade des erkrankten Ehemannes und Vaters bestanden, dass sie die Lüge nicht mehr loswurde.
            Sollte sich jedoch ein junger Mann für Louise interessieren, müsste er die Wahrheit erfahren, was ihre mühsam erworbene Respektabilität zum Einsturz brächte.
            »Es tut mir so Leid. Für uns alle ist es schwer, und ich habe schon daran gedacht, die Farm zu verkaufen und nach Hause zu fahren.«
            »Wohin denn?«, fragte Louise erschreckt.
            »Nach Carlendon.«
            »Was? Du willst ihn im Stich lassen? Das kannst du doch nicht ernst meinen! Niemals!«
            »Louise, die Arbeit auf der Farm wird mir zu viel. Und sie wirft einfach nichts ab; ich mache immer das Falsche. Die Männer kosten viel mehr, als ich gedacht hatte. Sie essen so viel, aber ich kann ihnen doch nicht die Rationen kürzen …«
            »Das sollst du auch nicht, Mutter. Wenn Vater hier wäre, würde er es nicht dulden, dass wir die Männer hungern lassen, die ebenso leiden mussten wie er. Die anderen Farmen, auf denen Sträflinge arbeiten, laufen doch gut. Ich verstehe nicht, warum es uns nicht gelingt.«
            Weil es eine Männerwelt ist, dachte Josie zornig. Weil sie sich auf dem Markt und in den Pubs treffen und dort Geschäfte mit Vieh, Milchprodukten und Obst aushandeln – und Informationen über Sträflinge austauschen! Da sie den Ruf der zugeteilten Männer nicht kannte, musste sie nehmen, wen immer man ihr schickte. Daher hatte es auch Jahre gedauert, bis sie von einer Straßenhändlerin erfuhr, dass sie den »Ausschuss« beschäftigte.
            »Man hat mir versichert, dass ich meinen Arbeitern trauen kann«, hatte sie erwidert. »Und es sind auch keine schlechten Kerle.«
            »Inwiefern können Sie ihnen trauen? Sie mögen sich einigermaßen geführt haben, aber das bedeutet noch lange nicht, dass sie arbeiten können oder wollen. Die meisten Ihrer Arbeiter wurden von anderen Farmern aussortiert, weil sie zu langsam oder zu faul waren.«
            Josie sah sich gezwungen, härter durchzugreifen, und entließ Männer, die ihr Arbeitspensum nicht schafften, was jedoch zu einer Verschlechterung der Atmosphäre führte. Die zwanglose

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