Insel der glühenden Sonne
Tiere mögen ihn nicht. Ist er weg, trauen sich die Kängurus beim Fressen näher ans Haus.«
»Und ob! Die waren überall, ein paar ganz schön große Burschen, und haben geglotzt, sobald ich den Kopf aus der Tür steckte.«
»Die Pelztiere sind fast alle harmlos. Nur die großen Kängurus können manchmal reizbar sein. Die Schreie, die du nachts gehört hast, stammen von den Tasmanischen Teufeln.«
»Was für Teufel?«
»Man nennt sie nur so. Sie sind ziemlich klein und sehen aus wie eine Mischung aus Schwein und Hund, sind verspielt und machen einen Höllenlärm.«
»Beißen die auch?«
»Ich würde es nicht drauf ankommen lassen. Vermutlich hatten sie einen Heidenspaß, solange Duke unterwegs war.«
Freddy sah Duke mit neu gewonnenem Respekt an. »Ich muss dir einen Knochen besorgen«, sagte er. »Wir werden gute Freunde.«
Als Claude die schweren Satteltaschen herunterhob, leuchtete sein Gesicht auf. »Was hast du da drin?«
»Vorräte. Du kannst mir beim Auspacken helfen. Mach dich nützlich.«
»Ich hätte Holz gehackt, aber die Hand taugt noch nicht dazu.«
»Stimmt. Dabei hättest du dich mit der Axt bestimmt sicherer gefühlt.«
»Sehr witzig. Du hast diese Hüpfer ja nicht gesehen.«
Dann fragte er: »Bist du die Pferde losgeworden?«
»Und für einen guten Preis. Ich habe das Geld bei der Bank eingezahlt, alles bis auf deinen Lohn. Falls du bleibst, heißt das.«
»Ich könnte wohl eine Weile bleiben.«
»Gut so. Morgen fangen wir mit der Arbeit an.«
»Mit welcher Arbeit?«
»Mir gehören jetzt einige dieser Felder. Ich werde sie bestellen.«
Der frisch gebackene Landbesitzer hatte entschieden, dass Ackerbau leichter sei als das Einfangen wilder Pferde.
»Damit kenne ich mich nicht aus.«
»Das wird schon, sobald deine Hand verheilt ist. Ich muss auch dazulernen.«
Als Claude sich mit seiner Pfeife und einer Tasse Tee an den Kamin setzte, war er sehr mit sich zufrieden.
»Für dich habe ich auch eine gute Neuigkeit.«
»Und die wäre?«
»Sieh dir mal die Papiere an.«
Freddy erkannte es sofort. »Die sind ja echt. Und der Ausweis ist für einen freien Siedler bestimmt!«
»Eben. Lies den Namen.«
»Da hol mich doch! Jack Plunkett, du hast es tatsächlich geschafft! Ich habe richtige Papiere.« Er betrachtete den Ausweis im Licht der Lampe. »Allmächtiger, Claude, wie hast du das gemacht?«
»War gar nicht so schwer. Jetzt kannst du frei entscheiden, ob du bleibst oder nicht.«
»Ich kann ja nirgendwo hin, jedenfalls nicht die nächste Zeit. Man könnte mich erkennen. Vermutlich hängt mein Bild schon draußen vorm Gericht.«
»Nein, kein Bild, aber ein Steckbrief. Ein Freddy Hines wird wegen tätlichen Angriffs gesucht.«
»Tatsächlich? Mein Name ist aber Jack Plunkett«, sagte Freddy grinsend.
»Da wäre noch etwas. Das Pferd muss weg.«
»Mein Pferd?«
»Das Pferd, das du gestohlen hast. Das nicht mal einen Namen hat.«
»Hat es doch, es heißt Neddy!«
»Das ist ein Name für einen Hund. Jedenfalls werde ich es gleich morgen früh verkaufen, es könnte sonst die Polizei auf deine Spur führen.«
Freddy dachte nach. »Gut, aber das Geld kriege ich.«
»Nein, die Schwarzen haben das Tier hergebracht.«
Die Jacht des Gouverneurs segelte aus dem Derwent River in die Storm Bay, wo ein kalter Südwind wehte, der die Gäste unter Deck scheuchte. Selbst die hartgesottene Lady Franklin verzichtete auf den Genuss der »frischen Brise«, wie sie es nannte, und zog sich in ihre gut ausgestattete Privatkabine zurück.
In der unruhigen See erwies sich die Jacht als solide, und Barnaby sorgte sich nicht allzu sehr um ihre Sicherheit. Ihre Ladyschaft hatte ihn herzlich begrüßt und von einem Adjutanten namens Captain Moore an Bord bringen lassen, gefolgt von Sir John und dem Vizegouverneur, die bereits in politische Diskussionen vertieft waren. Auf
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