Insel der glühenden Sonne
an. »Könntest du so etwas wieder machen? Als Erstes müsstest du dir allerdings den Bart abrasieren.«
»Nein, Sir, Diener will ich nie mehr sein. Niemals.«
»Wie wäre es mit einer Anstellung bei der Regierung?«
»Ja, das kann ich mir vorstellen.«
»Sehr gut, ich werde Erkundigungen einziehen. Komm morgen wieder zu mir.«
Am nächsten Tag bot man ihm die Arbeit im Tierheim an. Wohlgemerkt, man bot ihm etwas an, statt es ihm zu befehlen. Allmählich kehrte seine Selbstachtung zurück.
Nachdem man ihn über seine Aufgaben, die Unterkunft und das Jahresgehalt unterrichtet hatte, nahm er die Stelle unter der Bedingung an, dass ihm ein eigenes Pferd zur Verfügung stünde. Danach sah er sich ein paar Tage in Hobart um und machte sich dann auf den Weg zur alten Annabella-Station.
Das neue Heim gefiel ihm. Er hatte das Wohnhaus bezogen, die Zäune ausgebessert und sich in das Leben in der Wildnis eingefügt. Niemand störte ihn, nur die Besitzer der Pferde beschwerten sich bisweilen, wenn sie für ihre Streuner eine Abstandssumme entrichten sollten. Niemand musste je erfahren, woher er stammte und ob er freiwillig nach Van Diemen’s Land gekommen war, und Claude genoss die ersehnte Privatsphäre, bis Freddy Hines auftauchte und ihn an seine Vergangenheit erinnerte.
Claude fragte sich, ob er ihm vertrauen könnte. Ein Mann wie Freddy wäre gut zu gebrauchen.
Plötzlich fiel ihm ein, dass er noch einen Haufen Geld vom Verkauf der Pferde in der Tasche hatte, das ihm ganz allein gehörte. Zwar hatte er jedes Jahr einige Pfund zurücklegen können, weil er Hühner hielt und einen Gemüsegarten besaß, doch diesmal war es ein ganzes Bündel Banknoten. Es drängte ihn, ein Stück Land zu kaufen, wie es die Offiziere taten. Sie gingen einfach zum Grundbuchamt, studierten die Landkarten und kamen hocherfreut zurück, als wären sie auf Gold gestoßen.
Er beschloss, es auch einmal zu versuchen.
Als er sich der Eingangstür des Grundbuchamts näherte, bemerkte er die herablassenden Blicke der Stadtbewohner und begriff, dass er mit dem struppigen Haar und dem ungepflegten Bart Aufsehen erregte. Er hatte sich so lange dahinter versteckt, dass es Zeit für einen einschneidenden Schritt war.
Der Friseur nickte. »Alles ab, Kumpel? Wird auch Zeit. Sie fallen ja bald drüber. Komplett rasieren?«
»Nein, das nicht!«
Der Friseur lachte. »Ihr alten Bushies hängt an euren Bärten, was? Besser als jeder Schal. Was also darf es sein?«
»Schneiden Sie ihn bitte ordentlich.« Claude flüsterte beinahe, da ihm die Blicke der anderen Kunden nicht behagten. »Einfach nur ordentlich.«
»Recht so.«
Als der Friseur fertig war, schwenkte er triumphierend die Schere und lobte sich selbst. »Was sagen Sie dazu? Erstklassige Arbeit, macht Sie dreißig Jahre jünger. Sie sind gar nicht so grau, wie ich dachte.«
Er wandte sich an die übrigen Männer. »Was meint ihr? Findet ihr ihn nicht schick?«
Alle stimmten zu, während Claude, der sich plötzlich im Mittelpunkt des Interesses fand, tausend Tode starb. Er warf einen Blick in den Spiegel und sah weder sein graubärtiges Selbst noch den ehemals glatt rasierten Kammerdiener, sondern einen würdevollen Herrn in mittleren Jahren, dessen Bart und Frisur ihn verblüffend an Sir James erinnerten.
Claude bezahlte geistesabwesend und kippte im nächsten Pub einen Whisky, bis er wieder richtig atmen konnte und sein Herzschlag sich beruhigt hatte.
Niemand sah ihn an, als er sich erneut zum Grundbuchamt begab. Er war ein freier Mann, der sich nicht mehr schüchtern im Hintergrund halten musste.
Der Whisky hatte zu seinem Selbstbewusstsein beigetragen, und er marschierte schnurstracks zum Auskunftsschalter, wo er sich nach Land erkundigte, das zum Verkauf stand.
»Den Gang runter, dritte Tür rechts.«
Er wartete geduldig hinter zwei Männern, die Vermessungskarten studierten, und versuchte mitzuhören, um etwas über die Vorgänge zu erfahren. Als sie gingen, vertiefte er sich allein in die Karten.
Es dauerte eine Weile, bis er herausgefunden hatte, dass neu vermessenes Land zwei Pfund pro Hektar kostete. Das
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