Insel der glühenden Sonne
von Gartenarbeit nicht viel verstehe.«
»Müssen Sie auch nicht. Alle Offiziere haben Gärten, die von Sträflingen bestellt werden. Sie suchen in den Akten nach den fähigsten Männern für die Aufgabe.«
»Das wäre eine große Hilfe«, warf Barnaby ein.
»Sicher«, bemerkte Mrs. Flood höhnisch. »Damit kennt sich Mr. Warboy aus.«
Er tat, als hätte er es nicht gehört.
In der nächsten Straße entdeckte er die Kirche mit dem aus Stein gehauenen Spitzturm, den er vom Schiff aus gesehen hatte.
»Die St. David’s Church«, erklärte Captain Moore, den es nicht weiter zu stören schien, dass sie Sir John und ihren Gastgeber weit hinter sich gelassen hatten.
Barnaby bestaunte den herrlichen Garten, der Kirche und Pfarrhaus umgab.
»Sie fasst bis zu zweitausend Menschen. Und es gibt einen wunderbaren Sträflingschor.«
»Was befindet sich dort unten?«, fragte Lady Franklin.
»Die Straße führt zur Farm und zu den Fabriken, den Lagerhäusern, der Werkstatt des Schiffszimmermanns und dem Kalkbrennofen. Also nichts Besonderes. Es gibt auch eine Schneiderwerkstatt, in der Lehrlinge ausgebildet werden, aber wo die liegt, weiß ich nicht genau.«
»Ich habe gehört, dass samstagnachmittags Unterricht erteilt wird«, sagte Lady Franklin. »Ein Segen für die vielen Unglücklichen, die nicht lesen und schreiben können.«
»Das ist in der Tat so. Es gibt auch Abendkurse, bei denen sich gebildete Sträflinge freiwillig als Lehrer betätigen und damit auch gegen die Langeweile der Ausgangssperre angehen. Schiffbau wird ebenfalls unterrichtet.«
»Und doch haben wir bisher kaum einen Arbeiter gesehen. Sind die alle wegen uns eingesperrt?«
»Ganz und gar nicht, Euer Ladyschaft. Die Farm und die Werkstätten sind in Betrieb, doch man wird nicht mit Besuchern rechnen.«
»Dann gehen wir dorthin.«
Veränderung lag in der Luft, als würde sich ein Tor öffnen und die dahinter liegenden Geheimnisse enthüllen.
Sir John holte sie ein, und der Captain wandte sich Hilfe suchend an seinen Vorgesetzten.
»Lady Franklin wünscht die Gefangenen bei der Arbeit zu sehen.«
»Nein, meine Liebe, wir wollen sie doch nicht dabei stören. Arbeiter sind überall gleich. Und es wäre weit zu laufen. Der Kommandant und ich gehen jetzt zurück.«
»Sehr gut. Aggie, Mrs. Flood, möchten Sie ebenfalls umkehren?«
»Ich leiste den Damen Gesellschaft«, meldete sich Leutnant Flood, sodass die Gruppe nur noch aus Captain Moore, Lady Franklin, Dr. Roberts und Barnaby bestand.
Die Leute arbeiteten wie auf jeder anderen Farm, nur waren viele durch eine Eisenkugel und Ketten behindert.
Barnaby hatte vor einiger Zeit in Hobart versucht, eine derartige Kugel anzuheben, deren Gewicht ihn sehr beeindruckt hatte.
»Darf ich etwas fragen?«
»Gewiss, Sir.«
»Warum sind diese Männer mit Kugel und Kette belastet, wenn eine Flucht aus Port Arthur als unmöglich gilt?«
»Na ja, sie versuchen es dennoch, und es wird viel Zeit dafür aufgewendet, die Insel nach entlaufenen Sträflingen abzusuchen. Sie überlegen sich die erstaunlichsten Tricks, bauen Flöße und sogar Boote oder schleichen über die Landenge von Eagle Hawk. Ein Mann wollte in einem Fass davonsegeln, ein anderer tarnte sich mit einem Kängurufell. Sie sind ungeheuer erfinderisch.«
In der Nähe einer Sägemühle taumelten Männer in schweren Fußeisen unter dem Gewicht der Bretter, und obwohl Barnaby schon öfter Kettensträflinge gesehen hatte, wirkten diese besonders verzweifelt.
Roberts konnte nicht an sich halten. »Captain Moore, die Fußeisen dieser Männer sehen irgendwie anders aus. Entsprechen sie den Vorschriften?«
»Ja, Doktor, diese Männer haben sich wiederholt abgesetzt. Die Strafe dafür sind hundert Peitschenhiebe und Schwerstarbeit. Sie tragen doppelte Eisen, das ist der Unterschied, den Sie bemerkt haben.«
»Die armen Kerle«, murmelte Barnaby.
»Sie sind selbst schuld. Es gibt schlimmere Strafen.«
Barnaby wandte sich ab, er wollte gar nichts mehr darüber
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