Insel der glühenden Sonne
Auf einer gärtnerisch gestalteten Anhöhe lag ein schönes weißes Haus, umgeben von anderen hübschen Gebäuden und grünen Wiesen. Zwischen den Dächern lugte sogar ein eindrucksvoller Kirchturm hervor.
Als der Gouverneur und seine Frau an Land gingen, wurden sie von Major Farraday, dem Kommandanten des Gefängnisses, in der Uniform der Royal Scots empfangen. Daneben standen eine Blaskapelle in sauberer Sträflingskleidung und eine Gruppe Zuschauer, die jubelten, bis die Kapelle ein Lied anstimmte, das die gewundene Begrüßungsrede des Kommandanten übertönte. Captain Moore schoss vor, um den Musikern Einhalt zu gebieten.
Nachdem die Begrüßungszeremonie erledigt war, gingen alle Gäste an Land und wurden zum Essen ins Haus des Kommandanten gebeten. Es handelte sich um das schöne Gebäude auf der Anhöhe, von dem aus sich ein spektakulärer Blick in alle Richtungen bot.
Barnaby ergriff die Gelegenheit, sich das Reich des Kommandanten anzusehen, und war erneut beeindruckt von der Ordnung und Sauberkeit der Sträflingssiedlung.
»Ich freue mich auf unseren Spaziergang«, sagte er zu Miss Skinner, die entsetzt zurückwich.
»Da draußen? Niemals! Dort werden die Kriminellen gehalten. Ich setze keinen Fuß aus dem Haus.«
»Unsinn, Aggie«, rief Lady Franklin. »Nach dem Essen erforschen wir die Gegend. Ich kann es gar nicht abwarten, mich umzusehen.« Sie holte tief Luft. »Sehen Sie sich die weißen Schaumkronen auf den Wellen an. Was für eine wunderbare Kulisse, und das verdanken wir alles Gouverneur Arthur! Er hat den idealen Ort für das Gefängnis ausgesucht.«
Das offizielle Mittagessen war ausgezeichnet – sieben Gänge, die von hübschen Mädchen in schwarzen Kleidern und weißen Häubchen aufgetragen wurden.
»Kompliment an Ihren Küchenchef, Herr Kommandant«, sagte Dr. Slatter. »Woher kommt er?«
»Aus London. Stand in den besten Hotels in hohem Ansehen, wurde aber leider im Foyer des Grand Duke in der Oxford Street wegen Trunkenheit verhaftet und bekam zehn Jahre dafür. Er hat eine unserer Serviererinnen geheiratet.«
»Ein Sträfling, der ein Mädchen aus Hobart heiratet?«, erkundigte sich Mrs. Flood.
»Guter Gott, nein, die Serviererinnen kommen auch alle aus dem Gefängnis. Wie Sie sehen, haben wir hier eine Modellstadt aufgebaut.«
Nach dem Essen hätte Barnaby am liebsten die Füße hochgelegt und ein weiteres Glas Dessertwein genossen, doch die Gäste versammelten sich auf der Veranda und zogen ihre Mäntel über, um sich auf die Expedition vorzubereiten.
Es tröstete ihn, dass Lady Franklin seine neueste Errungenschaft bewunderte. »Er ist wunderbar geschneidert. Sicher ein Londoner Import?«
»Nein, von einem Schneider aus Hobart. Ehemaliger Sträfling. Sein Richter hat uns jedenfalls einen großen Gefallen getan, als er ihn begnadigte.«
»Dann müssen Sie mir seinen Namen verraten. Ich hätte auch gern einen maßgeschneiderten Mantel. Kommen Sie, Barnaby, Captain Moore wird uns führen.«
Sie marschierten die solide gepflasterte Straße entlang, vorbei am Büro des Kommandanten und den vergitterten Fenstern und verschlossenen Toren des riesigen Gefängnisses, in dem eine unheimliche Stille herrschte, als würden alle den Atem anhalten, bis die eingeschüchterte Gruppe die hohen Mauern passiert hatte.
Barnaby atmete erleichtert auf, als sie aus dem Schatten des Gebäudes ins helle Sonnenlicht traten. An einer Kreuzung wies Captain Moore darauf hin, dass sich links das Krankenhaus, die Wohnung eines Polizisten und das Häuschen des Farmaufsehers befanden.
»Sie werden auch noch die große Farm sehen. Dort züchten die Leute eigenes Gemüse und halten Schafe, Schweine und Milchvieh. Zunächst gehen wir aber die Champ Street entlang.«
»Warum heißt sie so?«, wollte Lady Franklin wissen.
»Das weiß ich leider auch nicht.«
»Erkundigen Sie sich bitte. Wem gehören denn die netten Häuser auf der linken Seite?«
»Dem Richter, dem Chirurgen und dem Militärarzt. Dr. Roberts, wenn Sie sich für Port Arthur entscheiden, werden Sie hier wohnen. Die Gärten sind reizend, nicht wahr?«
»Ja, Captain, obwohl ich
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