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Insel der glühenden Sonne

Titel: Insel der glühenden Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Gebiet lag zu weit im Norden, als dass es für ihn interessant gewesen wäre, und er suchte nach einer Karte der ehemaligen Annabella-Schafstation. Sie war veraltet, da das Gebiet, das längst zum Tierheim gehörte, dort noch als verkäuflich ausgewiesen war. Es passte so gar nicht zu der Karte, die man Claude gegeben hatte, als er die Stelle antrat, und er lebte mittlerweile so lange dort, dass er jedes Fleckchen Erde kannte.
            Claude ging mit der Karte zum Schalter und wies mit leiser Stimme auf den Fehler hin.
            »Dieses Land kann nicht zum Verkauf stehen, Sir, dort befindet sich bereits das staatliche Tierheim.«
            Der Beamte sah sich die Karte an. »Nein, es ist zu verkaufen. Das angrenzende Land wurde als Tierheim verkauft. Sehen Sie hier, fünf Shilling den Hektar.«
            »Fünf Shilling den Hektar?«, fragte Claude und dachte an das nördliche Gebiet, das für das Vierfache angeboten wurde. »Das kann doch nicht stimmen.«
            »Sie müssen schon wissen, ob Sie es wollen oder nicht.«
            »Ich nehme es«, sagte er rasch. »Zwanzig Hektar. Das macht fünf Pfund, richtig?«
            »Ja.«
            Nachdem er die Summe bezahlt und eine Quittung erhalten hatte, wies man ihn an, am nächsten Tag die Besitzurkunde abzuholen. Auch da rechnete Claude noch damit, man werde ihm sagen, es habe sich um einen Irrtum gehandelt.
            Aber nein, man überreichte ihm die Urkunde, die mit einem roten Band verschnürt war, und verabschiedete ihn höflich.
            Nun gehörte Claude die Hälfte des Landes, auf dem sich sein Tierheim befand, und er hatte noch immer einen Haufen Geld in der Tasche. Also gab es eine weitere Premiere: Er eröffnete ein Bankkonto und gab als Berufsbezeichnung Landbesitzer an.
             
            Während er über das Land ritt, das er liebte und das ihm nun auch zur Hälfte gehörte, kehrte Claude in Gedanken zu Lady Huxtable zurück.
            »Was sagst du nun? Hast du je in den Spiegel geblickt und gemerkt, wie hässlich du bist? Oder dich gefragt, was aus dem Kammerdiener geworden ist, den du ins Gefängnis geschickt hast? Wohl kaum.«
            Er hätte sie gern noch einmal gesehen und auf Augenhöhe angesprochen. Einfach den Hut gelüftet und sie gegrüßt wie eine flüchtige Bekannte.
            Claude stellte fest, dass er mittlerweile über eine Episode lachen konnte, die beinahe sein Leben ruiniert und ihn von Grund auf verändert hatte. Unter den Dienstboten war er damals als Witzbold bekannt, selbst Sir James lachte bisweilen über seine Scherze. Doch dann war sie gekommen und hatte alles zerstört. Was mochte aus den ganzen Leuten im Haus geworden sein?
            Der rauchende Schornstein verriet ihm, dass Freddy noch da war. Es hätte ihn nicht überrascht, wenn er sich mit den restlichen Pferden davongemacht hätte. Seine Zeit in London, wo es von Räubern und Dieben nur so wimmelte, hatte Claude gelehrt, nie ein Risiko einzugehen, vor allem nicht nachts. Es hatte eine Weile gedauert, bis er sich in Van Diemen’s Land daran gewöhnt hatte, dass ihm von den Schlangen im Unterholz größere Gefahr drohte als von menschlichen Wesen.
            Er hatte Freddy absichtlich allein gelassen, denn der Flüchtige konnte es sich nicht leisten, sich noch einmal erwischen zu lassen. Wiederholungstätern drohten die Peitsche und eine Überstellung nach Port Arthur, wo sie in den Kohlegruben schuften würden, ein Schicksal, das Claude niemandem wünschte.
            Freddy stand am Tor, das Gesicht stoppelbärtig wie verlangt.
            »Wo bist du gewesen?«, rief er kläglich, als er dem Reiter und seinem Hund das Tor öffnete. »Ich hab tagelang hier festgesessen und schon gedacht, du kommst gar nicht mehr zurück.«
            »Warum festgesessen?«
            »Ich habe mich nicht nach draußen getraut in diesen verdammten Zoo, lauter wilde Tiere und nachts die furchtbaren Schreie.« Er lief neben dem Pferd her. »Die Schwarzen sind sicher auch gefährlich. Keine Ahnung, was die nachts treiben, aber man muss bestimmt aufpassen. Ich hatte mir dein Gewehr geholt, konnte aber keine Munition finden, also saß ich fest …«
            Claude stieg ab. »Wenn die Katze aus dem Haus ist …«
            »Was soll das heißen? Gibt es hier Mäuse? Wohl eher Wölfe.«
            »Duke ist die Katze. Die

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