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Insel der glühenden Sonne

Titel: Insel der glühenden Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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erbarmungslos.«
            »Ich habe in Hobart genug gesehen.«
            »Vermutlich schon, aber ich wette, Port Arthur ist noch schlimmer. Immerhin sitzen hier die Wiederholungstäter. Die Leute in Hobart sind kleine Fische dagegen.«
            »Ich weiß, aber Dr. Slatter sagt auch, ich hätte das Recht, exzessive disziplinarische Maßnahmen zu unterbinden, dort könnte ich also etwas bewegen. Ich halte nicht feige den Mund, Mr. Warboy, das können Sie mir glauben.« Er lächelte. »Und es wäre auch eine Beförderung. Wenn ich mich weigerte, würde mir das in einflussreichen Kreisen sicher schaden.«
            Als sich die Sonne hinter einer grauen Wolkendecke verbarg, wurde es plötzlich kalt. Barnaby knöpfte sich den Mantel zu und rückte den Schal zurecht. »Das Angebot hat eben seine Vor- und Nachteile. Keine leichte Entscheidung. Aber mit allem nötigen Respekt, Dr. Roberts, falls Sie annehmen, würde ich Ihnen vorschlagen, einen bestimmten Zeitraum festzulegen. Ein oder zwei Jahre vielleicht.«
            »Ist so etwas möglich?«
            »Gewiss doch. Besprechen Sie es mit dem Vizegouverneur. Mit einem solchen Vertrag sind Sie auf der sicheren Seite, können nicht von kleinmütigen Bürokraten entlassen werden und sich ehrenvoll zurückziehen, falls Ihnen die Arbeit nicht gefällt.«
            »Vielen Dank, Mr. Warboy, das werde ich mir überlegen.«
             
            Die Rückfahrt war unruhig, doch außer Miss Skinner litt niemand unter Seekrankheit.
            Allyn brachte sie in eine Kabine und half ihr, sich hinzulegen. Dann stellte er einen Eimer hin, betupfte ihr Gesicht mit einem feuchten Tuch und versuchte ihr zu erklären, dass eine Dosis Laudanum überhaupt nicht helfen würde. Je mehr sie schrie und jammerte, desto heftiger musste sie erbrechen.
            Schließlich gelang es ihm, sie zu beruhigen, und er verschwand in einer Ecke, um endlich den Zettel zu lesen, der ihm förmlich in der Tasche brannte.
            Ein kleines, gefaltetes Blatt, das er gefunden hatte, nachdem er sich um den Mann mit den Daumenschrauben gekümmert hatte. Er hatte die gebrochenen Daumen gerichtet, Laudanum verabreicht und die Aufseher angewiesen, den Mann in Ruhe schlafen zu lassen. »Morgen früh wird er allerdings Schmerzen haben.«
            »Das ist gegen die Regeln, er muss sich um sechs zum Dienst melden.«
            »Jetzt sehen Sie, was Sie angerichtet haben«, knurrte der andere Aufseher. »Wie sollen wir ihn nun in seine Zelle kriegen? Der ist doch völlig hinüber.«
            Jemand schlug eine Schubkarre vor. »Keine Sorge, Mister, wir machen das schon. Wiegt doch nichts, der Kerl.«
            Allyn versuchte, sich an die Gesichter zu erinnern. Wer mochte ihm den Zettel zugesteckt haben?
            Die Erklärung fand sich bald. Die Worte waren auf die Rückseite eines Blattes mit Vorschriften notiert, laut denen die Sträflinge von Port Arthur ohne Erlaubnis des Kommandanten keine Post erhalten oder versenden durften. Die Handschrift war groß, mit gut geformten Buchstaben, aber unregelmäßig, als hätte der Schreiber es eilig gehabt. Empfängerin war eine Mrs. L. Harris, Sassafras Road, Hobart, unterzeichnet hatte L. Harris, vermutlich ihr Ehemann oder Sohn.
             Liebe Josie,
            du musst einem Anwalt sagen, er soll sich mein Strafregister ansehen und mich hier rausholen.
            Ich habe niemanden angegriffen, es war andersherum. Beeil dich,
            Lester
     
     
            Allyn steckte den Zettel wieder ein und fragte sich, ob er ihn überbringen sollte. Wenn ja, musste es anonym geschehen, er machte sich damit ja strafbar.
            Im Aufenthaltsraum sah er Flood am Kartentisch. Mr. Warboy döste in einem Sessel vor sich hin. Dann traf ihn die Erkenntnis.
            Sassafras Road!
            Shanahan, der draußen auf der Farm arbeitete, hatte ihn mit einer Mrs. Harris und ihrer Tochter bekannt gemacht. War es möglich, dass es sich um diese Frau handelte? Er hatte ein schlechtes Gewissen, als könnten ihm die anderen Gäste ansehen, dass er ein illegales Dokument bei sich trug. Er verzog sich in einen Sessel an der Wand.
            Mrs. und Miss Harris. Das hübsche blonde Mädchen. Angesehene Damen. Gewiss hatten sie nichts mit einem Kriminellen namens Lester zu tun.
            Und wenn doch, konnte es

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