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Insel der glühenden Sonne

Titel: Insel der glühenden Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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sich wohl nur um den Sohn von Mrs. Harris handeln, einen verlorenen Sohn, sozusagen. Gewiss war sein Vergehen leicht gewesen und die Strafe unverhältnismäßig, denn es war bekannt, dass man in Van Diemen’s Land ständig neue Arbeitskräfte brauchte. Seine Mutter hatte ihm den leichtsinnigen Lebenswandel verziehen und war nach Hobart ausgewandert, um in seiner Nähe zu sein, wenn er entlassen wurde.
            Allyn nickte. Dieses Szenario schien durchaus glaubwürdig. Nur, fiel ihm dann ein, lautete die Anrede »Liebe Josie«. Wer würde seine eigene Mutter so nennen? Dann musste eben die Schwester gemeint sein. Vielleicht fühlte sich die Mutter einem Besuch beim Anwalt nicht gewachsen.
            »Woran denken Sie im Augenblick, Doktor?«, erkundigte sich Flood.
            »Verzeihung, Leutnant, ich muss wohl eingenickt sein.«
            »Wir sprachen gerade über die Namensänderung. Manche glauben, der Niederländer Abel Tasman sei zu bescheiden gewesen. Da er dieses Land als Erster erforschte, hätte er es durchaus nach sich benennen können.«
            »Er hat sich selbst für Van Diemen entschieden, oder? Wer war das eigentlich?«
            »Ach, ihr jungen Leute«, seufzte Dr. Slatter. »Er war Gouverneur von Niederländisch-Ostindien.«
            »Verstehe. Er hatte also gar nichts mit dieser Kolonie zu tun.«
            »Eben!«, meinte Flood eifrig. »Er hat nie einen Fuß auf die Insel gesetzt. Tasman ist der Held, nicht Van Diemen.«
            »Was meinen Sie dazu, Sir John?«, fragte Allyn.
            »Netter Gedanke, aber man kann den Namen nicht mehr ändern. Außerdem war Tasman eine bedeutende Persönlichkeit, deren Entscheidung man respektieren sollte.«
            »Natürlich, Sir«, sagte Flood nun schmeichlerisch.
            »Trotzdem schade«, meldete sich Mr. Warboy aus seiner Ecke. »Tasmans Forschungsreisen waren einfach zu wichtig. Mit allem Respekt, Sir John, aber der Mann hat Besseres verdient. Und es ist nie zu spät.« Er sah sich um. »Wo sind wir eigentlich? Das Wasser scheint ruhiger zu sein.«
            »Auf dem Derwent«, meinte der Gouverneur lächelnd. »In einer halben Stunde legen wir sicher in Hobart an.«
            »Ich danke für einen interessanten und überaus angenehmen Tag«, sagte Barnaby, doch dann überfielen ihn die dunklen Gedanken vom Morgen. Am liebsten hätte er mit der Jacht kehrtgemacht und wäre woandershin gesegelt, wo es keine Eindringlinge im eigenen Haus und keine skandalösen Schwangerschaften gab.
            Was hatte sich das Mädchen nur dabei gedacht? Ganz typisch, die stillen Wasser. Jedenfalls war die Situation ausgesprochen lästig.
            Er murmelte gereizt vor sich hin, worauf Lady Franklin sich umsah.
            »Geht es Ihnen gut, Barnaby?«
            »Ja, danke. Nur leichte Verdauungsstörungen. Ich habe wohl einfach zu viel und zu gut gegessen.«

 

  10. Kapitel

 
            Für Millicent Warboy sollte es der schlimmste Tag ihres Lebens werden. Sie hatte vorgehabt, mit Barnaby unter vier Augen über ihre Tochter zu sprechen. Er hatte sich eingemischt und ihnen vorgeworfen, dass sie Penn ein paar Klapse versetzt hatten, um sie wieder zur Vernunft zu bringen, und war dann einfach verschwunden, ohne ihnen ein Wort zu sagen. Nur Shanahan, dieser dreckige Ire, wusste, wo er steckte, wollte aber selbst dann nichts verraten, als Jubal ihm mit Entlassung drohte.
            Millicent misstraute ihm sowieso und hatte Barnaby gesagt, wie sehr es sie störe, einen Papisten auf der Farm zu haben, doch er wollte einfach nicht einsehen, warum das ein Problem sein sollte.
            »Er ist der beste Mann für die Aufgabe.«
            Nun würde er sich die Sache genauer ansehen müssen. Sie wäre gar nicht überrascht, wenn Shanahan ihre Tochter vergewaltigt hätte.
            Wer sonst sollte Gelegenheit dazu haben? Wer sonst konnte kommen und gehen, wie es ihm beliebte? Sie spürte, wie der Zorn sie aufs Neue überfiel, und sank auf die Knie, betete zum Heiligen Geist, er möge sie vor dem entsetzlichen Skandal beschützen, und zu Gott, dem rachsüchtigen Vater, er möge den Vergewaltiger niederstrecken und in die Gluten der Hölle stürzen.
            Und im Geist konnte Millicent Shanahans Hände auf dem Leib ihrer Tochter sehen, seinen nackten, verschwitzten Körper auf dem Bett, wie er den

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