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Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Titel: Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Ohms
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keine Menschen.«
    Makaio sah sie noch immer an, die Traurigkeit glimmte in seinen Augen. Offenbar wollte er doch nicht über sie herfallen.
    »Was bist du, Makaio?«
    Er lachte leise auf, für eine Sekunde sah es aus, als wollte er etwas sagen ...
    Doch dann strich ein flatterndes Rauschen über den Kamm des Berges. Der Pegasus segelte über den Waldrand neben ihrem Aussichtspunkt. Es war ein gewaltiges Tier! Mit den ausgebreiteten Flügeln musste es so breit sein, wie die Baumriesen hoch waren. Der Pegasus ließ sich tiefer gleiten, drehte eine halbe Runde über der Freifläche und landete schließlich hinter Makaio am Rand des Abgrunds. Seine Flügel flatterten noch kurz, als müssten sie sich ausschütteln und legten sich dann über dem Pferderücken zusammen.
    Makaio drehte sich zu dem Tier um, tätschelte den Hals der Pegasus-Stute und sprach in ihr Pferdeohr. Die beiden hielten ein seltsames Zwiegespräch, das aus lautlosem Flüstern und den Gesten des Tieres bestand.
    Doch nach einer gefühlten Ewigkeit drehte Makaio sich zu Eleni um. »Sie hat deine Freundin gefunden. Philine lebt.«

K APITEL S IEBZEHN
    W ie in einem wirren Film streiften die Erinnerungen durch Philines Gedanken. Sie hörte schreiende Delfine, schwarze Schatten flimmerten vor ihren Augen und um sie herum peitschten die Fischschwänze der Hesperiden. Die dunkle Tiefe des Meeres legte sich beklemmend um ihre Lunge, aber von irgendwoher kam Luft, ausreichend Luft, um zu überleben. Unablässig versuchte sie, die Erinnerungen zu ordnen, zu verstehen, was mit ihr passierte. Aber immer wenn sie glaubte, etwas fassen zu können, wirbelten die Bilder wieder durcheinander – wie in einem Fiebertraum, der keinen Anfang und kein Ende besaß und sich einfach nur endlos im Kreis drehte.
    Der einzige ruhige Punkt in dem Traum war die Höhle, rauer, harter Stein unter ihrem Körper und kühle Luft auf ihrer Haut. Doch jedes Mal, wenn sie anfing, sich in der Ruhe zu erholen, kehrte das Wasser zurück, hob sie hoch und warf sie mit dem Schaukeln der Wellen hin und her.
    Philine rechnete nicht mehr damit, dass der Albtraum irgendwann enden würde. Aber schließlich kam der Moment, in dem er vorbei war.
    Philine fuhr auf. Sie war tatsächlich in der Höhle aus ihrem Traum! Es war ein kleiner Raum, in dem sie von dunklen Steinen umschlossen wurde. Nur am Ende der Höhle war eine Öffnung, durch die dämmriges Tageslicht hereindrang. Philine bewegte ihre Arme, ihre Beine ... sie fühlten sich steif und schwach an, aber ihre Muskeln funktionierten noch. Ohne darüber nachzudenken, hob sie sich auf alle viere. Sie musste zum Licht, musste aus der Höhle schauen und sehen, wo sie war!
    Erst in diesem Moment hörte sie das patschende Geräusch. Aus allen Richtungen drang es auf sie ein. Dann sah sie die Gestalten im Gegenlicht: Sieben Kreaturen umzingelten sie im Halbkreis, ihre schlagenden Fischschwänze klopften im Gleichtakt auf den Boden.
    Die Hesperiden!
    Philine hielt inne. Die Augen der Nixen starrten sie an, sieben durchdringende Augenpaare, die nicht ein einziges Mal blinzelten. In grotesken Gesten hatten die Meerjungfrauen ihre Köpfe zur Seite geneigt und machten den Eindruck, als würden sie schon seit Stunden so regungslos dasitzen.
    Philine schluckte einen schweren Kloß hinunter und setzte sich wieder zurück in die Ecke, in der sie zuvor gelegen hatte.
    Die Gesichter der Hesperiden regten sich noch immer nicht, nur ihre Schwanzflossen klopften im Takt. Fast erschienen sie wie in Trance, mit ihren Gedanken ganz weit fort. Falls sie überhaupt so etwas wie Gedanken besaßen.
    Philine kroch noch weiter zurück an die Felswand und fragte sich, was sie jetzt tun sollte. Sie begriff, dass die Hesperiden sie gefangen hatten, dass sie jetzt hier saßen, um sie zu bewachen. Hieß das, die Kreaturen hatten sie auf die Inselgebracht? Wo sonst sollten die Beschützerinnen der Insel sie gefangen halten?
    Ob ihre reglosen Wächterinnen es bemerken würden, wenn sie aufstand – wenn sie einfach aus der Höhle hinausspazierte?
    Als hätten sie Philines Fluchtgedanken erahnt, ruckten die Köpfe der Hesperiden herum und wurden lebendig. Die Vorderste von ihnen hörte auf, mit ihrem Schwanz zu schlagen. In Sekundenschnelle veränderten sich die schillernden Fischschuppen, glätteten sich und teilten sich in zwei menschliche Beine. Noch in derselben Bewegung stand die Nymphe auf und hockte sich vor Philine auf den Boden.
    Eine leichte Brise wehte durch die

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