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Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Titel: Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Ohms
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Hesperiden erwartungsvoll um sie herumstanden und zusahen.
    Das Blut auf der Nase der Nymphe wurde blasser und verschwand schließlich ganz. Ihre Zunge schnellte in den Mund zurück, aus ihren Augen blitzte es. »Nachtblut!« Ihre Stimme peitschte wie ein Todesurteil. »Er hat es versteckt! Aber irgendwo werden wir sein Zeichen finden!«
    Die Hesperiden stießen ein Fauchen aus, wieder mischte sich das schrille Fiepen hinein, das Philines Ohren zerfetzen wollte. Aber noch ehe sie die Hände heben konnte, war es auch schon vorbei.
    »Die Flut kommt!«, rief eine der Hesperiden vom Eingang der Höhle herüber.
    Philine riss den Kopf herum und starrte nach draußen. Im selben Moment sah sie das Meer, wie es unterhalb der Höhle gurgelnd gegen die Steine schlug, nur einen kleinen Augenblick, bevor es durch den Eingang der Höhle schwappte und in einer zischenden Welle auf sie zurollte.
    Die Hesperiden stießen ein freudiges Geräusch aus, das Wasser platschte über ihre nackten Beine – gleich darauf waren ihre Fischschwänze zurück.
    Die nächste Meereswelle drang in die Höhle, spülte dieses Mal deutlich höher herein, bis auch Philine vom Boden hochgehoben wurde. Sie schrie erschrocken auf, aber ihr Ruf ging im Gewühl der Hesperiden unter. Sie ließen sich vom Meer hin und her schaukeln und sprangen freudig durch das Wasser. Die dritte Welle rollte herein, wieder um einiges höher als die Welle zuvor.
    Es dauerte nur zehn oder zwanzig Wellenschläge, ehe die Höhle fast bis zur Decke gefüllt war. Über ihnen blieb nur noch ein schmaler Spalt, in dem Philine Luft holen konnte. Die Wellen rissen sie hin und her, immer wieder ging sie unter und sah die Hesperiden im dunklen Wasser vor sich – wie sie vor ihr durch die Höhle schwammen.
    Am liebsten wollte Philine zwischen ihnen hindurchtauchen und aus der Höhle nach draußen gelangen.
    Aber die Nixen ordneten sich unter Wasser zu einem Halbkreis und beäugten Philine mit so scharfen Blicken, dass sie es nicht wagte, auch nur in ihre Richtung zu schwimmen.
    Stattdessen nutzte sie die kurzen Pausen zwischen den Wellenschlägen, um ausreichend Luft zu holen – und hoffte darauf, dass die Flut irgendwann genauso plötzlich verschwinden würde, wie sie gekommen war.
    Makaios Pegasus-Stute hieß Lagi. Zumindest war das der Name, den Makaio benutzte, wenn er leise mit ihr sprach. Lagi war diejenige, die den Weg aussuchte, auf dem sie von nun an weiterwanderten. Im Grunde wäre es am leichtesten,wenn sie mit dem Pegasus fliegen würden. Aber Makaio erklärte, es wäre zu gefährlich, weil ihre Feinde sie in der Luft viel zu leicht entdecken konnten. Ihre Feinde ... Makaio sagte es nicht – aber Eleni ahnte, dass er damit die Schattengestalten meinte.
    Also gingen sie weiterhin zu Fuß. Makaio erzählte, dass Philine an der Küste gefangen gehalten wurde. Allerdings nicht auf der Seite der Insel, auf der sein eigenes Revier lag, sondern in einer Gegend, die er nicht kannte. Lagi führte sie noch eine Weile auf dem Kamm des Berges entlang und schließlich stiegen sie wieder auf der Seite hinunter, die sie von dem großen Tal in der Mitte der Insel fortführte.
    In den nächsten drei Tagen überquerten sie einen Gebirgszug nach dem anderen. Angeblich hatte der Pegasus den kürzesten Weg für sie ausgesucht, um an ihr Ziel zu gelangen und Eleni zweifelte keine Sekunde daran. Ein so mühsamer Weg, der inmitten des dichten Dschungels bergauf und bergab führte, war aus der Luft gesehen bestimmt der kürzeste. Aber von der Erde aus betrachtet, war es gewiss nicht der schnellste.
    Meistens, wenn sie die Täler zwischen den Bergen durchquerten, trafen sie auf Flussläufe oder zumindest auf Bäche. Makaio wies Eleni wieder an, auf keinen Fall zu reden oder irgendeinen anderen menschlichen Laut von sich zu geben, solange sie in der Nähe des Wassers waren. Er füllte zwar die Wasserbeutel jedes Mal auf, wenn sie die Flüsse überquerten. Auch seine Beine verwandelten sich in eine Fischflosse, sobald er ins Wasser tauchte und manchmal musste er mit Eleni schwimmen, damit sie ans andere Ufer kamen. Aber sie hielten sich nie länger in der Nähe des Wassers auf als nötig.
    In dieser Zeit sprachen sie nicht mehr darüber, wie leicht Makaio einen Menschen angeblich töten konnte. Aber Eleni vertraute ihm allmählich. Wenn er sie hätte töten wollen, hätte er es längst tun können. Und hier auf der Insel war es vielleicht sogar von Vorteil, wenn ihr Begleiter möglichst gefährlich

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